Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
27. April 2023, 06:30 Uhr

Die Krabbenfischer zerstören den Grund des Wattenmeeres fast nicht

Heute wird in Hamburg eine lang erwartete Studie über die Auswirkungen der Grundschleppnetzfischerei auf das Wattenmeer veröffentlicht. Das Fazit: Es ist alles nicht so schlimm wie befürchtet.

Lesedauer: ca. 2min 01sec
Krabbenkutter vor Norderney: Das drohende Verbot der Fischerei könnte abgewendet sein.

Krabbenkutter vor Norderney: Das drohende Verbot der Fischerei könnte abgewendet sein. © OK

Von Stefan Bergmann

Hamburg/Norden/Greetsiel. Die Auswirkungen der Krabbenfischerei auf den Meeresboden sind nicht so dramatisch wie befürchtet. Das ist das Ergebnis einer Studie des staatlichen Thünen-Institutes für Seefischerei, die heute in Hamburg an die Fischereiminister aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein übergeben werden. Beide Länder haben das Projekt „Cranimpact“ gemeinsam mit 1,4 Millionen Euro aus Europamitteln unterstützt.

Karte

Das Ergebnis ist besonders brisant, weil die Europäische Kommission zurzeit ein Verbot der Krabbenfischer mit Grundschleppnetzen ab 2030 erwägt. Ursprünglich war sogar ein Verbot bereits ab 2024 erwogen worden. Diesen Plan hatte die EU aber zwischenzeitlich zurückgezogen. Die EU warte nun auf wissenschaftlich belegte Erkenntnisse über die wahre Schädlichkeit der Grundschleppnetze.

Protest der Fischer: Landauf landab haben sie schwarze Kreuze aufgestellt. Ihr Engagement könnte gewirkt haben.

Protest der Fischer: Landauf landab haben sie schwarze Kreuze aufgestellt. Ihr Engagement könnte gewirkt haben. © Stefan Bergmann

Die sind jetzt da.

„Geringer Einfluss“

Zu den wichtigsten Erkenntnissen des Forschungsprojekts gehört, dass die Krabbenfischerei im hochdynamischen, von starken natürlichen Schwankungen beeinflussten Wattenmeer einen nur geringen Einfluss auf die Artgemeinschaften des Meeresbodens ausübt, so das Institut. Andere Faktoren, beispielsweise die natürliche Zusammensetzung des Bodens, seien vergleichsweise viel wichtiger für die Artenvielfalt.

Dies gilt zumindest für die vorherrschenden durch Fein- und Mittelsande geprägten Lebensräume, die über 90 Prozent der tieferen Bereiche des Wattenmeers an der Nordseeküste ausmachen, so das Institut.

Kaum ein Unterschied zu Gebieten mit Fischereiverbot

Nur etwa 20 Tage benötigten betroffene Arten, um sich von dem Einwirken von Grundschleppnetzen auf den Boden zu erholen. Unterschiede zwischen einem Gebiet im dänischen Wattenmeer, für das seit über 40 Jahren ein Fischereiverbot gilt, und verschieden stark befischten Bereichen im deutschen Wattenmeer ließen sich nur zu knapp neun Prozent durch den Fischereieinfluss erklären, haben die Wissenschaftler herausgefunden.

Das Ende der Diskussion?

Dieses Ergebnis dürfte der Diskussion um ein drohendes Verbot der Grundschleppnetzfischerei an Ostfrieslands Küsten eine günstige Wendung geben, wenn die EU die Studie anerkennt. Zahlreiche Fischer hatten in der Vergangenheit gegen den entsprechenden EU-Aktionsplan protestiert und ein Aus der gesamten Krabbenfischerei in der Nord- und Ostsee befürchtet. Sowohl die Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen als auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hatten den Fischern Rückendeckung zugesagt.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen