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17. Dezember 2020, 10:56 Uhr

Großer Ansturm auf Gratis-Masken für Rentner

In einigen Apotheken führte die plötzliche Nachfrage zu Engpässen. Angst, keine Maske zu bekommen, muss aber laut Landesapothekerverband niemand haben.

Lesedauer: ca. 2min 25sec
Seit Dienstag werden die Schutzmasken an Berechtigte ausgegeben.

Seit Dienstag werden die Schutzmasken an Berechtigte ausgegeben. © Tebben-Willgrubs teb

Norden/HOE – Seit Dienstag haben Menschen über 60 und Personen mit bestimmten chronischen Erkrankungen Anspruch auf drei kostenlose Mund-Nasenschutzmasken. Das führt auch in Ostfriesland zu einem Ansturm auf die Apotheken, die vom Bundesgesundheitsministerium (BGM) für den Vertrieb der Schutzmittel ausgeguckt wurden. Der Andrang ist derzeit so groß, dass nicht alle Patienten sofort zum Zug kommen.

„Am Ende wird jeder, der versorgt werden muss, auch versorgt werden“, betont Berend Groeneveld, Apotheker in Norden und Vorsitzender des niedersächsischen Landesapothekerverbandes. „Ich gehe davon aus, dass sich die Lage noch vor Weihnachten wieder entspannt.“

Die Maßnahme des BGM, so Groeneveld, habe die Apotheker überrascht. Das Ministerium habe den Anspruch auf das kostenlose Schutzmittel letzte Woche publik gemacht und schon am Dienstag sei es losgegangen: „Wir hätten uns mehr Vorlaufzeit gewünscht.“ Das Problem bestehe aktuell nicht in Lieferengpässen, sondern in der hohen Nachfrage. Grundsätzlich seien die Apotheken in der Lage, den Bedarf zu befriedigen und auch der richtige Vertriebsweg. „Apotheken sind grundsätzlich inhabergeführte Einzelunternehmen. Diese dezentrale leistungsfähige Struktur ist natürlich genau das Richtige, um 400 Millionen Mund-Nasen-Schutzmasken unter die Leute zu bringen, wie es bundesweit geplant ist.“

Allerdings sei aufgrund des kurzen Vorlaufs gerade in den ersten Tagen manches noch ungeklärt und noch nicht eingespielt. So müsse etwa jeder Apotheker und jede Apothekerin für sich die Masken bestellen, im Voraus zahlen und dann an die anspruchsberechtigten Patientinnen und Patienten abgeben. Mit dieser logistischen Herausforderung komme jede Apotheke unterschiedlich gut zurecht, je nach den betrieblichen und organisatorischen Voraussetzungen. Später, erklärt Groeneveld, solle das vorgelegte Geld vom Staat erstattet werden. Dafür wolle man den bestehenden Nacht- und Notfalldienstfonds der Apotheken als Instrument nutzen. Viele Details seien allerdings auch hier noch unklar.

Claas Pollner, Apotheker in Großheide, ist schon gut bevorratet. Sauer ist er trotzdem. „Das war schon eine ziemliche Hauruck-Aktion.“ Pollner hat es durch seine langjährigen guten Geschäftsverbindungen schnell hinbekommen. Bei einem Lieferanten sei allerdings eine Glücksritter-Mentalität feststellbar gewesen. Ursprünglich zugesagte Mengen sollten plötzlich nicht mehr geliefert werden. Stattdessen habe man das lukrative Geschäft mit den Mund-Nasenschutz-Masken lieber selber machen wollen. Pollner hat deshalb auch kein Verständnis für Menschen, die sich in verschiedenen Apotheken ihre Gratisration mehrfach abholen: „Das ist nicht fair und widerspricht vollständig der Intention des Gesetzgebers. Die Masken sind doch schon kostenlos. Ist das nicht genug?“

Bis 6. Januar können Anspruchsberechtigte ihre Gratis-Masken abholen. In zwei weiteren Tranchen, Ende Februar und Mitte April, sollen noch einmal jeweils sechs kostenlose Masken abgegeben werden. Die sollen dann über fälschungssichere Gutscheine der Krankenkassen abgerechnet werden. Trotz aller Startschwierigkeiten glaubt Berend Groeneveld an den Erfolg der Aktion: „Es besteht überhaupt kein Grund zur Panik. Es braucht jetzt nur ein bisschen Geduld.“

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