Da hilft kein Ziehen und kein Zerren und schon gar kein Schimpfen: Sie wollen einfach nicht.

Wenn Alpakas keine Lust haben, dann kann man sie zu nichts zwingen. Zieht man zu kräftig an der Leine, dann stemmen sie ihre langen Hälse dagegen - und schauen einen sehr entrüstet an. Wie kann man es nur wagen?

Leo, Asterix und Maddox sollen für die Fotografin einmal über den Hof geführt werden. Das sehen sie jedoch gar nicht ein. Weshalb Marleen, Michael und Hendrik Neukämper ein bisschen verzweifelt sind. „Die Tiere haben ihren eigenen Charakter. Wenn sie nicht wollen, dann wollen sie eben nicht“, sagt Michael Neukämper.

Gemeinsam mit seiner Frau und den drei Kindern betreibt er den Ferienhof Neukämper in Westermarsch I. Und neben einigen Menschen wohnen auf dem Hof auch knapp 50 Alpakas.

Ehrlicherweise müsste man sagen: Es ist umgekehrt. Den Alpakas gehört der Hof, die Menschen werden geduldet. So führen sie sich zumindest auf.

Geht man in den Stall, recken alle die Hälse und gucke, wer da kommt. Kommt man zu nahe, ziehen sie sich etwas enerviert zurück. Will man sie streicheln, muss man sich auf Augenhöhe begeben und zuvor die Hand zum Beschnüffeln reichen. Mit etwas Glück darf man das Alpaka dann am Hals streicheln. Und irgendwann ist es dann genug und es geht einfach weg. Alpakas sind Fluchttiere. Sie bleiben gerne auf Abstand.

Weil sie sind wie sie sind, sind die Alpaka-Wandertouren schwer vorhersehbar. Touristen können die Ausflüge buchen. „Mal geht es recht weit, mal kommt man nur bis zum nächsten Grashalm“, sagt Neukämper.

2013 haben die Neukämpers einen Resthof gekauft mit ein wenig Land drumherum. Und schnell stellte sich ihnen die Frage: Welche Tiere sollen dazu? Kühe, Schweine, Pferde – das schied alles aus.

Es wurden Alpakas.

Wer sie sieht, bekommt gute Laune. Jedes Tier hat seine eigene Frisur. Jedes Tier seinen eigenen Charakter. Das eine ist frech, neugierig, das andere ist zurückhaltend Marisala Mae ist die Leitstute. Sie geht voran, alle anderen folgen. Immer. Jedes Alpaka hat seinen eigenen Namen und weiß auch, wie es heißt.

Sie werden einmal im Jahr geschoren und geben eine feine, warme und anti-allergene Wolle, die die Familie verkauft. Bei der Schur frisiert man auch die Ponys nach. Das andere wirtschaftliche Standbein ist die Zucht. Bei mehreren Hengsten und vielen Stuten ist im Stall meistens viel los. Die Jungtiere werden dann verkauft.

Nachdem sich Leo, Asterix und Maddox eine Viertelstunde gegen jegliche Bewegung gewehrt haben, trotten sie langsam los. Die Menschen an den Leinen versuchen, die Richtung vorzugeben. Das gelingt nicht immer. Wenn am Straßenrand Gras lockt, dann fressen sie. Will man weiter – dann kommt wieder diese typische Alpaka-Entrüstung. Wenn Blicke töten könnten...

Zurzeit leben die Tiere im offenen Stall. Der Wolf ist gefährliche nahe gekommen. Greift er zu, hat ein Alpaka keine Chance. Bald sollen sie wieder raus, wenigstens tagsüber. Michael Neukämper ist das Unbehagen darüber anzusehen. Nicht nur, dass die Tiere bis zu 8000 Euro kosten können. Sie sind halt auch unglaublich süß.