Das Norder Teemuseum blickt 300 Jahre zurück auf der Ursprünge der Ostfriesischen Teekultur

Norden Den Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung im Teemuseum Norden bildet die indonesische Stadt Batavia (heute Jakarta), die 1619 von den Niederländern gegründet worden war. 1602 hatten sich sechs niederländische Handelskompanien zu der mächtigen Vereinigten Ostindischen Compagnie (VOC) zusammengeschlossen, der ersten Aktiengesellschaft der Welt, die innerhalb von 200 Jahren rund eine Million Männer nach Ostasien schickte. Allerdings kehrten nur rund 300 000 in ihre Heimat zurück – die anderen waren verstorben oder blieben in Batavia. Von dem Handelszentrum Niederländisch-Ostindiens brachten sie unter anderem Tee, Gewürze, Porzellan und Seide nach Europa. Den Tee hatten die Niederländer in den chinesischen Quartieren von Batavia kennengelernt.

„Der VOC war darauf angewiesen, sehr viele Menschen in Deutschland zu akquirieren“, informierte der Wissenschaftliche Kurator Daniel Suebsman, der die Zuhörer in die Ausstellung einführte; er hatte auch den größten Teil der Katalog-Texte verfasst. Nach Batavia fuhren nach seiner Aussage auch rund 1000 Ostfriesen, die sich als Soldaten, Offiziere und Kolonialbeamte verpflichtet hatten, darunter die Leeraner Gustaaf Willem van Imhoff und Ficco Ebert von Rheden sowie der Emder Laurenz Discher.

Auch eine Frau, die sich als Mann verkleidet hatte, heuerte an, wie Suebsman erzählte: Lumke Thoole, die vermutlich aus Norden stammte. Sie wurde allerdings während der Fahrt nach Batavia enttarnt und musste das Schiff in Kapstadt verlassen, wo sie heiratete und eine Tochter zur Welt brachte. Bekannte aus Ostfriesland, die sie dort entdeckten, informierten ihren ostfriesischen Ehemann, der sie wegen Bigamie anzeigte. Sie wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und an den Pranger gestellt.

Acht Monate dauerte in der Regel die Überfahrt nach Batavia, die viele nicht überlebten. In Batavia mussten die Beamten drei Jahre, Soldaten und Handwerker gar fünf Jahre bleiben, und viele ließen sich für immer auf Java nieder, weil sie hier ein Leben in Luxus führen konnten – allerdings auf Kosten der Einwohner. Auch die Schattenseiten des Kolonialismus werden in der Ausstellung nicht verschwiegen: Etwa ein Drittel der Bevölkerung Batavias war versklavt.

Eine kurze Zeit lang machte die Königlich-Preußische Handelskompanie in Emden (KPACVE), die einen direkten Handel zwischen China und Ostfriesland betrieb, der VOC Konkurrenz.

Zahlreiche kostbare Exponate erinnern an diese längst vergangenen Goldenen Zeiten: vor allem kostbares, kunstvoll verziertes Porzellan aus China, darunter Teegeschirr und Teller mit Szenen aus dem niederländischen Alltagsleben in den Kolonien, außerdem Spucknäpfe, in die Javaner die Reste der von ihnen zerkauten Betelnüsse spuckten, braunglasiertes Hartporzellan, aber auch ein Kapitänsschwert und Dolche sowie javanische Stabpuppen und Topeng-Masken, mit denen hinduistische Epen aufgeführt wurden.

„Das Besondere dieser Ausstellung liegt auch darin begründet, dass bis auf drei Objekte sämtliche andere Objekte von Leihgebern aus Deutschland und den Niederlanden stammen“, betonte Gronewold. „Hierbei entstammt der größte Teil an Leihobjekten aus einer norddeutschen Privatsammlung.“ Diesem Ehepaar galt ihr großer Dank.