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14. April 2023, 15:16 Uhr

Lena Knippelmeyer spielt bei der WM

Marienhaferin steht als erfahrene Nationalspielerin im deutschen Rollstuhlbasketball-Team der Frauen für Duba

Lesedauer: ca. 3min 17sec
Starker Gegner. Auf den Titelverteidiger Niederlande, gegen den sie im Halbfinale der Paralympics verloren, treffen Lena Knippelmeyer und ihr Team bereits in der WM-Gruppe. Fotos: Steffie Wunderl

Starker Gegner. Auf den Titelverteidiger Niederlande, gegen den sie im Halbfinale der Paralympics verloren, treffen Lena Knippelmeyer und ihr Team bereits in der WM-Gruppe. Fotos: Steffie Wunderl © Foto: Steffie Wunderl / Beautiful Sports

Ob es daran liegt, dass sie aus Ostfriesland kommt? Schließlich ist dreimal Ostfriesenrecht. Was allgemein fürs Teetrinken verifiziert ist, trifft für Lena Knippelmeyer speziell jetzt bei einer ihrer größten sportlichen Herausforderungen zu. Im dritten Versuch wird die gebürtige Brookmerlanderin als Nationalspielerin für das Team Deutschland an den Weltmeisterschaften im Rollstuhlbasketball teilnehmen. Nach ihren Starts bei zwei Europameisterschaften und den Paralympics in Tokio gehört Lena Knippelmeyer zum zwölfköpfigen WM-Aufgebot für das Turnier vom 9. bis zum 20. Juni in Dubai – das steht immerhin zum zweiten Mal auf dem Plan. „Ich freue mich sehr, dass es auch weiterhin geklappt hat und ich in Dubai spielen darf“, sagt Lena Knippelmeyer nach einem Wechselbad der Gefühle.

Die ehemalige Handballerin von TuRa Marienhafe hatte nach Kreuzbandrissen und Operationen als „Fußgängerin“ mit dem Rollstuhlbasketball nach ihrer schweren Knieverletzung eine neue sportliche Leidenschaft gefunden. Über den RSC Osnabrück kämpfte sich die ehrgeizige 33-Jährige nicht nur in die Bundesliga, sondern auch in den Kader der deutschen Frauennationalmannschaft. Im Trikot mit dem Bundesadler gewann sie 2019 EM-Bronze und belegte bei den Paralympics Platz vier.

Fast hätte sie ihren Einstand bei der Heim-Weltmeisterschaft 2018 in Hamburg gegeben. Damals schrammte sie an Position 13 haarscharf am Zwölfer-Kader vorbei, erlebte als Mitglied des erweiterten Aufgebotes aber ein unvergessliches Erlebnis beim Gewinn der Bronzemedaille. Dieses Turnier wollte sie auf der Zielgerade ihrer internationalen Karriere unbedingt selbst spielen.

Dabei standen zunächst allerdings unvorhersehbare Hindernisse im Weg: Die Klassifizierung der Handicaps kochte als sensibles Thema wieder hoch. Die Marienhaferin durfte aufatmen. Sie durfte weitermachen, zeigte bei den Testspielen und Auswahlmaßnahmen starke Leistungen und qualifizierte sich schon im Vorjahr erfolgreich für die WM, die ja auch schon im Vorjahr hätte ausgetragen werden sollen. Mit der Begründung, durch die zeitgleiche Fußball-WM in Katar 2022 wäre unter anderem das Sicherheitsrisiko zu groß, wurde die WM im Rollstuhlbasketball kurzerhand verlegt. Auf den eigentlichen Termin aber waren alle Planungen der Spielerinnen, die neben ihrem Beruf viel Zeit und Engagement in ihren Sport stecken, ausgelegt.

Lena Knippelmeyer, die in Osnabrück lebt und als Neuropsychologin arbeitet, ließ nicht locker. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Dennis Nohl als Trainer engagierte sie sich für den Neuling Hot Rolling Bears Essen in der Bundesliga. Der Abstieg konnte zwar nicht verhindert werden, Lena Knippelmeyer aber profitierte als verantwortliche Größe und Punktelieferantin mit Blick auf die neuerliche Auswahl des WM-Aufgebotes. Bundestrainer Dirk Paßiwan nominierte die erfahrene A-Nationalspielerin einmal mehr. Nach der EM 2021 gab es zwei Veränderungen: Mareike Miller kehrte nach einer Verletzung zurück. Marie Kier als große Überraschung des Auswahlcamps schaffte es erstmals ins Aufgebot.

„Wir hoffen jetzt, dass das Turnier auch stattfinden wird. Aber es gab ja schon eine Gruppenauslosung und der Spielplan liegt vor. Ich gehe einfach davon aus, dass es diesmal klappt“, sagt Lena Knippelmeyer. Bundestrainer Paßiwan sorgte für ein intensives, fünftägiges Testverfahren. 20 Spielerinnen waren eingeladen. Die anwesenden 18 deutschen Bewerberinnen mussten sich in verschiedenen Konstellationen behaupten und zeigen, dass sie sich durchsetzen und gemeinsam an einem Strang ziehen können.

Jetzt also rückt die Wüsten-WM für Lena Knippelmeyer doch noch in greifbare Nähe. „Ich bin froh und stolz, dass der Bundestrainer mich weiterhin nominiert hat“, sagt die Marienhaferin, die in Essen eine sehr gute Bundesliga-Saison gezeigt hatte und viele Erfahrungen sammelte.

Gemeinsam mit ihren Mitspielerinnen in der deutschen Nationalmannschaft von den Clubs Köln 99ers, Doneck Dolphins Trier oder Baskets Hamburg bestreitet Lena Knippelmeyer Ende April und Mitte Mai zwei Trainingslager. Im nächsten Monat wird das mit Länderspielen gegen die Niederlande gepaart. Nach fast einjähriger Spielpause muss an der Feinabstimmung gearbeitet werden.

Im Juni folgt mit viel Verzögerung Dubai. „Meine Vorfreude ist groß. Es ist meine erste WM. Nachdem ich in Hamburg im erweiterten Kader stand und damals auch das Trainingslager in Australien mitmachen durfte, bin ich froh, dass es jetzt geklappt hat. Es kann aber weiterhin sein, dass es mein letztes Turnier ist, da im Mai noch eine Klassifizierung ansteht“, erklärt Lena Knippelmeyer. Im Hinterkopf hat sie eigentlich noch die Paralympics 2024 in Paris.

Als „ausgeglichene Mannschaft auf hohem Niveau“ will das deutsche Team in Dubai eine gute Rolle spielen. Schon in den Gruppenspielen geht es gegen Titelverteidiger Niederlande. Lena Knippelmeyer hat sich für ihre erste WM als Nationalspielerin viel vorgenommen: „ Wir wollen mindestens das Halbfinale erreichen.“

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