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28. Juli 2023, 06:00 Uhr

Angst auf den Nordseeinseln vor drohender Katastrophe

Lesedauer: ca. 2min 37sec
Der Autofrachter „Fremantle Highway“ brennt noch immer. Foto: dpa

Der Autofrachter „Fremantle Highway“ brennt noch immer. Foto: dpa ©

Ameland. Dicke Rauchwolken hängen über dem Wattenmeer, Flammen schlagen aus einem Auto-Frachter vor der niederländischen Insel Ameland. Gut 27 Kilometer vor der Küste versuchen Rettungskräfte mit aller Macht ein Sinken des Schiffes und damit eine Umweltkatastrophe zu verhindern. Auch auf den Ostfriesischen Inseln und an der Küste wächst die Angst. Ein Untergang des brennenden Autofrachters könnte schwere Umweltschäden zur Folge haben.

Noch hat die Havarie geringe Auswirkungen. Uwe Wunder, Feuerwehrmann von der Insel Juist, berichtet in den sozialen Medien über die Sorgen der Insulaner und Gäste. „Mehrfach wurde bei der Feuerwehr gestern angefragt, woher denn dieser stechende Geruch nach brennendem Kunststoff komme“, erklärt der Insulaner. „Die waren, wie es im Urlaub so üblich ist, nachrichtentechnisch eben nicht voll informiert, und so habe ich ihnen die Situation erklärt. Alle sind hier sehr besorgt“.

Auch auf Norderney spürt man Beunruhigung. Bürgermeister Frank Ulrichs: „Das was gerade vor Ameland passiert ist ein Ereignis, vor dem man seitens der Inseln über all die Jahre immer wieder gewarnt und gemahnt hat.“ Spätestens seit der Pallas-Havarie 1998 in der Nordsee vor Amrum oder zuletzt 2022 beim Brand eines Autofrachters, der aus Emden kam, bei den Azoreninseln sei die Gefahr bekannt. Das aktuelle Ereignis zeige abermals, dass es in Fragen der Sicherheit und des Schutzes des Lebensumfeldes vor möglichen Havarien noch viel zu tun gebe, so Ulrichs. „Passieren kann immer etwas und solche Ereignisse sind nie auszuschließen. Wichtig ist nur, darauf im Ernstfall gut vorbereitet zu sein.“

Sollte es zu größeren Verschmutzungen kommen oder gar Katastrophenalarm geben, sieht Ulrichs die Konsequenzen nicht besonders rosig: „Auf den Inseln sind wir für solche Großschadensereignisse nicht vollumfänglich ausgestattet“. Mit dem NLWKN stünde man seit geraumer Zeit in konstruktiven Gesprächen hinsichtlich der Zuständigkeiten und der materiellen Ausstattung zur Ölschadensbekämpfung im Hafen. Bei einem sinkenden Schiff mit Treibstoff, Öl und anderen Schadstoffen an Bord handele es sich jedoch um eine komplexe Schadenslage, in der das Havariekommando Cuxhaven zuständig sei. Dies würde im Ernstfall alle notwendigen Maßnahmen koordinieren und die Gemeinden in der Bekämpfung von Folgen unterstützen.

Natürlich verfüge man auf Norderney über Ölbindemittel, jedoch zuvorderst für den Hafen oder den Straßenbereich. „Wir wären spontan nicht in der Lage, eine massive Ölverschmutzung auf See und an Stränden angemessen zu bekämpfen.“ Ulrichs hofft, dass es nicht so weit kommen wird und man den brennenden Frachter irgendwie in den Griff bekommt. „Im Übrigen stehen wir mit allen Behörden und Nachbarinseln im Austausch“, so der Rathaus-Chef.

Sollten größere Mengen an Öl und Treibstoff in die Nordsee gelangen, gibt es unterschiedliche Methoden, mit denen man versuchen kann, den Schaden zu begrenzen oder gar zu beseitigen. Jede davon hat allerdings vor und Nachteile, eine perfekte Lösung gibt es nicht. So ist die Arbeit mit einem Bindemittel sinnvoll, Wind, Wellen und eine Wetterverschlechterung wären allerdings fatal. Zurzeit herrscht um die Ostfriesischen Inseln noch leichter Südwind, die Vorhersagen für das Wochenende jedoch spitzen die Lage zu: der Wind soll zunehmen bis auf sieben Beaufort und aus westlichen Richtungen kommen. Thema – Seite 17

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