Mehr Gleichberechtigung: Mädchen bekommen kostenlose Hygieneprodukte

Von Merlin Klinke

Der Landkreis Aurich startet ein neues Modellprojekt an Kreisschulen. Für die Schülerinnen soll es kostenlose Menstruationsartikel aus Spendern auf den Damentoiletten geben. Damit soll die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern gefördert werden.

Mehr Gleichberechtigung: Mädchen bekommen kostenlose Hygieneprodukte

Im Landkreis Aurich sollen die Kreisschulen in einem Pilotprojekt mit kostenlosen Hygieneartikeln ausgestattet werden.

AURICH - An vielen Stellen ist die weibliche Hygiene immer noch ein großes Tabuthema in der Gesellschaft. Um den Umgang für pubertierende Mädchen mit der Thematik zu erleichtern, startet der Landkreis Aurich, zusammen mit seiner Gleichstellungsbeauftragtenstelle, ein Pilotprojekt an den Schulen des Kreises.

„Menstruation ist nichts, wo wir sagen, juchhu, das wollen wir haben“, sagt die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Darinka Herrmann bei der Kreisausschusssitzung für Schulen, Sport und Kultur am Dienstagabend. Denn es ist eine Körperfunktion, die Frauen nun einmal haben und sich nicht gegen wehren können. Daher hat Kay Bents (Grüne) einen Antrag auf die Ausstattung von Schulen im Landkreis mit Menstruationsartikelspendern gestellt. Diese sollen dazu führen, dass die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern vorangebracht wird. Denn bisher sind nur wenige Schulen auf den „Notfall“ vorbereitet und können entsprechend Tampons und Binden anbieten. Denn die Menstruation, Regel oder Blutung – es gibt viele Bezeichnungen, „gehört nun einmal mit zum Leben“, sagt Herrmann.

Für das Modellvorhaben sollen jetzt Spender im Wert von rund 4000 Euro angeschafft werden. Damit könne in den 12 Kreisschulen jeweils mindestens in einem Sanitärbereich für Frauen und Mädchen ein Spender angebracht werden. Auch die Befüllung soll vorerst vom Landkreis übernommen werden. „Die Gelder hierfür sind in unserem Haushalt noch vom Vorjahr vorhanden“, sagt Herrmann. Daher werde das Pilotprojekt stattfinden können, unabhängig von der Haushaltsplanung 2023. Insgesamt veranschlagt die Gleichstellungsbeauftragte, dass das Projekt 9000 Euro kosten wird.

Der Ausschuss hat nach einigen Änderungen im Antrag einstimmig zugestimmt, auch um zu zeigen, dass dieser hinter dem Projekt steht. Denn die Finanzierungsfrage für zusätzliche Spender, wenn das Projekt einen positiven Abschluss finden sollte, wurde auf das nächste Haushaltsjahr verlegt.

Wenn es nach Ablauf der Pilotphase zu einer kreisweiten Umsetzung an allen Schulen kommen sollte, wird in etwa das zehnfache der Kosten des Pilotprojektes erwartet und die Befüllung der Spender soll mit von den Betriebskosten der jeweiligen Schulen getragen werden.

In Norden werden voraussichtlich die Schulen Ulrichsgymnasium, Conerus-Schule Berufsbildende Schulen Norden und die Schule am Moortief an dem Modell beteiligt. Die Conerus-Schule hat bereits Erfahrungen mit der Bereitstellung von Menstruationsartikeln machen können. Denn im Sekretariat besteht die Möglichkeit für Schülerinnen, sich mit Tampons oder Binden zu versorgen. Jedoch sei auch hier zu merken, dass der Umgang mit dem Thema bei den Schülerinnen stark unterscheidet. „Einige gehen sehr offen damit um und reden direkt mit uns, andere Drucksen ein wenig, bis sich weniger Menschen sich im Raum befinden“, sagt eine der Sekretärinnen der Conerus-Schule. Jede Schülerin geht unterschiedlich offen mit ihrer Regel um. Daher sei es aus ihrer Sicht definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

Die Schülerinnen können sich mit den Spendern selbst und anonym versorgen. So wird auch die Hemmschwelle, besonders während der frühen Pubertät, im Umgang mit den benötigten Produkten gesenkt.