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11. Juli 2023, 10:16 Uhr

Norderneyer Kult-Café: 100 Jahre Gastronomie Marienhöhe

Wegen seiner acht Seiten wird die Form des Gebäudes auch Oktogon genannt.

Lesedauer: ca. 2min 27sec
Norderneyer Kult-Café: 100 Jahre Gastronomie Marienhöhe

Eine frische Brise zieht durch die französischen Fenster des Oktogons Marienhöhe. Sonne und Meer setzen drinnen silberne Tupfen auf muschelweißes und lackschwarzes Holz und die steingrauen Polster. Die kleinen Sturmwolken auf den Tapeten scheinen wie von draußen hereingeweht. Die Marienhöhe gehört zu den exponiertesten Plätzen auf der ganzen Insel. Hier sieht man mit 180-Grad-Rundblick die Sonne auf dem Meer kommen und gehen. Auf der Hohen Düne, genau dort wo die Insel einen Knick macht, hockt man wie auf einem Ausguck über dem Weltgeschehen. Die Marienhöhe wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als Holzpavillon vom Königshaus Hannover erbaut, damit Königin Marie dort ihre Picknicks und literarischen Kaffeestunden abhalten konnte. Sie entwickelte sich fortan zu einer Art Kultstätte für den Dichter Heinrich Heine, den die Königin zutiefst verehrte. Heine, der letzte Dichter der Romantik, verbrachte 1827 einen verträumten Sommer auf Norderney. „Die See war mein einziger Umgang und ich habe nie einen besseren gehabt“, schrieb er. Dann, im Ersten Weltkrieg, war es erst einmal vorbei mit dem schönen Inselleben. Das Militär machte sich die gute Aussicht zunutze und stationierte auf der Marienhöhe seine Wachtposten. 1920 pachtete dann der Konditormeister Ernst Radtke die Marienhöhe, um auf der Hohen Düne ein Café zu betreiben. Doch der Zahn der Zeit und die salzhaltige Luft hatten am schönen Holzpavillon genagt. Radtke riss das maledierte Gebäude ab und stellte eine massivere Version an denselben Ort. Im Juli 1923, vor genau einhundert Jahren, wurde der Steinpavillon fertiggestellt, der noch heute das Restaurant und Kaffeehaus Marienhöhe beherbergt.

Im Laufe der folgenden Jahrzehnte etablierte sich die Marienhöhe zum festen Bestandteil des gesellschaftlichen und gastronomischen Lebens auf der Insel. Sie wurde gleichermaßen für Insulaner wie auch Gäste zu einem Wahrzeichen von Norderney und zu einem Ort voller Tradition und Erinnerungen. Im Jahr 2015 haben die Brüder Marc und Jens Brune das denkmalgeschützte Schmuckstück übernommen, restauriert und auf Hochglanz poliert. Das erkennt man schon von Weitem, wenn das kupferfarbene Dach des Pavillons in der Sonne glänzt und den Weg in das mit stilvoller Hand gestaltete Interieur weist. Noch immer locken hausgemachte Kuchen und Torten zur Kaffeezeit. Abends ergänzen Klassiker der norddeutschen Küche und ausgesuchte Weine die Speisekarte. Im Herbst finden Lesungen statt. Ganz in Maries Sinne verbinden sich in der Marienhöhe Genuss und Kultur, Gestern und Heute zu einem neuen Kapitel allerbester Gastfreundschaft.

Zum diesjährigen Jubiläum haben sich die Betreiber ein paar Besonderheiten ausgedacht. Zum Beispiel die Jubiläumstorte „Königin Marie“ mit Krokantmousse und Eierlikör von Patissière Marena Meinken oder den Cocktail „Sommerfrische“, der der Liebesgeschichte von Marie und König Georg gewidmet ist. Wer diese Köstlichkeiten noch probieren möchte, sollte nicht zu lange mit einem Besuch warten. Das Angebot gilt nur im Jubiläumsmonat Juli.

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