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21. August 2023, 06:00 Uhr

„Die Stammbelegschaft in Emden ist sicher“

Im Interview mit dem Ostfriesischen Kurier spricht Ministerpräsident Stephan Weil über das neue E-Modell, über staatliche Förderungen - und darüber, weshalb die Mitarbeitenden von VW Emden keine Angst haben müssen.

Lesedauer: ca. 3min 12sec
„Die Stammbelegschaft in Emden ist sicher“

Heute findet im Emder VW-Werk die erste öffentliche Vorstellung des neuen Modells ID.7 statt – mitunter auch Aero genannt. Gleichzeitig feiert man den offiziellen Produktionsstart. Für das Werk und seine Mitarbeitenden ist das ein bedeutender Schritt. Bisher lief in Emden unter anderem der Passat vom Band, ein echtes Volumenmodell. Trotzdem herrscht im Werk die Angst: Deutsche E-Autos verkaufen sich derzeit nicht gut; manche befürchten, dass das Auswirkungen auf die Arbeitsplatzsicherheit haben wird. Ministerpräsident Stephan Weil ist heute ebenfalls in Emden. Er ist Mitglied im Präsidium des VW-Aufsichtsrates, kennt den Konzern, Ostfriesland und auch das Emder Werk sehr genau. Wir haben mit ihm über die Zukunft der E-Autos in Emden gesprochen:


Welche Bedeutung hat der ID.7 für das Werk Emden und für VW insgesamt?

Der Produktionsstart des ID.7 hat für Emden und für Volkswagen eine große Bedeutung. Die Zukunft des Automobils ist elektrisch und das VW-Werk in Emden ist damit in Niedersachsen an der Spitze der Bewegung. Hier in Emden wird der ID.7 exklusiv für den europäischen und perspektivisch auch für den nordamerikanischen Markt gebaut, darauf kann die Belegschaft stolz sein.

Das Werk hat sich lange auf den Anlauf der beiden E-Modelle ID.4 und ID.7 vorbereitet. Doch die Nachfrage ist zurzeit schleppend. Welche Chancen haben E-Autos made in Germany künftig im weltweiten und deutschen Markt – auch vor dem Hintergrund, dass China gerade kräftig aufholt?

Ich bin zuversichtlich, dass sich die Elektrofahrzeuge von Volkswagen gegen die Konkurrenz durchsetzen werden. Die Reichweite ist inzwischen groß und die Fahrzeuge sind besonders komfortabel. Die Fahrzeuge made in Emden sind uneingeschränkt wettbewerbsfähig.

Immer wieder gibt es in VW-Werken – so auch in Emden – Befürchtungen, dass die derzeit schleppende Nachfrage in Deutschland Konsequenzen für die Arbeitsplatzsicherheit haben könnte. Sie als Politiker sind nicht für die VW-Strategie zuständig, aber können Sie die Befürchtungen verstehen?

Für die Stammbelegschaft gibt es eine Beschäftigungsgarantie und das wird auch so bleiben. Ich weiß, dass manche Beschäftigten sich Sorgen machen, aber da sind die Verhältnisse sehr klar.

Die Politik in Berlin hat die E-Auto-Prämie abgeschafft, in Folge brachen die Verkäufe ein, weil viele die Modelle für zu teuer halten. Sollte der Bund nachbessern mit einer Prämie? Und wie könnte sie aussehen, damit sie nicht den billigeren chinesischen Herstellern zugute kommt?

Ja, ich bin der Meinung, dass der Staat sich für die Elektromobilität weiter finanziell engagieren muss. Das hat die Bundesregierung inzwischen auch angekündigt. Dabei sollte man die CO2-Bilanz insgesamt anschauen, denn lange Transportwege sind natürlich für die Umwelt nachteilig.

War es überhaupt das richtige Modell, den Markt durch Prämien beeinflussen zu wollen? Wäre es nicht Aufgabe der Wirtschaft gewesen, zu marktfähigen Kosten zu produzieren und anzubieten?

Ganz neue Produkte brauchen am Anfang oft eine zusätzliche Unterstützung, dafür gibt es viele Beispiele. Und wegen des Klimaschutzes hat der Staat durchaus auch ein eigenes Interesse, dass sich Elektroautos möglichst schnell durchsetzen.

Noch viel mehr als an den hohen Preisen stören sich die Menschen am schlechten Angebot von Ladesäulen und einem Wirrwarr von Anbietern und Bezahlsystemen. Steuern wir da auf ein ähnliches Desaster zu wie bei den Handynetzen?

Das mit den Ladesäulen ist wie mit der Henne und dem Ei. Je mehr Elektrofahrzeuge auf den Straßen sind, desto mehr Ladesäulen werden installiert. Und desto mehr Ladesäulen es gibt, umso mehr Menschen werden sich für ein Elektrofahrzeug entscheiden. Schon jetzt gibt es vielerorts sehr unkomplizierte Möglichkeiten, das eigene Elektrofahrzeug aufzuladen. Der Zugang wird immer einfacher und die Bezahlsysteme werden sukzessive vereinheitlicht. In dieser Hinsicht bin ich sehr zuversichtlich.

Der ID.7 ist Nachfolger des Passat – Deutschlands meistverkauftem Dienstwagen. Die Steuervergünstigungen für Dienstwagen stehen gerade zur Diskussion. Sollten sie auch weiterhin gelten?

Aktuell würde ich kein einziges Element der Förderung des Absatzes von Elektrofahrzeugen eindampfen. Die Dienstwagenregelungen sorgen auch dafür, dass schneller gebrauchte Elektrofahrzeuge zur Verfügung stehen. Langfristig kann man über diese Steuervergünstigungen gerne sprechen, aber derzeit ist es mit Sicherheit der falsche Zeitpunkt.

Wenn Sie für sich privat ein VW-E-Modell kaufen würden: Welches würden Sie wählen und warum?

In jedem Fall wird mein nächstes Fahrzeug ein E-Modell aus der Volkswagen-Familie sein. Mal schauen, welche Entscheidung der Familienrat trifft. Vielleicht ein ID.7?

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