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Erstellt:
8. Juni 2023, 12:38 Uhr

Konzert

Helge Schneider, überwiegend heiter

Altmeister Helge Schneider war für die Gezeitenkonzerte in der Sparkassenarena. Er bot, was man erwartete. Eine sichere Nummer aus Musik und Jazz und etwas Quatsch. Das Publikum liebte es.

Lesedauer: ca. 2min 24sec
ann weitaus mehr als nur Comedy und „Katzenklo“: Helge Schneider bei seinem Auftritt in der Auricher Sparkassenarena.

Von Werner Jürgens

Aurich Ist Helge Schneider nun ein musikalisches Genie oder bloß ein Dilettant, der sich nur geschickt zu verkaufen versteht? Zumindest bringt er es regelmäßig fertig, Fans wie Kritikern gute Argumente zu liefern. Bei seinem Auftritt am Mittwochabend bei den Gezeiten demonstrierte der Mann aus dem Ruhrpott schon gleich zu Beginn mit einer Jazz-Nummer von Charlie Parker seine virtuosen Fertigkeiten auf dem Saxofon. Aber auch die Comedy sollte sehr zur Freude der rund 1500 Zuschauer an diesem Abend in der Sparkassenarena nicht zu kurz kommen.

Allerlei Instrumente

Neben Saxofon und Klavier spielte Helge Schneider auf der Bühne noch allerlei andere Instrumente, zum Beispiel Trompete, Vibrafon, Gitarre, Melodica plus diverse Percussion-Utensilien – und manches davon sogar gleichzeitig. Stilistisch war Jazz in unterschiedlichsten Facetten von Swing über Bossa bis hin zu Fusion tonangebend. Dazwischen mischten sich weitere Elemente von Klassik, Blues, Rock, Pop und Schlager. An übliche Songstrukturen und konventionelle Hörerwartungen hielt sich Helge Schneider nicht.

Auch mal melancholisch

Mal schien ein Stück nicht richtig in Gang zu kommen oder endete völlig abrupt. An anderer Stelle brillierte er mit ausgedehnten und facettenreich gestalteten Improvisationen. Helge Schneider hat im Laufe der Jahre seine eigene musikalische Sprache entwickelt. Ähnliches gilt für seine Texte. Das Repertoire, das er in der Sparkassenarena darbot, war überwiegend heiter, hatte bisweilen jedoch auch überraschend hintergründige und melancholische Momente.

Nicht fehlen durfte am Mittwochabend natürlich sein größter Hit, die Nonsens-Nummer „Katzenklo“, wenngleich Helge Schneider selbst die alles andere als „werkgetreu“ interpretierte. Stattdessen lieferte er eine rhythmisch wie textlich gnadenlos dekonstruierte Fassung, bei der immerhin der Refrain halbwegs in und im Takt blieb, sodass die Zuschauer zur Abwechslung einmal mitsingen konnten.

Bemerkenswert stoisch

Ansonsten gab es etliche neue Stücke aus dem aktuellen Album „Der letzte Torero“. Darauf dominieren wiederum Jazz-Klänge, häufig getragen von entspannten Latin-Rhythmen, die Schlagzeuger Willy Ketzer und Reinhard Glöder am Kontrabass mit bemerkenswert stoischer Gelassenheit stets zielsicher auf den Punkt brachten. Ein paar Solo-Parts wurden auch ihnen gestattet genau wie Sandro Giampiertro an seiner E-Gitarre. Ergänzend stieß ab und an „Star-Geiger“ und Yogamattenturner Sergej Gleithmann hinzu.

Nebel von Tina Turner

Seine Mitstreiter habe er am Mittwochmorgen beim Arbeitsamt in Oberhausen gefunden, scherzte Helge Schneider. Solcherlei kurzweilige Ansagen bekam das Publikum einige zu hören. Ob er seine Nebelmaschine allerdings tatsächlich wie behauptet bei der jüngst verstorbenen Tina Turner abgestaubt hat und seine Show-Treppe ursprünglich von Karel Gott stammt, darf durchaus bezweifelt werden. Was das angeht, sollte man Helge Schneider vielleicht nicht ganz so ernst nehmen – als Musiker hingegen schon. Das sah das Auricher Publikum offensichtlich genauso. Jedenfalls erhoben sich am Schluss des Konzertes viele, um den Künstler zu feiern.

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