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25. Juni 2023, 17:46 Uhr

Nur der Olympiasieger wirft weiter als Henrik Janssen

Der Diskuswerfer aus Norden belegt bei Team-EM Platz zwei hinter Daniel Ståhl und hat beste Aussichten auf einen WM-Startplatz.

Lesedauer: ca. 2min 55sec
Nicht restlos zufrieden. Henrik Janssen war von seiner Weite (64,09 m) wenig begeistert. Als Zweiter hinter dem Schweden Daniel Ståhl holte er aber 15 Punkte. Archivfoto: Iris Hensel

Nicht restlos zufrieden. Henrik Janssen war von seiner Weite (64,09 m) wenig begeistert. Als Zweiter hinter dem Schweden Daniel Ståhl holte er aber 15 Punkte. Archivfoto: Iris Hensel © Iris Hensel,Posenerstr.18,63538G

Norden Jolien Boumkwo ist eigentlich Kugelstoßerin und Hammerwerferin. Doch als bei der belgischen Nationalmannschaft bei der Team-Europameisterschaft im polnischen Chorzów am Sonnabend die 100-Meter-Hürdenläuferin kurzfristig ausfiel, sprang die 29-Jährige sofort ein, um ihrer Mannschaft die Disqualifikation zu ersparen und wenigsten den Antrittspunkt zu retten. Dass sie in gut 32 Sekunden mit deutlichem Abstand Letzte wurde, weil sie sehr vorsichtig über jede der knapp 84 Zentimeter hohen Hürden stieg, war ihr dabei vollkommen egal. Sie wurde im Ziel vom Publikum enthusiastisch gefeiert. Henrik Janssen erlebte den Auftritt, der inzwischen für riesigen Wirbel sorgt, im Stadion hautnah mit. Was er in Jolien Boumkwos Situation gemacht hätte? „Ganz klar, ich wäre auch gelaufen“, lachte der Diskuswerfer, der am Anfang seiner Karriere beim Norder TV eine vielfältige Ausbildung genossen hat. Er belegte am Sonnabend hinter dem schwedischen Olympiasieger Daniel Ståhl den zweiten Platz, steuerte damit 15 Zähler zur Mannschaftswertung bei und hat jetzt beste Aussichten, für die Weltmeisterschaft im August in Budapest nominiert zu werden.

Wirklich zufrieden war der 2,02-Meter-Hüne, der 125 Kilo auf die Waage bringt, mit seiner Leistung aber nicht. Eigentlich hätte er gern den einen oder anderen Meter weiter geworfen. Doch dazu fehlte zum einen die Windunterstützung, der die flache Scheibe trägt. Zum anderen haderte Janssen mit einigen technischen Problemen. „Es lief nicht wirklich rund“, sagte der 25-Jährige gestern am Telefon.

Er startete am späten Nachmittag mit einem Sicherheitswurf in den Wettkampf. Der landete bei soliden 62,11 m. „Das war absolut in Ordnung“, so Janssen. Es folgten 62,16 m, 59,33 m und 61,62 m, ehe er das Zwei-Kilo-Gerät auf 64,09 m schleuderte. Besser war nur Daniel Ståhl, der 67,25 m erzielte. Dritter wurde der Pole Robert Urbanek mit 61,97 m. Der eigentlich stärker eingeschätzte Engländer Lawrence Okoye wurde mit 60,93 m nur Fünfter.

Noch besser lief es für Janssens Kollegin aus der Potsdamer Trainingsgruppe, Kristin Pudenz, mit der der für den SC Magdeburg startende Ostfriese am Mittwoch mit dem Auto nach Chorzów gefahren war. Die Herforderin, die ebenfalls von Jörg Schulte trainiert wird, siegte mit 66,84 m.

Nach der Siegerehrung gestern Abend geht es für Janssen und Pudenz heute zurück nach Potsdam. Da Bundestrainer Jörg Schulte verhindert ist, leitete Jürgen Schult das Training. Der ehemalige Olympiasieger war früher schon für Janssen zuständig. „Ich freue mich, Schulle wiederzusehen“, sagte der ehemalige Norder, der sich schon auf das wettkampffreie nächste Wochenende freut, das er mit Ehefrau Maria in Magdeburg verbringen wird. Am 8. und 9. Juli stehen dann die Deutschen Meisterschaften in Kassel auf dem Programm. Im Auestadion geht es nicht nur um die Titel, sondern auch um die drei Fahrkarten zur WM, die vom 19. bis 27. August in der ungarischen Hauptstadt ausgetragen werden.

Mit 66,51 m belegt Janssen in der aktuellen deutschen Bestenliste derzeit Rang zwei. Weiter hat bislang nur Daniel Jasinski (66,75 m) geworfen. Der Wattenscheider ist derzeit zwar verletzt, will sich in Kassel aber zurückmelden.

Schlimmer hat es Mika Sosna erwischt. Der Vize-Weltmeister der U 20, der im vergangenen Jahr mit der in dieser Altersklasse noch 250 Gramm leichteren Scheibe einen neuen Weltrekord (71,37 m) aufstellte, musste verletzungsbedingt die Saison beenden.

„Wenn jetzt nicht plötzlich noch drei Konkurrenten aus der Hecke kommen und die WM-Norm von 67 Metern knacken, sollte ich dabei sein“, hofft Janssen. Für ihn wäre es der zweite Start bei einer Weltmeisterschaft. Das Debüt im vergangenen Jahr in den USA war sehr bescheiden verlaufen. Mit 61,85 m hatte er in Eugen das Finale verpasst. „Jetzt bin ich aber viel entspannter, kenne die Gegner und weiß, dass ich mithalten kann“, betont Janssen.

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