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16. Juni 2023, 08:00 Uhr

Die Emder Trogstrecke wird ein Drittel teurer

Lesedauer: ca. 2min 57sec
Ein Sorgenkind der Stadt Emden und viel genutzt, um von der Autobahn aus Richtung Süden in den Hafen zu kommen: Die Trogstrecke. Sie liegt sozusagen im Grundwasser – und das ist die Mutter aller Probleme bei der Sanierung. Es sickert immer wieder nach oben durch.

Ein Sorgenkind der Stadt Emden und viel genutzt, um von der Autobahn aus Richtung Süden in den Hafen zu kommen: Die Trogstrecke. Sie liegt sozusagen im Grundwasser – und das ist die Mutter aller Probleme bei der Sanierung. Es sickert immer wieder nach oben durch. ©

Jetzt hat die Stadt Emden die Katze aus dem Sack gelassen: Bei der Sanierung der Trogstrecke muss sie noch einmal kräftig aus eigener Tasche drauflegen. Das von Anfang an von Pleiten, Pech und Pannen begleitete Vorhaben wird weitere 2,3 Millionen Euro verschlingen. Diese Summe nannten am Dienstag Stadtbaurätin Irina Krantz und Fachleute des städtischen Bau- und Entsorgungsbetriebs (BEE) bei einem Pressetermin an der Baustelle. Damit klettern die Gesamtkosten auf 8,1 Millionen Euro – gut drei Millionen mehr als ursprünglich kalkuliert.

Geld ist nicht vorhanden

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Weil die zusätzlichen Kosten nicht im Haushalt der Stadt veranschlagt sind, sollen dafür drei andere Straßenbauvorhaben in das nächste Jahr verschoben werden. Betroffen sind die Hauptstraße in Larrelt, die Gerhart-Hauptmann-Straße am ehemaligen Kasernengelände und der Bereich Am Südbahnhof/Coubierstraße. Außerdem verzichtet der BEE vorläufig auf den Kauf eines Streusalzsilos und eines Traktors, um die Mehrkosten für die Trogstrecke decken zu können.

Es gibt aber auch vergleichsweise gute Nachrichten von der Dauerbaustelle, die Kraftfahrzeuge seit langem nur im Schneckentempo passieren können. Denn nach einem langen Stillstand von etwa acht Monaten soll von der kommenden Woche an endlich weitergebaut werden. Als Termin für die Fertigstellung streben die Verantwortlichen das Ende dieses Jahres an. Aber: Falls das Wetter im Winter nicht mitspiele, „kann es auch schnell Ostern werden“, räumte Krantz bei einem Ortstermin ein. Es gibt aber noch eine weitere große Unbekannte: Denn das neue Verfahren, mit dem die im Sommer 2020 begonnene Sanierung zu Ende gebracht werden soll, ist so noch nicht erprobt worden.

Fachleute sind überzeugt

Es weicht von allen bekannten Regeln der Straßenbaukunst ab und kann deshalb durchaus als Experiment bezeichnet werden – mit offenem Ausgang. BEE-Chef Nils Andersson und sein für den Straßenbau zuständiger Sachgebietsleiter Wolfgang Fecht sind allerdings überzeugt davon, dass der neue Versuch glückt, obwohl es „keine triviale Maßnahme“ sei. „Wir gehen davon aus, dass es funktioniert“, sagten sie. Man vertraue auf das „fachliche Know-how“ der beteiligten Planungsbüros. Die neue Lösung war im Dezember des vergangenen Jahres vorgestellt worden. In der Zwischenzeit ist die Detailplanung bis zur Ausführungsreife erarbeitet worden.

Zuvor hatten sich alle Versuche, die Betonschalen und die Zwischennähte des Trogs vor eindringendem Grundwasser abzudichten, als unzureichend erwiesen.

Zuletzt hatte im Sommer 2022 eine frisch aufgetragene Asphaltdecke Blasen geworfen, weil sich selbst durch einzelne Wassertröpfchen darunter Hohlräume im Asphalt bildeten. Sie dehnten sich in der Sonne und bei Wärme aus.

Wellenförmige Drainage

Die Experten entschieden sich deshalb dafür, die neue Fahrbahn aus Beton zu bauen. Dabei soll quasi mit dem Wasser gearbeitet und nicht mehr dagegen gekämpft werden. Denn unter der Betondecke soll auf der gesamten Fläche eine wellenförmige Drainageschicht in Form von speziellen Matten eingebaut werden, mit denen sich das Grundwasser kontrolliert ableiten lässt, erläuterten Fecht und Andersson.

„Mehr Zuversicht“

Irina Krantz gibt dieser Weg wieder „ein bisschen mehr Zuversicht“. Sie sei froh, dass es „endlich wieder eine Perspektive“ für die Trogstrecke gebe und das Vorhaben „jetzt wieder greifbar“ sei. Die Stadtbaurätin machte erneut deutlich, dass man keine Wahl habe. Das ganze Dilemma sei auf Pfusch zurückzuführen, der bereits beim Bau der Trogstrecke in den 1970er Jahren gemacht worden sei. An der Grundsubstanz des Bauwerks ließe sich nichts ändern, sagt Fecht.

Wichtig für Kraft- und Radfahrer: Während der gesamten Bauarbeiten, die am kommenden Montag an der etwa 400 Meter langen Strecke des Trogs wieder aufgenommen werden, soll der Verkehr in beide Richtungen fließen können – wenn auch weiterhin nur im Schneckentempo.

Zwischenzeitlich könne es aber vereinzelt zu Sperrungen kommen, sagte Hinrich Post von der Verkehrsbehörde der Stadt.

Die Zufahrten zu dem Industrie- und Gewerbegebieten an Straße Zur Alten Brikettfabrik sowie zum Gelände der ehemaligen Nordseewerke sollen aber stets gewährleistet bleiben, hieß es jetzt.

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