Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
8. April 2023, 13:20 Uhr

Jäger kritisieren „Nichtstun“

Jägerschaften und Schäfer fürchten um die Deichsicherheit und nehmen die Politik in die Pflicht

Lesedauer: ca. 2min 46sec
Vertreter der Küsten-Jägerschaften stehen mit Schäfer Janko Schneider hinter seinen Schafen. Foto: dpa

Vertreter der Küsten-Jägerschaften stehen mit Schäfer Janko Schneider hinter seinen Schafen. Foto: dpa © Sina Schuldt/dpa

Ostfriesland Die Jäger Ostfrieslands fordern eine „wolffreie Zone in den küstennahen Landkreisen zum Schutz der für den Deich- und Küstenschutz notwendigen und naturverträglichen Nutztierhaltung.

Das besagt die „Auricher Erklärung“, die sie kurz vor Ostern in Aurich abgegeben haben.

Unterzeichnet wurde die Erklärung von den Vertretern der Jägerschaften zwischen Ems und Elbe. Auch der Präsident der niedersächsischen Jägerschaft, Helmut Dammann-Tamke (Hannover) und der Vizepräsident der Jägerschaft Bremen, Markus Henke, nahmen an der Sitzung teil.

Acht tote Schafe - das passt nicht

Neben den in den Redebeiträgen geschilderten Problemen wurde bei der Schilderung des Deichschäfers Janko Schneider aus Arle sehr deutlich, wie einem Schafbesitzer nach einem Wolfsangriff mit acht toten und mehreren verletzten Schafen zumute ist. Tenor der Veranstaltung war: „Wolf und Schaf passen nicht zusammen!“ Allerdings ist die Beweidung der Deiche mit Schafen eminent wichtig. Sie halten das Gras kurz und sorgen mit ihren Hufen für eine Verdichtung der Deichoberfläche.

Jank Schneider berichtet von Wolfsrissen in seiner Herde

Die Vorsitzenden der Kreisjägerschaften Norden, und Aurich, Heinrich de Vries (l.) und Gernold Lengert unterzeichnen. © dpa

Adressiert an die Abgeordneten

Die Jägerschaft fordert in ihrer „Auricher Erklärung“ die Abgeordneten des Bundes- und des Landtages dieser Regionen auf, sich der Sorgen und Nöte der hier lebenden Menschen anzunehmen und ein dem europäischen Recht konformes, regional differenziertes Bestandsmanagement zu ermöglichen und dieses endlich in die Tat umzusetzen. Wie das im einzelnen geschehen soll, wurde nicht gesagt, praktikable Lösungsmöglichkeiten wurden nicht aufgezeigt.

Zäune schützen nicht

Hohe Zäune würden die Tiere auf den Deichen nicht schützen, stellten die Redner fest. „Darin verheddern sich auch Rehe und Hasen. Und Kröten können nicht unten hindurch, sie fallen auf den Rücken und kommen nicht weiter“, berichtete Janko Schneider über seine Erfahrungen mit den Umzäunungen. Seit zehn Jahren ist Schneider zu fast jeder Jahreszeit mit seinen rund 2000 Tieren auf dem Deich von Ostermarsch bis Dornumersiel unterwegs. „Insgesamt umfasst mein Betrieb 150 Hektar, mit 110 Hektar Deichfläche betreiben wir aktiven Küstenschutz. Bislang hatten wir fünf Übergriffe durch den Wolf. Beim letzten Mal riss ein Wolf acht Tiere. Kein Mensch kann sich vorstellen, was ein Tierhalter durchmacht, wenn er ein verletztes Tier sieht.

Übergriffige Wölfe „entnehmen“

Die zentrale Forderung: „Wölfe, die ‚übergriffig‘ wurden, sollten ganz schnell und unkompliziert ‚entnommen‘ werden. Mit ‚schnell‘ meine ich, unverzüglich, am nächsten Tag muss dieser Wolf ‚liegen‘. Der Wolf kommt wieder, er will sich seine Beute holen. Beim letzten Mal hat er sich an einem Tier satt gefressen, die anderen sind seiner Mordlust zum Opfer gefallen. Das ist wie bei einem Marder im Hühnerstall. Zwei Schafe sind noch verletzt. Da schlagen die Medikamente nicht an. Der Wolf verteilt mit seinen Bissen Keime, gegen die es kaum Hilfe gibt. Mit den Landtags- oder Bundestagsabgeordneten kann man nicht reden. Die wollen einem immer erklären, was man alles tun muss.

Jank Schneider berichtet von Wolfsrissen in seiner Herde

Jank Schneider berichtet von Wolfsrissen in seiner Herde © dpa

Harsche Kritik an der Politik

Dabei kennen die zumeist nicht einmal den Unterschied zwischen ein Hütehund und einem Herdenschutzhund. Da ist es sinnlos, mit einem solchen Politiker zu diskutieren. Wir kämpfen um jedes einzelne Lamm, um jedes einzelne Tier. Ich nehme an, wir haben es hier mit zwei bis drei Einzelgängern zu tun.“ Sorge bereitet ihm, dass einzelne Tiere aus dem Friedeburger Rudel sich auf die Suche nach einem neuen Revier machen. „Die Wölfe wandern immer Richtung Nordwesten“ befürchtet Janko Schneider. Allerdings habe der Wolf ab Mai eine größere Beuteauswahl. „Dann kommen auch andere Weidetiere nach draußen, dann sind dort nicht nur Schafe“.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen