Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
9. August 2023, 07:00 Uhr

Gezeitenkonzerte: In der Champions League angekommen

Lesedauer: ca. 3min 01sec
Gezeitenkonzerte: In der Champions League angekommen

Allenthalben freudestrahlende Gesichter gab es am Montag bei der abschließenden Pressekonferenz zu den diesjährigen Gezeitenkonzerten, die am Sonntag zu Ende gegangen sind. Denn das Resümee fiel dermaßen positiv aus, dass sich die Verantwortlichen lediglich über die Wahl des passenden Superlativ streiten wollten. Mit 13432 Besucherinnen und Besuchern hat das Festival seine bisherige Rekordmarke aus dem Jahre 2019 übertroffen.

Bundesliga-Niveau oder vielleicht doch schon Champions League? Darüber konnten sich Landschaftspräsident Rico Mecklenburg und der musikalische Direktor des Festivals Matthias Kirschnereit auf der Pressekonferenz zunächst nicht so richtig einig werden. Für Kirschnereit liegt die Messlatte bereits jetzt ziemlich weit oben. Das zeigt seiner Ansicht nach allein schon die hochkarätige diesjährige Besetzungsliste mit Stars wie zum Beispiel der Pianistin Elisabeth Leonskaja, der Geigerin Anna Tifu, dem Klarinettisten David Orlowsky oder dem Cellisten Christian Poltéra, die an ihren jeweiligen Instrumenten in der Klassik-Szene zur absoluten Weltspitze gehören. „Außerdem hatte wir drei Welturaufführungen und eine Europa-Premiere“, betonte Kirschnereit am Montag. „Und ein Konzert wie das vom ‚Ensemble Dimensions‘ mit drei Flügeln und zwei Schlagzeugen habe ich bisher noch nirgendwo zuvor erlebt.“ Die genreübergreifenden Veranstaltungen wie die Wort-Musik-Programme mit Udo Samuel, Christian Brückner oder Wolf Wondratschek wurden vom Publikum ebenfalls bestens angenommen. Gleiches galt für die diversen Jazz-Konzerte sowie die Auftritte des Kabarettisten Christian Ehrig und des Entertainers Helge Schneider.

„17 unserer 39 Konzerte waren ausverkauft“, fügte der Leiter vom Organisations-Teams des Festivals Raoul-Philip Schmidt ergänzend hinzu. „Das waren nicht bloß die Veranstaltungen mit den großen Namen wie ‚Canadian Brass‘ oder Rebekka Bakken, sondern ebenso fast sämtliche Gipfelstürmer-Konzerte, bei denen aufstrebende Stars von morgen ihr Können präsentieren durften. Die rege Nachfrage verdeutlicht eindrucksvoll, dass sich auch die Gipfelstürmer-Reihe längst zu einer Erfolgsmarke entwickelt hat.“ Selbst wenn einige Konzerte nicht komplett ausverkauft waren, „hatten wir trotzdem keinen einzigen wirklich Flop“, wie Schmidt weiter ausführte. Ungeachtet dessen wurden laut Kirschnereit bisweilen bewusst ein paar Plätze frei gelassen, um nicht unnötig viele Leute „reinzuquetschen“. Der Atmosphäre hat das offenbar gutgetan. Die ist von Besucherinnen und Besuchern immer wieder ausdrücklich gelobt worden, wie die Verantwortlichen am Montag aus zahlreichen persönlichen Gesprächen berichteten. Ein anderer Pluspunkt waren die günstigen Eintrittspreise. Die teuersten Karten kosteten knapp fünfzig Euro. Parallel dazu gab es erneut ein großzügiges Kontingent an ermäßigten Tickets für fünf Euro. Damit liegen die Gezeitenkonzerte nach wie vor deutlich unter dem Preisniveau vergleichbarer Festivals. Und das soll nach Aussage der Verantwortlichen auch zukünftig so bleiben.

Das alles hat sich nicht nur auf die Publikumsresonanz positiv ausgewirkt. Sowohl Heide Fritzsche und ihr Freundeskreis der Gezeitenkonzerte als auch der für die Sponsoren zuständige Wirtschaftsbeauftragte Dr. Jan Amelsbarg durften etliche neue Mitglieder in ihren Reihen begrüßen. Sogar das Catering hat von den Umsätzen her „noch nie ein Jahr wie dieses erlebt“, meinte Matthias Kirschnereit. „Es scheint fast, als wollte uns dieses Jahr für all das, was wir in der Corona-Zeit entbehren mussten, entschädigen.“

Gegen Ende mischte sich dann allerdings doch ein kleiner Wermutstropfen in die allgemeine Begeisterung. Etwas enttäuscht ist der Festivalleiter nämlich über das aus seiner Sicht mangelnde Interesse seitens des Niedersächsischen Ministeriums für Kultur und Wissenschaft an den Gezeitenkonzerten. „Immerhin sind wir das größte Flächenfestival in unserem Bundesland“, sagte Kirschnereit. „Ich glaube, die meisten Bürokraten, die in Hannover sitzen, die wissen gar nicht, was für ein Juwel sie da haben.“

Mehrere Konzerte des Festivals sind von NDR Kultur aufgezeichnet worden und werden im Lauf der nächsten Wochen ausgestrahlt. Darüber hinaus finden im Verlaufe des Herbstes weitere Konzerte statt. Vorher spielt Matthias Kirschnereit am 27. August ab 19 Uhr in der Neuen Kirche in Emden ein Benefiz-Konzert, dessen Einnahmen zugunsten des Van-Ameren-Bades gespendet werden sollen. Die zwölfte Ausgabe der Gezeitenkonzerte im nächsten Jahr startet am Pfingstwochenende am 18. Mai 2024 und geht bis zum 14. Juli 2024.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen