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29. Juli 2023, 16:00 Uhr

Naturschützer versagen beim Tierschutz

Ausgerechnet der Naturschutzbund Niedersachsen muss sich bei einem Weideprojekt in Ostfriesland Vorwürfe gefallen lassen – er soll seine Tiere nicht korrekt gehalten haben.

Lesedauer: ca. 2min 15sec
Naturschützer versagen beim Tierschutz

Der Naturschutzbund Niedersachsen (Nabu) hat eigene Fehler bei einem umstrittenen Weideprojekt von Rindern und Pferden im Landkreis Leer eingeräumt. So habe es Missverständnisse bei der Kommunikation mit den Behörden gegeben, räumte der Nabu-Landesvorsitzende Holger Buschmann jetzt in Leer ein. Er sprach auch von einer „ungünstigen Personalsituation“. Der Nabu betreibt im Thedingaer Vorwerk vier Ganzjahresweiden mit Heckrindern und Koniks, die zur Familie der Ponys gehören. Um das Projekt nördlich von Leer, das seit zwei Jahrzehnten existiert, gibt es Streit mit dem Landkreis.

„Falschdarstellungen“

Buschmann sagte zugleich, es gebe übertriebene Darstellungen und Falschbehauptungen einer regionalen Naturschutzorganisation. Er sei auch enttäuscht vom Landkreis Leer, der inzwischen tierschutzwidrige Anordnungen erlassen habe. Hiergegen sei Klage eingereicht worden.

Buschmann forderte vom Landkreis einen längeren Zeitraum zur Beendigung des Vorhabens, um die Tiere tierschutzgerecht von den Weiden zu bekommen. Der Landkreis will bereits zum 30. September die Haltung beenden.

Die von einer Tochtergesellschaft des Nabu Niedersachsen zur Landschaftspflege gehaltenen Tiere leben ganzjährig auf drei Flächen in Leer und in Weener auf der Weide und werden nicht in Stallungen untergebracht. Dabei handelt es sich laut Nabu um 90 Rinder und 45 Pferde.

Der Landkreis wirft der Naturschutzorganisation Fehler bei der Haltung und Betreuung der Tiere vor. Insgesamt vier Tiere – drei Rinder und ein Pferd – mussten nach Behördenangaben wegen schwerer Verletzungen oder eines schlechten Allgemeinzustandes getötet werden.

Nabu will mehr Zeit

Auch der Nabu will das Projekt beenden, fordert aber einen längeren Zeitraum. „Die tierschutzgerechte Auflösung der Herden benötigt voraussichtlich zwei bis drei Jahre, diese Tatsache sollte eigentlich auch den Mitarbeitenden des Kreis-Veterinäramtes bekannt sein“, sagte Buschmann.

Sollte der Landkreis auf den 30. September bestehen, würde das sogar den Abschuss trächtiger Tiere bedeuten, was ein „absoluter Tierschutzverstoß“ sei.

Bei einer Anhörung zu dem Thema werde die Naturschutzorganisation sich gegen die Frist vom 30. September aussprechen. Sollte der Nabu damit keinen Erfolg haben, solle dagegen vor Gericht geklagt werden, sagte Buschmann.

Was sagt der Landkreis?

Der Kreis Leer sagt, „die Schilderung des Nabu beschreibt nicht annähernd die Situation, die tatsächlich vorgefunden wurde“. Aussagen, dass Rinder und Pferde - bis auf drei Tiere – in einem guten Zustand gewesen seien, kann der Landkreis nach eigener Aussage nicht bestätigen. Die Rinder hätten sich überwiegend in einem schlechten Ernährungszustand befunden.

Die Untersuchung von verendeten Tieren sowie von Sammelkotproben ergaben einen hochgradigen Parasitenbefall und Mineralstoffmangel der Herden und bestätigten den schlechten Ernährungszustand.

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