3,6 Millionen Euro für Inselgrün

3,6 Millionen Euro für Inselgrün

Die Förderung ermöglicht einen grünen Lückenschluss.

Norderney/BD – Große Freude bei Norderneys Bürgermeister Frank Ulrichs: „Ich gebe zu, seit der Nachricht habe ich ein Lächeln im Gesicht“. Am Mittwoch erreichte ihn die Nachricht, dass Norderney 3,6 Millionen Euro erhält, um das Projekt „Grünes Quartier Mühlenallee“ umzusetzen, das die Stadt Ende Juni beim „Förderprogramm des Bundes zur Klimaanpassung in urbanen Räumen“ eingereicht hat. Die Öffentlichkeit war bislang nicht in Kenntnis über das Vorhaben der Stadt.

„Wir können jetzt Dinge umsetzen, die wir schon lange vor der Brust hatten“, sagt Ulrichs. Dazu gehört die Mühlenstraße, die immer wieder Thema war, aber auch immer wieder geschoben wurde.

Ein Blick auf die Übersichtskarte in der beim Bund eingereichten Projektskizze zeigt, dass sich die grün zu gestaltenden Bereiche fast schon wie Biotoptrittsteine über den Ort verteilen. Damit passt das Vorhaben gut zum Thema Insektenschwund und Artensterben, was gestoppt werden soll. Ulrichs bezeichnet die Planung beziehungsweise eingereichte Projektskizze von Bauamtsleiter Frank Meemken (und Team) als „echt pfiffig“. Ulrichs: „Das muss ich wirklich anerkennen. Ein tolles Projekt!“

Zurück zur Mühlenstraße. Sie soll begrünt, durch Baumpflanzung zu einer Allee werden. Außerdem soll dort eine nachhaltige Regenwassernutzung aufgebaut werden.

Ein großer Wurf kann der Stadt mit dem geplanten „Generationenpark“ auf dem Grundstück des Altenheimes gelingen. Er soll ein Ort der Begegnung werden –für alle, die im dortigen Umfeld leben. Platz für den Treffpunkt entsteht nach Abriss des alten „To Huus“-Gebäudes. Das wird noch ein wenig dauern, da dafür erst das im Bau befindliche Blockheizkraftwerk der Stadtwerke fertig sein muss.

„Mit dem Blick aufs Große und Ganze“, wie Ulrichs so schön sagt, wurde der Friedhof, seit vielen Jahren unansehnliches Sorgenkind mitten in der Stadt, ebenfalls mit in das Projekt einbezogen. Der Bürgermeister sieht es als Chance für die Kirche, dort einen angemessen würdevollen Ort zu erhalten, der zum Verweilen und Begegnen einlädt. Der Friedhof gehört der Kirche, aber Ulrichs ist sicher, dass sich für die Pläne entsprechende Verträge schließen lassen.

Der rote, in diesem Fall grüne Faden, zieht sich kreuz und quer durchs Stadtgebiet. Er schließt mit Mühlenallee und künftige Parkanlage die Lücken zu vorhandenen Grünräumen sowohl in Nord-Süd-Richtung als auch in Ost-West-Richtung. Meemken: „Die Dünenlandschaft am Nordstrand und das stark durchgrünte denkmalgeschützte Seeklinikensemble verbinden sich mit der südlich angrenzenden Napoleonschanze, Spielpark Kap Hoorn und Sportplatz bis hin zum Hafen.“ In der anderen Richtung sind es Argonnerwäldchen, Kurplatz und Napoleonschanze mit den Dünen der Kapgärten und dem Ruppertsburger Wäldchen. „Ein Grünzug, der praktisch das ganze Stadtgebiet quert und den Weststrand mit dem freien Naturraum im Inselosten verbindet“, so Meemken. „Mit der Vernetzung der Naturräume werden vor allem stadtklimatische Ziele verfolgt. Weiterhin soll die Biodiversität in der Stadt – jenseits der durch die Nationalparkgesetzgebung geschützten Bereiche – gestärkt werden“, heißt es in der Projektskizze.

Eigentümer der innerstädtischen Grünflächen sind im Wesentlichen die Stadt beziehungsweise ihre Tochtergesellschaften Stadtwerke Norderney GmbH (SWN) und Wohnungsgesellschaft Norderney mbH (WGN) sowie das Land Niedersachsen. „Für Teile der Landesgrundstücke besteht ein Gestattungsvertrag zwischen der Stadt und dem Land Niedersachsen.“

Bei der Begrünung erkennt die Stadt das Problem, dass neben dem Fraßdruck von Damwild und Kaninchen, trockene, windige Sommer sowie starke Regenfälle in der kalten Jahreszeit eine Herausforderung darstellen. Entsprechend sollen Be- und Entwässerung für die Flächen entstehen. Außerdem soll der Blick genauestens auf standortgerechte Bepflanzung gelegt werden, die mit den Bedingungen hier zurechtkommt. Im Vordergrund bei der Auswahl steht aber auch, dass möglichst blühende Pflanzen ausgesucht werden, die Nahrung für Insekten bieten.

Mittwoch entschied sich der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages, aus dem „völlig überzeichneten“ Förderprogramm Norderney mit 3,6 Millionen Euro zu bedienen. Bundesweit werden ab jetzt Modellprojekte mit einem Gesamtumfang von fast 190 Millionen Euro gefördert. Die Mittel werden aus dem sogenannten Energie- und Klimafonds bereitgestellt. Für die Stadt heißt das: 90 Prozent der entstehenden Kosten werden gefördert, zehn Prozent lasten auf der Stadtkasse.

Ulrichs: „Das ist gut angelegtes Geld, mit dem wir nicht nur den Aufenthaltswert für Einheimische und Gäste erhöhen, sondern gleichzeitig auch einen großen Beitrag für die Umwelt und das grüne Image der Insel leisten.“ Er dankte insbesondere Johann Saathoff für seine Unterstützung. „Es macht immer wieder Spaß, mit Johann Saathoff solche Projekte anzugehen, die dann regelmäßig von Erfolg gekrönt sind.“ Der Bundestagsabgeordnete in einer Pressemitteilung: „Ich finde, Norderney hat da ein tolles städtebauliches Projekt entwickelt, das ich sehr gern unterstützt habe. Nun freue ich mich auf die Umsetzung und den ersten Spaziergang in der neuen Mühlenallee.“ Darauf muss er allerdings noch ein wenig warten. Die wird voraussichtlich erst 2023 vollendet sein, die anderen Teilprojekte 2021/2022. Dennoch dürften es (grüne) Lichtblicke in dieser grauen Zeit sein.