„Lüttje Kark“ hat Platz für viele
Frühere reformierte Kirche in Leybuchtpolder wird neues Dorfgemeinschaftshaus
Lesedauer: ca. 2min 28secNorden – Dunkel, muffig, modrig – so beschrieb gestern Kerstin Petersen vom Planungsbüro urbano den Zustand der früheren evangelisch-reformierten Kirche vor der Sanierung. Als die Handwerker im April 2020 mit den Arbeiten an der in den 1960er-Jahren errichteten Kirche begannen, stand das Gebäude schon eine Zeit lang leer. Nach umfassender Renovierung kann von Muff und Moder keine Rede mehr sein. Als neues Dorfgemeinschaftshaus in Leybuchtpolder präsentierte sich der Bau am Dienstag bei der offiziellen Schlüsselübergabe hell, freundlich und einladend.
Rund 700000 Euro investierte die Stadt Norden in die „Lüttje Kark“, die auch als Dorfgemeinschaftshaus ihren angestammten Namen behält, den nebenstehenden Glockenturm und die Außenanlagen. Mit 490000 Euro aus Strukturfördermitteln beteiligte sich das Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) Weser Ems an dem Vorhaben. „Das ist schon eine ganz erkleckliche Summe“, so Norbert Wencker, Dezernatsleiter im ArL während der Feierstunde an der Kirche. Er betonte die Bedeutung des Dorfgemeinschaftshauses als „Kristallisationspunkt“ für das Leben im Dorf. Es sei wichtig, dass die Menschen einen Ort der Begegnung hätten. „Das gehört zur Grundversorgung dazu.“ Und diese habe in der Dorfentwicklung einen hohen Stellenwert. Zudem habe man in Leybuchtpolder ein vorhandenes Gebäude mit neuem Leben gefüllt, lobte Wencker. „Ein Gebäude, mit dem sich die Menschen identifizieren und das ihnen ein Gefühl von zuhause gibt.“
Die Sanierung der reformierten Kirche und Umgestaltung zum Dorfgemeinschaftshaus sei immer das „Königsprojekt“ in der Dorferneuerung von Leybuchtpolder und Neuwesteel gewesen, erinnerte Dietrich von Hardenberg an die Anfänge des Projekts. 2017 hatte die Stadt den Antrag auf Förderung gestellt, der erste Schritt zum Kauf des Areals und Umnutzung. Die Politik hatte sich dabei zunächst schwer getan und eine hohe Förderquote zur Bedingung gemacht. Die gab es letztlich, wofür sich Bürgermeister Heiko Schmelzle am Dienstag ausdrücklich bedankte: „Das ArL hat es gut mit uns gemeint.“ 2019 konnte die Stadt das Gelände von der evangelisch-reformierten Kirche erwerben und das Projekt endlich in Angriff nehmen.
Im Zuge der Sanierung wurden Dach und Fenster erneuert sowie Teile des Innenausbaus entfernt. Neue Sanitärräume wurden geschaffen, ebenso ein Büro für den Ortsvorsteher und ein kleiner Besprechungsraum. Das Erdgeschoss ist barrierefrei. Auch der ehemalige Glockenturm, der sich bereits neigte, wurde saniert und von Innen mit einem Stahlkorsett gesichert.
„Wir lassen die Kirche im Dorf“, brachte es Ortsvorsteher und Vorsitzender Gerd Hoffmann (SPD) am Abend auf den Punkt. Er freut sich, dass Vereine und Verbände nun eine feste Bleibe haben und die Menschen in Leybuchtpolder einen Ort, an dem sie zusammenkommen und auch mal feiern können. „Erste Termine stehen schon fest.“ Stellvertretend für die Vereine waren Eilert Taddigs vom Klootschießerverein „Uitersthörn“ Neuwesteel, Franz Scharfenort vom Awo-Chor sowie Tammo Ippen als Vertreter der Landjugend anwesend. Alle drei sind künftig in der „Lüttje Kark“ zuhause.