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26. Juli 2023, 16:06 Uhr

Ostfriesischer Autor entdeckt den Tatort im eigenen Garten

Der Norder Armin Rose bringt ein Buch über „600 coole Krabbler“ heraus

Lesedauer: ca. 3min 21sec
Ostfriesischer Autor entdeckt den Tatort im eigenen Garten

Norden Wanzen und Zikaden, Mücken und Heuschrecken, dazu Ohrwürmer, Milben, Flöhe, Läuse, noch sehr viel mehr und dann natürlich Spinnen. Sie alle krabbeln, laufen, fliegen vor unserer Haustür, direkt vor unseren Augen und zu unseren Füßen. Schlappe 600 Arten übrigens. Seit Jahren, genauer sogar seit Jahrzehnten ist der gebürtige Norder Armin Rose fasziniert von diesem Getier mit sechs, acht oder noch mehr Beinen. Corona sei Dank hat Rose diese Faszination in ein Buch gepackt. Und zwar in ein ganz spezielles, eines das sich an Kinder und Erwachsene gleichermaßen richtet, an alle, die neugierig sind, wissen wollen, was da auf dem eigenen Grundstück noch so wohnt und sich zu Hause fühlt.

Schon zu seiner eigenen Kinderzeit, erinnert sich Rose, ist er mit seinem Schulfreund Andreas Rabenstein „in der Westermarsch über die Felder gestreunt.“ Gemeinsam hätten sie tote Laufkäfer gesammelt und sich schon damals darüber geärgert, dass der Landwirt mit dem Gift, das er auf die Felder spritzte, auch die Nützlinge tötete. Andreas und er sammelten nicht nur, sie zeichneten die Tiere auch, ja gingen in den 1980ern, da waren sie 15, 16 Jahre alt, auch in die Stadtbibliothek und nutzten die Fernleihe. „Das Ende vom Lied war, dass wir beide Biologie studierten.“ Ohne Andreas Rabenstein, da ist sich Armin Rose sicher, hätte er nie Biologie studiert, wäre auch dieses Buch „600 coole Krabbler“ nie entstanden.

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Wobei: Da gibt es ja noch mehr, die daran „schuld“ sind. Rose ist Vater zweier Kinder, 10 und 13 Jahre alt. Mit ihnen streifte er in der Coronazeit, als alle gefühlt viel zu lange und zu viel zu Hause waren, durch seinen Garten in Nordstrand, hoch oben in Schleswig-Holstein. Ein bisschen wie in Zeiten der eigenen Jugend… Nahm die Kamera mit (wichtig, sagt der leidenschaftliche Fotograf Rose: „Sie muss Makro können!“), auch die Becherlupe und guckte. Schaute genau hin. Sehr genau. Es wurde, was noch nicht irgendwo erfasst war im eigenen Archiv, fotografiert, was das Zeug hielt, es wurde sortiert, es wurde analysiert (auch mit Hilfe anderer Fachkundiger), es wurde geordnet. Der Biologe Armin Rose lernte dabei ganz nebenbei noch eine Menge dazu in Sachen Botanik.

So weiß er inzwischen, dass es viel besser ist, den Spielrasen für die Kinder nicht immer exakt kurz zu mähen. „Besser ein Drittel stehen lassen, vielleicht auch zwei Drittel.“ Am besten sei es, verschiedene Höhen zu haben, dann könnten die Tiere umziehen, wenn „ihr Teil“ gemäht würde. Hecken lieber nur einmal im Jahr schneiden und den Schnitt liegen lassen. „Dann bleiben auch die Igel, und die Vögel finden das toll.“ Und: Wer Schmetterlinge am Flieder wolle, solle besser auch Platz schaffen für die Raupen vorab.

Womit wir wieder beim Thema wären: Das Buch, das am Ende entstand. „Es war nur für meine Kinder gedacht“, sagt Rose heute. Für die er alles genau katalogisierte auf am Ende fast 230 Seiten. Erstmal die Lebensräume – wo lebt all das Krabbelgetier? Blüten, Kompost, Tümpel, Hecken, Mauern, Holz – Rose stellt diese und andere Stellen vor, an denen wir Käfer, Fliegen und Co. entdecken können. Dann geht‘s ans Erkennen all der Krabbler und schließlich ins Detail über Insekten, Spinnen- und Krebstiere, Hundert- und Tausendfüßer.

Das Spezielle an diesem Sachbuch der etwas anderen Art: Die Fotos zählen – und die Sprechblasen, die man sonst aus Comics kennt. 10, 12, ja auch 16 Fotos pro Doppelseite sind eher die Regel als die Ausnahme. Auf jedem Bild ein Tier, dem zumeist kurze, manchmal informative Bemerkungen, kleine Kommentare, witzige Aussagen zugeordnet sind. „Von Raps fresse ich alles Mögliche. Meine Kinder bevorzugen aber die Samen in Schoten.“ sagt zum Beispiel der Rapsschotenrüssler. „Ich liebe Pappel, mehr noch Weide, selbst in Husum und in Heide.“ reimt der Schwarze Springrüssler. Die Große Stubenfliege weiß: „Als echte Nervensäge kennt mich natürlich jeder!“ Und die Regenbremse erklärt: „Mein Kennzeichen: ein irrer Blick!“

So geht es auf allen Seiten lebendig zu, äußerst vielbeinig natürlich auch! Anhand der Bilder kann jeder im eigenen Garten auf Entdeckungsjagd gehen. Die Texte, darunter auch erklärende in farblich abgesetzten Kästen, helfen, alle, auch kleinste Milben und Flöhe, einordnen zu können.

Dass das Ganze einmal in die breite Öffentlichkeit kommen würde, hätte Armin Rose nie gedacht. Hatte eher auf Verdacht mal sein Manuskript hier und da eingereicht. Erschienen ist das Buch, von Förderern unterstützt, im kjm-buchverlag.de (ISBN 978-3-96194-200-8). Es kostet 24 Euro.

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