Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
3. August 2023, 06:00 Uhr

Keine Maske in der Tanke: Norderin wird des Ladens verwiesen

Im Alltag sollte die medizinische Maske kein Problem mehr darstellen. Beim Tanken machte eine Norderin vor kurzem jedoch eine andere Erfahrung.

Lesedauer: ca. 2min 55sec
Die medizinische Maske bedeckt einen Teil des Gesichts. Beim Tanken ist das aber kein Problem. Symbolfoto

Die medizinische Maske bedeckt einen Teil des Gesichts. Beim Tanken ist das aber kein Problem. Symbolfoto © Ecke eck

Mit einer medizinischen Maske im Alltag unterwegs zu sein, gehört für mehrere Berufsgruppen seit Corona zum festen Alltag. Wie aber die Pflegerin Elke Carstens feststellen musste, ist der Mundschutz nicht überall gern gesehen. Denn bei einem schnellen Einkauf an einer Tankstelle in Norden wurde sie des Ladens verwiesen.

Nur kurz etwas kaufen

Am Sonnabend war Carstens noch in der Stadt unterwegs und wollte an einer Tankstelle schnell in den Ladenbereich, um sich eine Kleinigkeit zu kaufen. Da sie am Tag zuvor eine Zahn-Operation hatte, trägt sie eine chirurgische Maske, um ihre eigenen, noch empfindlichen Mundpartien zu schützen. „Das gehört mittlerweile auch zum Berufsbild“, sagt Carstens. Denn beim Umgang mit Kranken und Pflegebedürftigen ist ein Mundschutz in vielen Unternehmen Standard.

Der junge Verkäufer sah es jedoch anders. Denn dieser hat auf sein Hausrecht gepocht und darauf bestanden, dass die Kundin ihr Gesicht zeigen muss. Auch die Erklärung, warum Carstens eine Maske trägt, die OP und zum Schutz ihrer Klienten, hat ihn von seiner Position nicht abbringen können. Schließlich hat sie dann einmal ihr Gesicht gezeigt und die Maske heruntergezogen – jedoch direkt wieder hochgezogen, als der Verkäufer gerade dabei war, die Ware aus dem Regal zu nehmen.

Vom Platz verwiesen

Der Verkäufer hat dies gesehen und sie des Geschäfts verwiesen – nachdem er die Polizei informierte. Diese habe bei ihrer Ankunft noch einmal versucht zu vermitteln, aber dann hat Carstens sich bereits dazu entschieden, ohne Einkauf das Gelände zu verlassen. Zu einer Anzeige ist es nicht gekommen und die Beamten mussten nicht weiter eingreifen, wie die Sprecherin der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund mitteilt.

„Wer möchte, sollte eine Maske tragen dürfen“, so Carstens. „Zuerst wurden wir beklatscht dafür, jetzt werden wir hinausgeschmissen.“ Ihrer Ansicht nach fällt das Thema unter das Persönlichkeitsrecht. Denn gefährdet wird niemand durch diese Entscheidung. Auf der anderen Seite pochte der Mitarbeiter auf das Vermummungsverbot, das das Verschleiern des Gesichts in Fahrzeugen und auf öffentlichen Veranstaltungen verbietet.

Hier gilt das Hausrecht

„Bei medizinischen Masken greift nicht das Vermummungsverbot“, sagt die Polizei. Zudem greife es in der Situation sowieso nicht, da sich Carstens weder in einem Auto noch auf einer Veranstaltung befunden hat. Dementsprechend konnte die Polizei aus rechtlicher Sicht keinen Strafbestand feststellen. Jedoch haben die Geschäftsinhaber ein Hausrecht. So werden an vielen Tankstellen besonders Motorradfahrer bereits an den Säulen mit Schildern dazu aufgefordert, ihren Helm und, wenn sie eine tragen, die Sturmhaube abzunehmen. Daran müssen sich dann die Kunden halten.

Jürgen Ziegler, Geschäftsführer des Zentralverbands des Tankstellengewerbes, spricht sich für das Maskenverbot an Tankstellen aus. Aber grundsätzlich seien aus seiner Sicht medizinische Masken auch kein Problem. „Das müssen die Tankstelleninhaber individuell entscheiden“, so Ziegler. Für ihn spricht insbesondere die stark angestiegene Überfallrate in Deutschland für das Weglassen der Maske. Besonders Personal, das bereits einen Überfall durchleben musste, könne dadurch geschützt werden und sich sicherer fühlen. Solange es keinen konkreten Anlass gibt, eine Maske zu tragen, könne diese auch beim Tanken und Bezahlen weggelassen werden.

Will sich entschuldigen

Auf KURIER-Anfrage bei der betroffenen Tankstelle stellt sich heraus, dass es sich bei dem Mitarbeiter um einen 18-jährigen Berufsanfänger handelt. Dieser wollte während seiner Arbeit keinen Fehler begehen und hat zu sehr versucht, seine Ansicht durchzusetzen, wie die Geschäftsführerin der Tankstelle mitteilt. Es sei natürlich gestattet, mit Maske bei ihr zu tanken, jedoch müssen Motorradfahrer ihren Helm absetzen, wie an vielen Tankstellen üblich. Das habe der Mitarbeiter falsch verstanden.

Nun wolle er sich aber auch persönlich bei der Kundin entschuldigen. Denn der Vorfall täte ihm und der Leiterin ausgesprochen leid. Kunden können weiterhin unbesorgt mit medizinischer Maske überall in Norden tanken gehen.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen