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11. Juli 2023, 06:05 Uhr

Die Hälfte der Schulen in der Krummhörn soll schließen

Der Krummhörner Rat beschließt mit knapper Mehrheit das Aus für die Grundschulen in Greetsiel und Loquard. Die betroffenen Eltern sind ratlos.

Lesedauer: ca. 3min 19sec
Die Hälfte der Schulen in der Krummhörn soll schließen

Krummhörn Unverständnis, Wut und Tränen auf der einen Seite, Erleichterung auf der anderen Seite: Nach der Krummhörner Ratssitzung am Donnerstag herrschten im Anschluss gemischte Gefühle. Nach monatelangen Diskussionen um die Bildungslandschaft in der Krummhörn ist in der Ratssitzung am Donnerstag nämlich nun endlich eine Entscheidung gefallen. Die knappe Mehrheit der Ratsmitglieder hat sich für die Schließung der Grundschulen in Greetsiel und Loquard und für die Schließung der Kitas in Groothusen, Manslagt, Uttum und der kleineren Kita in Loquard ausgesprochen. Es ist die Variante, die die Gutachter-Firma Biregio der Gemeinde empfohlen hatte.

Letzte Unterschriften

Kurz vor knapp hatte die Greetsieler Elternratsvorsitzende Stefanie Doolmann der Bürgermeisterin noch eine Liste mit 549 Unterschriften zum Erhalt der Greetsieler Schule überreicht – doch diese Bemühungen scheinen vergebens gewesen zu sein. Mit 15 Ja- und 13 Nein-Stimmen beschlossen die 28 Stimmberechtigten die Umsetzung der Biregio-Variante. „Das finde ich einfach nur traurig“, zeigte sich Doolmann später im Anschluss der Sitzung enttäuscht.

Stefanie Doolmann (l.) hatte Bürgermeisterin Hilke Looden vorab noch eine Liste mit Unterschriften überreicht.

Stefanie Doolmann (l.) hatte Bürgermeisterin Hilke Looden vorab noch eine Liste mit Unterschriften überreicht. ©

Sonderlich viel war in der Mensa der IGS in Pewsum am Donnerstagabend nicht los. Neben den Ratsmitgliedern – die AfD fehlte – und Bürgermeisterin Hilke Looden (parteilos) sowie Vertretern von Verwaltung und der Gutachter-Firma Biregio waren an die 40 Bürgerinnen und Bürger erschienen, darunter auch einige Eltern mit ihren Kindern. Der große Protest, der vielleicht zu erwarten gewesen wäre, blieb aber aus.

Zwei Lager

Am Ende hatte es, das zeigen Abstimmungsergebnis und auch die recht langen Redebeiträge der Ratsmitglieder, in der Krummhörner Politik zwei Lager gegeben: Die einen unterstützten die Variante von Biregio, die anderen waren für die Variante, die CDU und SWK vorgeschlagen hatten: Die Schulen in Pewsum, Greetsiel und Loquard bleiben erhalten, Jennelt wird als Schulstandort aufgegeben und zu einer Kita umgebaut.

Von einer einheitlichen Grundsatzentscheidung kann keine Rede sein, denn selbst innerhalb der Parteien hatte es teilweise Uneinigkeit gegeben: Für die Biregio-Variante stimmten am Ende Bürgermeisterin Hilke Looden (parteilos), elf von zwölf SPD-Mitgliedern, die beiden Grünen-Mitglieder und ein Mitglied der FBL. Dagegen stimmten entsprechend neun Vertreter von CDU/SWK, ein SPD-Mitglied und zwei Mitglieder der FBL.

Dass am Ende nicht alle zufrieden mit der Entscheidung sein dürften, zeichnete sich schon seit Langem ab. Trotzdem war die Enttäuschung im Anschluss der Sitzung bei vielen groß. „Das ist wirklich unter aller Sau“, sagte eine aufgebrachte Loquarder Mutter gegenüber dieser Zeitung. Die Entscheidung sei aus ihrer Sicht nicht zum Wohl der Kinder gefällt worden. Eine andere Frau sagt: „Dass das nun wirklich so beschlossen wird, damit hätte ich nicht gerechnet.“ Und: „Das können wir uns nicht gefallen lassen.“

Aus Reihen der Elternvertreter der Grundschulen Greetsiel und Loquard, die nun geschlossen werden sollen, war vor der Sitzung ein Bürgerbegehren ins Spiel gebracht worden, auf das ein Bürgerentscheid folgen könnte. Dieser könnte im Fall der Fälle die getroffene Entscheidung der Politik rückgängig machen. An einen Bürgerentscheid wäre die Politik dann zwei Jahre lang gebunden.

Man hält sich bedeckt

Am Donnerstagabend zeigten sich die beiden Vertreterinnen aber eher zurückhaltend. „Dazu halte ich mich lieber noch bedeckt“, sagte die Greetsieler Elternratsvorsitzende Stefanie Doolmann. Sie sei sich „aktuell noch unsicher, was das betrifft, aber anderseits denke ich mir, wir müssen das machen, um den Rat in der Sache nicht siegen zu lassen“. Zwei „intakte“ Schulen zu schließen, finde sie „einfach nur traurig“.

Auch Loquards Elternvertreterin Melanie Remijn zeigte sich am Donnerstagabend wütend und enttäuscht. „Uns standen die Tränen in den Augen.“ Verständnis für die getroffene Entscheidung zeigte sie eher weniger. Die Loquarder Eltern würden sich nun demnächst zusammensetzen, um das mögliche weitere Vorgehen zu besprechen, alles aber „erst einmal sacken lassen“.

Ein wenig bessere Stimmung herrschte bei der Jennelter BI. Deren Sprecherin und Sprecher, Jutta Lerche-Schaudinn und Johannes Booken, zeigen sich erleichtert, dass nun eine Entscheidung gefallen ist: „Hätte es die BI nicht gegeben, hätte es das Ergebnis so vielleicht auch nicht gegeben. Aber es ist ein knappes Ergebnis und wir hoffen, dass das nun auch so bleibt“, sagte Johannes Booken.

Kein sicheres Gefühl

Ganz entspannt und mit sicherem Gefühl scheint trotz Entscheidung keiner von der Ratssitzung nach Hause gegangen zu sein. Die Elternvertreter aus Greetsiel und Loquard sowie die BI Jennelt kündigten jedenfalls an, an der Sache dranzubleiben. Wie genau, ließen sie offen. Bei dem Beschluss handelt es sich um einen Grundsatzbeschluss. Die Umsetzung wird mehrere Jahre dauern. Es ist jetzt an der Gemeindeverwaltung, einen Zeit- und Kostenplan zur Umsetzung zu erstellen.

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