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23. September 2023, 16:00 Uhr

Großheider Kontor ist am Limit

Soziales Kaufhaus und Tafel kommen an ihre Grenzen und bitten um Unterstützung

Lesedauer: ca. 2min 59sec
Großheider Kontor ist am Limit

Großheide Das Großheider Kontor hat Probleme. Massive Probleme, wie im Gespräch mit der 1. Vorsitzenden Hildegard Brüning und Theo Weber deutlich wird. Weber ist als Schriftführer tätig und hatte sich direkt an den KURIER gewendet. Seitdem das Großheider Kontor im Dezember 2010 gegründet wurde, hat sich nämlich einiges getan. „Anfangs hatten wir das Ziel, eine Unterstützung für die ostfriesische Witwe anzubieten“, so Weber. Meist hat gerade in Ostfriesland nur der Mann gearbeitet und die Frau kümmerte sich um die Kinder und den Haushalt. Im Todesfall des Mannes bekommt die Witwe im Alter dann meist nur eine geringe Rente. „Da wollten wir helfen“, erinnert er sich. Doch viele Ostfriesen kämen heute nur noch selten zur Warenausgabe im Großheider Kontor oder ins Sozialkaufhaus, das sich ebenfalls in den Räumlichkeiten an der Südarler Landstraße befindet.

Stattdessen haben die vielen Veränderungen in der Welt auch Auswirkungen auf das soziale Engagement in Großheide. Durch Corona, die Inflation und zuletzt auch den Krieg in der Ukraine habe sich das Bild stark gewandelt. Viele Flüchtlinge seien heute unter den Kunden des Kontors. Und das aus den unterschiedlichsten Nationen. „Wir haben Menschen aus Afghanistan, Syrien, der Ukraine und sogar aus Kolumbien“, sagt Hildegard Brüning. „Wir wollen gern allen helfen, aber das ist aktuell einfach nicht möglich“, ergänzt Weber. Fast 50 Familien werden derzeit vom Kontor versorgt. In Summe macht dies in etwa 200 Personen pro Woche. Einzelpersonen oder Paare sind eher die Ausnahme. Aktuell gibt es sogar einen Aufnahmestopp, mehr sei schlichtweg nicht zu leisten.

Weniger


Lebensmittelspenden

Dass das Großheider Kontor nicht mehr Menschen helfen kann, liegt unter anderem auch daran, dass viele Lebensmittelhändler ihr Engagement für die Tafeln zum Teil deutlich zurückgeschraubt haben. Inzwischen bieten viele Händler eigene „Rettungstüten“ an oder organisieren sich über eine App zur Rettung von Lebensmitteln. Die Tafeln und Lebensmittelausgabestellen bleiben dabei auf der Strecke. Das geht so weit, dass das Großheider Kontor inzwischen sogar Lebensmittel zukaufe. „Anfangs konnten wir unseren Kunden zwei, drei Tüten Lebensmittel mitgeben, heute kommt es vor, dass wir stark einteilen müssen und nicht alle zufrieden sind“, äußert sich Brüning besorgt. Und auch die teilweise deutlichen Wartezeiten sorgen bei manchen Kunden für Frust. „Oft ist es im Laden ziemlich wuselig und voll und wir begrenzen den Zutritt bereits“, so Weber. Andere Kunden müssten in dieser Zeit draußen warten. Das gefällt nicht jedem. Dazu kämen sprachliche Barrieren. Übersetzungsapps auf den Smartphones gehören im Großheider Kontor längst zum Alltag.

„Wir gehen inzwischen auf dem Zahnfleisch“, fasst Weber zusammen und merkt an, dass zu den Aufgaben der Ehrenamtlichen, die im Großheider Kontor aktiv sind, nicht nur die Ausgabe der Lebensmittel und der Verkauf der Waren gehören. „Vieles läuft im Verborgenen“, sagt er. Fast täglich sind die insgesamt 25 Aktiven im Einsatz, holen Waren ab, sortieren diese oder bereiten den Laden für den kommenden Tag vor. Und auch die Kosten für den Betrieb der Lebensmittelausgabe und des Sozialkaufhauses möchten Weber und Brüning in den Fokus rücken. Das seien pro Monat rund 2000 Euro. Für die Energiekosten des Ladens und des Kühlhauses, in dem die eingesammelten Lebensmittel zwischengelagert werden, aber auch für Sprit, um mit dem Transporter die Lebensmittel überhaupt abholen zu können. „Da kommt schon was zusammen“, so Weber.

Spendenaufruf an


die Bevölkerung

Viele Menschen wüssten gar nicht, was alles damit zusammenhängt, so die Verantwortlichen. Und genau das wollen sie verstärkt in den Mittelpunkt rücken. Und somit richten Brüning und Weber auch einen klaren Appell an die Mitbürger: Wer Lebensmittel abzugeben hat, weil sie zum Beispiel nicht gebraucht sind, Fehlkäufe waren oder weil vielleicht im eigenen Garten Äpfel, Gemüse oder anderes übrig ist, ist dazu aufgerufen, dies gern zu tun. Möglich ist dies zu den Öffnungszeiten direkt im Großheider Kontor.

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