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29. April 2023, 14:30 Uhr

Norddeich Radio sendet wieder Telegramme

Die Post stellte ihren Service jüngst ein, doch in Norddeich leben die Kurznachrichten weiter.

Lesedauer: ca. 2min 28sec
Die Telegramme werden geklebt wie früher.

Die Telegramme werden geklebt wie früher. © Merlin Klinke

Norddeich Im Jahr 1998 versendete die Küstenfunkstelle Norddeich Radio ihre letzte Botschaft in den Äther. Über 20 Jahre später kehrt wieder ein kleiner Funken von damals zurück in das Museum Norddeich Radio. Über das Hobby-Fernschreibnetz i-Telex können wieder Telegramme über den Fernschreiber im Museum versendet werden, die auch beim Adressaten ankommen.

Kein Fernschreiber mehr

Am 31. Dezember 2022 stellte die Deutsche Post ihren offiziellen Telegramm-Service ein. „Aber das waren auch schon keine Telegramme mehr, wie sie erwartet werden“, sagt Klaus Dittmar vom Museum Norddeich Radio. Denn was die Post angeboten hat, sei nur die Nachricht in gefaxter Form weiterzuleiten. „Mit dem was wir damals verschickt haben, hatte es nichts mehr zu tun“, so Dittmar. Für ihn müsse ein Telegramm aus einem Fernschreiber kommen, anschließend auf ein entsprechendes Formblatt geklebt werden und dann kann es verschickt werden.

Klaus Dittmar hält ein Telegramm in der Hand, wie es von der Post überreicht wird.

Klaus Dittmar hält ein Telegramm in der Hand, wie es von der Post überreicht wird. © Merlin Klinke

In Norddeich wird gefunkt

Während die Post die historisch wichtige Nachrichtenform aufgegeben hat, sendet der Fernschreiber im Museum der Funker weiter Nachrichten. Jetzt vor allem Geburtstagsglückwünsche und Gratulationen zu Hochzeiten und Jubiläen. Es sei schon etwas Besonderes, heute noch Telegramme erhalten zu können, so Dittmar. Dabei wird aber leider nicht mehr über das Telex-Netz, ein Telefonnetz für Fernschreiber, kommuniziert.

200 Teilnehmer sind dabei

Um den Wegfall des Netzes zu kompensieren, haben Hobby-Fernschreiber sich ihr eigenes Netzwerk aufgebaut, an das auch das Museum in Norden angeschlossen wurde. „i-Telex“ verbindet die Geräte über eine Internetverbindung miteinander und ermöglicht es wieder, international per Fernschreiber zu kommunizieren. Aktuell befinden sich rund 200 internationale Teilnehmer im Netzwerk. „Das Netzwerk ist dem Original nachempfunden“, sagt Dittmar. Jedes angeschlossene Gerät hat eine einzigartige Kennung und kann, theoretisch, von jedem anderen Fernschreiber im Netzwerk angeschrieben werden. Die alte Technik mit moderner Stütze kann auf diese Weise Botschaften bis nach Uruguay oder China übermitteln, laut der Usermap des Telexforums. Das Museum in der Osterstraße 11a hat natürlich die alte Kennung bekommen: „27209 ndrdo d“. In erster Linie wird von Norden aus nach „19990 fino d“ gesendet, Finn Ollmann aus Westgroßefehn.

Per Fernschreiber geht die Nachricht raus an Finn Ollmann. Dieser versendet die Formblätter an die jeweiligen Empfänger. Fotos: Merlin Klinke

Per Fernschreiber geht die Nachricht raus an Finn Ollmann. Dieser versendet die Formblätter an die jeweiligen Empfänger. © Merlin Klinke

Für fünf Euro alles wie früher

Der 20-jährige Hobbyfernschreiber nimmt die Nachrichten in Empfang und bereitet sie für die Adressaten auf. Gegen eine Grundgebühr von fünf Euro bereitet er die Nachricht in alter Manier auf. „Von mir gibt es dann ein richtiges Telegramm mit Formblatt und der Originalnachricht aufgeklebt“, sagt Ollmann. Zudem werde der Briefumschlag mit einer kunstvollen Schrift versehen und einer Briefmarke, auf der der Absende-Fernschreiber zu sehen ist. Er versendet sie am Ende dann doch per Post. Denn ein Extra-Bote ist i nicht mehr benötigt. Auf das Hobby ist der Abiturient durch seine Vorliebe für alte Maschinen gestoßen und ein Freund habe ihm einen Fernschreiber geschenkt. Damit hat Ollmann jetzt einen Anteil daran, dass die alte Kommunikationstechnik nicht in Vergessenheit gerät.

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