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24. März 2023, 16:42 Uhr

„Ich möchte etwas zurückgeben“

Lesedauer: ca. 4min 12sec
„Wir müssen uns stabilisieren. Man muss immer noch nach unten schauen und kann nicht von Ruhe sprechen“, sagt FCN-Trainer Thomas Jakobs. Gegen Leer soll zu Hause nachgelegt werden.

„Wir müssen uns stabilisieren. Man muss immer noch nach unten schauen und kann nicht von Ruhe sprechen“, sagt FCN-Trainer Thomas Jakobs. Gegen Leer soll zu Hause nachgelegt werden. © Tebben-Willgrubs teb

Nach dem 4:2-Heimsieg gegen den Vorletzten Moordorf und dem 4:1-Erfolg beim Schlusslicht Suurhusen bestreitet der Fußball-Bezirksligist FC Norden (13.) am Sonntag ab 15 Uhr mit dem Heimspiel gegen Germania Leer (14.) die nächste richtungsweisende Partie im neuerlichen Kampf um den Klassenerhalt. Hält die Mini-Serie gegen den VfL, der zwei Spiele weniger absolviert hat, befinden sich die Norder weiter auf einem guten Weg. „Wir müssen uns stabilisieren“, sagt FCN-Trainer Thomas Jakobs. Der 53-Jährige, der in Norden wohnt und als Betontechnologe im Vertrieb einer Firma in Aurich arbeitet, lief selbst noch zu den Glanzzeiten der Rot-Weißen in der Verbands- und Landesliga auf (siehe Infokasten). Auch in der nächsten Saison arbeitet Jakobs als Trainer des Traditionsvereins weiter (wir berichteten), um den eingeschlagenen Weg mit der Liga-Mannschaft fortzusetzen und zu helfen, den Club in die Spur zu bringen.

Herr Jakobs, kann Ihre Mannschaft am Sonntag gegen Leer einen vorentscheidenden Schritt in Richtung Klassenerhalt machen?

Moordorf und Suurhusen waren wichtige Siege für uns. Legen wir am Sonntag nach, können wir uns zumindest schon ein wenig vom 16. Platz verabschieden, der ja in diesem Jahr alles entscheidend ist.

Wie schätzen Sie die Leeraner ein?

Germania ist eine Wundertüte mit vielen internationalen Spielern. Sie sind technisch stark. In Leer im Stadion zu spielen, erinnerte mich an die alten Zeiten des Ostfrieslandderbys in der Landesliga. Durch eine Standardsituation haben wir 0:2 verloren. Wir wissen nicht, ob Leer mit der Mannschaft vom 1:3 gegen Wiesmoor bei uns antreten wird.

Woran liegt es, dass Stadtvereine mit großer Tradition wie FC Norden, Germania Leer und SpVg Aurich nur im unteren Tabellendrittel rangieren?

In diesen Vereinen ist in den vergangenen Jahren wahrscheinlich viel falsch gemacht worden. Das waren Aushängeschilder in Ostfriesland. Sie hatten alle sehr gute Möglichkeiten, gute Spieler zu bekommen. Heute ist das schwieriger. Die Strukturen, die es früher auch in Norden gab mit vielen Gönnern, sind schwieriger geworden.

Der FC Norden steht erneut in der Bezirksliga im Abstiegskampf. Woran hakt es aktuell?

Wie haben im Moment nicht den Unterbau, den man für eine Bezirksliga-Mannschaft haben müsste. Wo man die Möglichkeit hat, Spielern in einer zweiten Mannschaft Spielpraxis zu geben und weiterzuentwickeln. Wir haben zwar eine A-Jugend, die jungen Spieler dürfen aber noch nicht bei den Herren auflaufen.

Die erste Elf kann mit jedem Bezirksligisten mithalten, lautet Ihr Motto. Wie schwer wiegen da Ausfälle wie Karsten Fröhlich, Daniel Horn, Wilko Gerdes, Tim Zuther, Fadel Diab oder Alexander Aerts, den es in der Winterpause beruflich nach Freiburg gezogen hat?

Wären sie da, wäre das eine ganz andere Basis. Da gäbe es einen anderen Konkurrenzkampf. Die Ausfälle sind gravierend. Im zentralen Mittelfeld wären wir anders bestückt und offensiv wären wir noch gefährlicher. Mit Michele Carrafa, Jannis Langheim und Hilko Schwitters haben wir dazu zu Saisonbeginn drei Leistungsträger verloren.

