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23. Juni 2023, 16:18 Uhr

Marienhafe/Moorhusen: Prügel-Videos rufen Polizei auf den Plan

Clips von schlagenden und drangsalierenden Schülern der IGS Marienhafe-Moorhusen machen im Netz die Runde. Die Polizeiinspektion Aurich/Wittmund hat nun Strafverfahren eingeleitet.

Lesedauer: ca. 2min 36sec
Marienhafe/Moorhusen: Prügel-Videos rufen Polizei auf den Plan

Marienhafe/Moorhusen Schläge, Tritte, Stöße, Schikane – was auf Videos zu sehen ist, die seit Donnerstagabend in den sozialen Netzwerken die Runde machen, ist heftig. Jugendliche der IGS Marienhafe-Moorhusen drangsalieren in den Videoschnipseln ihre Mitschüler. Mittlerweile sind die Clips gelöscht – dem KURIER liegen sie jedoch vor.

Der Aufschrei in der Bevölkerung verhallt nicht so schnell, wie die Löschung vonstatten ging. Noch immer bewegt das Thema in den Kommentarspalten im Netz viele – besonders Eltern. Und auch die Polizei wird sich mit dem Fall nun auseinander setzen.

Ermittlungen eingeleitet

Wiebke Baden, Pressesprecherin der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund, teilt auf Anfrage mit, dass die Videos auch den Beamten in Aurich vorliegen. Nach grober Sichtung sind nun gar Strafverfahren eingeleitet worden, so die Sprecherin. „Wir haben Ermittlungen aufgenommen. Wir klären gerade, wer auf den Videos zu sehen ist und wo die Clips entstanden sind“, sagt Baden. Neben einem Strafverfahren wegen Körperverletzung wurde ein weiteres Verfahren wegen des illegalen Verbreitens von Videos, die Gewaltdarstellungen enthalten, eingeleitet (§ 131 Strafgesetzbuch).

Auf Nachfrage betont Baden, dass weder die IGS Marienhafe-Moorhusen noch andere Schulen im Kreisgebiet aus polizeilicher Sicht besondere Kriminalitätsschwerpunkte seien.

Das sagt der Schulleiter

„Ich habe mit der Person gesprochen, die das Video hochgeladen hat. Sie wollte, dass die Täter, die auf den Videos zu sehen sind, publik werden und anschließend zur Rechenschaft gezogen werden“, so IGS-Schulleiter Kai-Dieter Hoop. „Sie war sich der Konsequenzen ihres Handelns nicht bewusst“, sagt der Leiter im KURIER-Gespräch. Zur Veröffentlichung der Clips habe sie zudem bewegt, dass sie unzufrieden mit dem Durchgreifen der Schule gegen Gewalttäter ist, berichtet Hoop.„Wir sind als Schule sehr aktiv in der Präventionsarbeit gegen Gewalt. Zudem sieht man auf den Videos auch in einer Szene, dass eine Lehrkraft aktiv dazwischengeht und die Kontrahenten zu trennen versucht“, so Hoop. Daher könne laut ihm keine Rede davon sein, dass die IGS bei Gewalttaten wegschaut.

Für den Schulleiter stellten sich die Videos zudem etwas anders dar. „Ich sehe viele Ausschnitte, die ich als Showkämpfe deuten würde“, sagt Hoop.

Auf Szenen in den Videos angesprochen, auf denen klar zu erkennen ist, dass ein Schüler vor dem Angreifer flüchten möchte und trotzdem Schläge einstecken muss, sagt Hoop: „Ich will gar nicht bestreiten, dass auch Vorfälle zu sehen sind, die nichts mit Show oder ähnlichem zu tun haben. Klar, einige Sachen gehen da deutlich zu weit“, so der Leiter. Man werde diesen Dingen auch als Schule nachgehen, sagt der Pädagoge.

Nachdem die Corona-Pandemie abgeebbt ist, habe er festgestellt, dass eine größere Bereitschaft bei dem ein oder anderen Schüler bestehe, auch Gewalt einzusetzen, sagt der Schulleiter auf Nachfrage. „Wo früher sich vielleicht nur verbal angegangen wurde, fliegen jetzt auch mal die Fäuste“, sagt Hoop. Doch auch er betont: „Da sticht die IGS Marienhafe-Moorhusen nicht sonderlich heraus. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung, der es zu begegnen gilt.“

Kontroverse Diskussionen

In den sozialen Netzwerken schlug das Thema hohe Wellen. Einige der Kommentatoren berichten von eigenen Mobbing- und Gewalterlebnissen in ihrer Schulzeit, andere können sich solche Taten an der IGS nicht vorstellen.

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