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29. März 2023, 11:30 Uhr

Emden freut sich über die neue Fährlinie

„Das ist genau das, was uns gefehlt hat“: Wirtschaft und Kultur in Emden hoffen auf positive Effekte

Lesedauer: ca. 2min 58sec
Zunächst ab Juni bis Ende des Jahres soll die Fähre nach Kristiansand ab Emden fahren. Ob das Modell weiter Bestand hat, wird davon abhängen, ob Eemshaven seine Hafenanlagen umbaut und der Fähre somit einen festen Liegeplatz garantieren kann. Foto: Tim Kooren

Zunächst ab Juni bis Ende des Jahres soll die Fähre nach Kristiansand ab Emden fahren. Ob das Modell weiter Bestand hat, wird davon abhängen, ob Eemshaven seine Hafenanlagen umbaut und der Fähre somit einen festen Liegeplatz garantieren kann. Foto: Tim Kooren ©

Emden Der Tourismus, das Gastgewerbe und der Einzelhandel in Emden setzen hohe Erwartungen in die neue Fährverbindung nach Kristiansand in Norwegen. Vertreterinnen und Vertreter dieser Branchen äußerten sich gegenüber unserer Zeitung begeistert von der neuen Linie, die ab Juni vom Borkum-Kai fährt. Alle erhoffen sich, von den an- und abreisenden Passagieren ebenfalls profitieren zu können.

Die niederländische Reederei Holland Norway Lines (HNL) hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, ihre Norwegen-Fährverbindung vom 1. Juni an zumindest bis zum Jahresende von Eemshaven nach Emden zu verlegen und regelmäßige Überfahrten nach Kristiansand im Süden des skandinavischen Landes anzubieten.

•Emder Stadtmarketing: Die Fährverbindung sei „ein weiteres Puzzleteil für den Tourismus“, sagte die Emder Touristik-Chefin und Stadtmarketing-Leiterin Martje Merten. Das große kulturelle Angebot der Stadt wolle man gezielt auch für die Passagiere der Fähre in den Vordergrund stellen. „Wir werden auch verschiedene Programme erstellen, die die Tagesgäste ab dem 1. Juni nutzen können, um das Angebot auch über die Reederei an den Kunden vermitteln zu können“, so Merten.

Vom Borkumkai im Emder Außenhafen soll die Kristiansand-Fähre künftig ablegen. Foto: Stefan Bergmann

Vom Borkumkai im Emder Außenhafen soll die Kristiansand-Fähre künftig ablegen. Foto: Stefan Bergmann ©

Emden sollte „eben nicht nur Durchgangsort sein, sondern auch dazu einladen, einen Tag vorher oder nachher noch Emden zu erleben“.

Nach Angaben der Touristik-Chefin verzeichnet die Stadt Emden gegenwärtig etwa 2,1 Millionen Tagesgäste pro Jahr.

•Der Hotel- und Gaststättenverband: Der Vorsitzende des Emder Kreisverbandes im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), Karl-Heinz Wittwer, ist „überzeugt davon, dass die Fährverbindung Impulse für unsere Branche bringt“.

Es sei „ein positives Zeichen für Emden“, meint er. Alles, was zusätzlich in die Stadt komme, sei „eine Bereicherung“. Inwieweit sich die Fährverbindung auf die Übernachtungszahlen auswirke, müsse aber zunächst abgewartet werden. Das hänge auch von den Abfahrts- und Ankunftszeiten des Schiffes ab, meint Wittwer.

•Der Einzelhandel: Von einem „absoluten Glücksfall“ spricht auch Johann Doden. Jeder zusätzliche Besucher belebe die Stadt und bringe Frequenz, sagt der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ostfriesland. Davon habe Emden „lange geträumt“. Verkehrstechnisch bedeute das aber auch, dass dringend mehr Parkplätze in Nähe der Innenstadt geschaffen werden müssen. „Das holt uns jetzt ein“, so Doden.

Dennoch sei es „eine gute Entwicklung“. Auch in Eemshaven habe die Norwegen-Fährverbindung nach seinen Informationen „sehr großen Widerhall“ gefunden, so Doden. Er sieht Emden aber im Vorteil gegenüber dem niederländischen Hafen, weil die ostfriesische Hafenstadt touristisch mehr zu bieten habe. Auch deshalb hoffe er, dass sich aus der Fährverbindung noch mehr entwickeln wird. Die Akteure in Emden rief Doden dazu auf, „jetzt die Ärmel aufzukrempeln und Attraktives für die Fährpassagiere zu schaffen“. Als Beispiel nannte er einen Shuttle-Service zwischen dem Anleger im Außenhafen und dem Stadtzentrum.

•Die Werbegemeinschaft: Einen „Gewinn für Emden“ nennt Wilhelm Eilers die Fährverbindung. Es sei das, „was uns gefehlt hat“, sagt der kommissarische Vorsitzende der Werbegemeinschaft „Schaufenster Emden“. Er spricht von „positiven Signalen“. Der Handel könne davon profitieren. Das zeigen auch die Flusskreuzfahrtschiffe, die in Emden Station machten. „Das bringt Umsatz“, so Eilers.

Mit Blick auf die Norwegen-Fährverbindung sagte Eilers, es müssten jetzt Anreize entwickelt werden, die die Passagiere dazu bewegen, schon vor der Abfahrt nach Emden zu kommen oder nach der Ankunft der Fähre länger in der Stadt zu bleiben. Eine Möglichkeit wäre es, gezielte Werbung auf der Fähre zu platzieren. Der scheidende Schaufenster-Chef sieht in der Norwegen-Linie einen „ersten Schritt“. Er hält auch weitere Fährverbindungen von Emden aus für denkbar - beispielsweise nach England.

•Das Ostfriesische Landesmuseum: Auch Kultureinrichtungen wie die Kunsthalle oder das Ostfriesische Landesmuseum könnten von der Fährverbindung profitieren, glaubt Diethelm Kranz, Sprecher des Landesmuseums. Es zeige sich schon jetzt, dass Emden „sich immer mehr zur Destination für Kunst- und Kulturinteressierte entwickelt“. Auch als Drehscheibe für Verkehrsmittel und -wege werde Emden offensichtlich immer wichtiger.

„Wir sind gespannt, wie sich die neue Fährverbindung nach Norwegen auf die Übernachtungszahlen in Emden niederschlägt“, so Kranz.

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