Muss im Sommer personell nachgelegt werden?

Ja, natürlich. Diese Gespräche haben wir im Winter untereinander mit dem Trainerteam, dem Mannschaftsrat und Jelto (Jelto Müller aus dem FCN-Vorstand, die Red.) geführt, dass wir breiter aufgestellt sein müssen und auch eine gewisse individuelle Klasse dazu holen müssen. Das ist nicht einfach. Aber wir benötigen mindestens zwei, drei Leute mit Bezirksliga-Niveau als Verstärkung.

Wie hat sich die Mannschaft unter Ihrer Regie entwickelt?

Fußballerisch, rein vom Spielerischen und von der Technik her, hat sich die Mannschaft gut entwickelt. Wir möchten diejenigen sein, die Fußball hinten rausspielen über unsere beiden Sechser, ob im 3:4:3 oder 3:5:2. Mir fehlt noch die Konstanz. Wir haben wirklich gute Spiele drin, aber dann folgt auch das zweite Gesicht. Alles läuft eigentlich für uns, aber wir hören plötzlich auf, Fußball zu spielen und fünf, sechs, sieben Akteure fallen aus. Großes Manko ist dazu unsere Chancenverwertung. Daran müssen wir auch arbeiten.

Welchen Fußballstil favorisieren Sie als Trainer?

Für mich ist es wichtig, so mutig zu sein, dass wir hinten rausspielen. Zu Anfang gab es Diskussionen, gerade mit unseren Abwehrspielern, die den Ball nach vorne geschlagen haben. Wenn wir mit unserer Dreierkette spielen, wollen wir aber unsere Sechser, Achter und Zehner mit ins Spiel bringen. Wenn sie aufdrehen können, haben sie das Spielfeld vor sich. So kommst du in Überzahl und so wirst du deine Chancen kreieren. Wir sind jetzt mutiger. Natürlich unterlaufen noch Fehler. Aber Fußball zu spielen ist schwieriger, als Fußball zu verhindern. Blind nach vorn spielen, das wollen wir nicht.

Was motiviert Sie, in der neuen Saison als Trainer des FC Norden weiterzumachen?

Es macht mir Spaß, mit den Spielern zusammenzuarbeiten und dem Umfeld mit Tido Tuitjer, Andreas Janssen, Rouven Venzke, Jelto Müller, Nils Jenssen oder Arne Diesing. Ich habe Blut geleckt. Nach sieben Jahren Pause macht es mir Spaß, den Fußball mit den Jungs weiterzuentwickeln und den Verein weiter zu bringen. Da besteht noch viel Potenzial, das wir abrufen müssen. Da geht noch sehr viel. Wenn man in dieser Phase, wo man sich als Mannschaft und Trainer gefunden hat, aufhören würde, muss man befürchten, dass der eine oder andere weggeht. Dass es in die falsche Richtung gehen würde. Das möchte ich dem FC Norden und den Jungs, die sich für ihn engagieren und ihn lieben, nicht antun.

Was verbindet Sie speziell mit dem FC Norden?

Beim FC Norden habe ich unter Heinz Knieper das Einmaleins des Fußballs gelernt. Ich habe unwahrscheinlich viel mitgenommen. Vom Jahnplatz und seinem Umfeld bin ich geprägt worden. Ich war Kapitän, habe viele Tore geschossen. Da ist eine Verbundenheit entstanden und ein Wunsch. Ich möchte etwas zurückgeben.

Wie lautet Ihr Ziel mit dem FC Norden?

Wir müssen uns stabilisieren. Man muss immer noch nach unten schauen und kann angesichts der vielen Nachholspiele noch nicht von Ruhe sprechen. Unser nächster Schritt ist das gesicherte Mittelfeld. Wenn wir mal ein Jahr komplett mit unserem Kader vernünftig arbeiten können, ist das möglich. Und der Verein muss den nächsten Schritt machen und wachsen, sonst wird es schwierig.

Trifft es Sie, nach Glanzzeiten diese Phase zu erleben?

Ich bin Fußball-Romantiker und finde es sehr bedauerlich. Wo Kickers Emden in Hildesheim gespielt hat, waren wir mit dem FC. Das kommt nicht zurück.

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