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14. April 2023, 11:14 Uhr

Mal intelligenter, mal bekloppter

In seinem neuen Bühnenprogramm „Luschen, Luschienen und Lurche“. gibt der nach aussen hartwirkende Ausbilder Schmidt einblicke in sein Alltagsleben.

Lesedauer: ca. 3min 45sec
Mal intelligenter, mal bekloppter

Norden - Holger Müller ist der Künstler hinter der Bühnenfigur Ausbilder Schmidt. Zudem ist er stolzer Eigentümer der Kleinkunstbühne „sehr kleines Haus“ in Pilsum. Gegenüber dem KURIER hat er erzählt, wie sein Leben mit Schmidt ist und was Besucher im Bühnenprogramm „Morgen Ihr Luschen, Luschienen und Lurche!“ am Sonnabend, 15. April, im Theater Norden erwarten können.

Sie haben Pilsum zu Ihrer zweiten Heimat gemacht und sind Wahlostfriese. Fühlen Sie sich „ostfriesisch“ ?

Ich würde mich eher als Hobbyostfriesen bezeichnen. Schon als Kind mochte ich Ostfriesland. Das hat wahrscheinlich viel mit Otto Waalkes zu tun, bei dem ich erstmals von der Region gehört. Ich war auch oft mitmeinen Eltern im Urlaub hier und allgemein bin ich gern hier unterwegs. Und dann hab ich mir den Lebenstraum erfüllt, eine kleine Bühne aufzumachen und ein Programm zu zeigen in Ostfriesland. Im Winter bin ich in der Regel auf Tour, dann ist man natürlich nicht so oft hier, aber im Sommer dafür umso mehr. Ich liebe Land und Leute, es ist einfach eine andere Mentalität hier.

Sie spielen Schmidt schon lange. Haben Sie, übertrieben gesagt, eine gespaltene Persönlichkeit entwickelt?

Das ist auch ein Thema in meinem aktuellen Programm. Dass ich aus der Rolle des Ausbilders herausgehe und als Holger Müller erzähle, was mir schon alles passiert ist, weil ich halt Ausbilder Schmidt spiele. Die ganzen Verwechslungen, man ist selbst eine Lusche, aber spielt so einen harten Typen, und dass es immer eine gewisse Erwartungshaltung gibt. Halt Anekdoten aus dem echten Leben. Das ist auch immer wieder für das Publikum interessant, einmal hinter die Fassade der Bühnenfigur zu schauen. Letztlich bleibt es eine Rolle und die wird gespielt. Ich bestimme, und nicht der Ausbilder. Der Comedian muss intelligenter sein als seine Figur und die Figur bekloppter als der Comedian.

Comedy und Militär, das war doch sicher früher einfacher zu vereinen, als Sie damit angefangen haben?

Militär polarisiert immer, das war von Anfang an klar. Militär war auch schon immer grenzwertig, aber, das hab ich mir selbst bei Monty Python als Fan abgeguckt, Ausbilder Schmidt ist eine Persiflage. Eine Verhöhnung oder Karikatur des Klischees von einem Militaristen. Das heißt nicht, dass Soldaten verarscht werden, sondern die Institution, die dahinter steht. Mein erster Fernsehauftritt wurde gesendet im September 2001, also direkt nach dem 11. September. Ab da war es schon schwierig mit dem Afghanistankrieg. Selbst war ich auch dort und habe zwei Shows vor Ort gehabt. Die Konfrontation mit Krisen gab es schon immer und das Militär macht vielen auch Angst. Aber gerade deshalb muss man vielleicht auch lernen, über das Ganze zu lachen. Als der Ukrainekrieg begonnen hat, dachte ich eigentlich, es kommen deutlich weniger Zuschauer, aber genau das Gegenteil war der Fall. Es kommen sogar noch mehr als vor Corona. Weil die Leute auch einfach mal zwei Stunden Spaß haben wollen.

Gibt es Bezug zu aktuellen Nachrichten im Programm?

Bedingt. Man sollte nicht versuchen, die aktuellen Nachrichten, zum Beispiel rund um den Ukraine-Krieg, als lustig zu verkaufen. Ausbilder Schmidt lebt aber auch in seiner eigenen, geschlossenen Welt. Es ist nicht nur Militär, sondern auch „Ausbilder Schmidt gegen den Alltag“. Sein Sohn ist jetzt Klimakleber, womit er klarkommen muss. Der Panzer fährt jetzt mit Solarstrom. Das Thema Militär ist vielleicht ein Sechstel des Programms. Es ist eine humoristische Welt, in der Schmidt lebt. Die Leute hören den Tag über Nachrichten, wollen aber bei mir ein Comedy-Programm. Meine Kompetenz liegt darin, die Menschen gut zu bespaßen als Nachrichten gut zu vermitteln.

Damals hat man den Ausbilder kenngelernt, als er unter dem Motto gelebt hat: „Je mehr es stinkt, desto besser ist es“. Da ist der Ökostrom schon schwer für ihn zu verkraften?

Schon, aber Schmidt ist ja auch älter geworden und muss mit der Zeit gehen. Das wird auch im Programm Thema sein. Schmidt und ich sind jetzt beide 54 Jahre alt und er lebt auch im Hier und Jetzt. Eine gewisse Altersmilde ist eingekehrt und er liegt auch mal krank mit Männergrippe zu Hause auf dem Sofa. Aber als harter Typ versucht er natürlich, weiterhin sein Bild zu bewahren, was immer schwieriger wird. Schließlich ist er keine 35 mehr.

Das aktuelle Programm heißt „Luschen, Luschienen und Lurche“. Wird es um die Genderdebatte gehen?

Auch ein bisschen, aber nicht nur. Ausbilder Schmidt muss auch gendern und übertreibt damit. Viele aktuelle Alltagsthemen werden aus der Sicht von Schmidt betrachtet. Daher wird man sich auch wiedererkennen können. Eine Stärke von Schmidt ist auch, das Publikum mit einzubinden. Zu schnacken. Es gibt feste Programmpunkte, aber je nach Publikum ändern sich auch immer Dinge. Seine Arbeit mit Jaqueline, Hermine und Torben, den neuen Rekruten, spielt eine Rolle und begleitet durch das Programm. Diese tauchen dann auch immer wieder in seinem Alltag auf. Auch ist sein 17-jähriger Sohn Ruck Zuck Klimaaktivist und Jaqueline Influencerin, was Schmidt vor weitere Herausforderungen stellt.

Würde Holger Müller sich mit Ausbilder Schmidt anfreunden können?

Ich würde ein Bier mit ihm trinken gehen, aber ich müsste ihn nicht jeden Tag um mich haben. Hinter seiner Fassade ist er eigentlich schwer in Ordnung, nur seine Mittel sind begrenzt.

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