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26. Juni 2023, 13:04 Uhr

Ostfriesland: Hungrige Gänse fressen das Gras weg

Lesedauer: ca. 2min 27sec
Der Bestand an Nonnengänsen nimmt in Ostfriesland massiv zu

Der Bestand an Nonnengänsen nimmt in Ostfriesland massiv zu © Christian Charisius/ dpa

Dass Gänse der Landwirtschaft das Gras wegfressen, ist allgemein bekannt. Statistisch untermauert wird dies durch eine Langzeitstudie, die seit den 1990er-Jahren in der Dollart-Region läuft. Einen Überblick der Ergebnisse lieferte Heinz Düttmann vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz in dieser Woche in der Umweltausschusssitzung des Landkreises Aurich. Das Fazit fällt aus bäuerlicher Sicht wenig erfreulich aus. Denn im Gegensatz zu etlichen Grasflächen, sind die durch Gänsefraß verursachten Schäden deutlich angewachsen.

Es werden immer mehr

Die Daten der Studie basieren vereinfacht ausgedrückt auf Vergleichswerten von einerseits für die Gänse frei zugänglichen und andererseits mit Käfigen abgesperrten Weideflächen, auf denen sie nicht ans Gras herankommen. Außerdem sind die Tiere über ein so genanntes „Monitoring“ regelmäßig gezählt und kategorisiert worden. Durchgeführt wurden die Untersuchungen jeweils in den Jahren 1990 bis 1996 und 2008 bis 2010 sowie zuletzt 2016 bis 2018. Generell hat sich die Zahl der Gänse während dieser Zeit von ursprünglich 65000 auf rund 100000 erhöht. Parallel dazu sind die Schäden überproportional angestiegen. Bezogen auf den ersten Grasschnitt lagen die Einbußen in den 1990er-Jahren noch bei 15 bis 20 Prozent. Inzwischen bewegt sich die Quote im Schnitt bei 50 Prozent, wobei in Einzelfällen über 80 Prozent des ersten Grasschnitts verloren gegangen sind.

Nonnengänse legen zu

Problematisch ist offensichtlich vor allem der starke Zuwachs an Nonnengänsen. Die waren in den 1990er-Jahren zum Beispiel gegenüber Blässgänsen noch klar in der Minderheit, haben diese jedoch zahlenmäßig längst buchstäblich überflügelt. Und der Verdrängungsprozess hat Folgen. Während Blässgänse laut der Studie selbst bei größerer Dichte nicht signifikant mehr Schäden anrichten, ist dies bei Nonnengänsen sehr wohl der Fall. Darüber hinaus hat man festgestellt, dass Blässgänse nach wie vor zwischen Oktober und November einfliegen und die Region spätestens Ende März wieder verlassen. Das war früher bei den Nonnengänsen genauso. Mittlerweile gefällt es denen aber dermaßen gut in Ostfriesland, dass sie erst Ende April und teilweise Anfang Mai ihren „Abflug“ machen.

Rund 80 Prozent der Schäden passieren im Frühjahr. Beim zweiten Grasschnitt verzeichnete die Studie hingegen keinerlei signifikante Einbußen. Auch eine Kontamination durch Gänsekot konnte nicht nachgewiesen werden.

Das nachwachsende Gras ist von der Futterqualität her sogar deutlich höherwertiger als das Gras unter den Käfigen, an das die Gänse nicht herangekommen sind. Insgesamt betrachtet verpufft dieser Effekt allerdings sofort wieder, wenn man berücksichtigt, dass die Gänse im Schnitt die Hälfte des Grases wegfressen. Zwar gibt es für betroffene landwirtschaftliche Betriebe Ausgleichszahlungen. Aber ein Allheilmittel scheint das nicht unbedingt zu sein, wie den kritischen Anmerkungen einiger Mitglieder des Umweltausschusses zu entnehmen war. Sie wiesen darauf hin, dass manche Betriebe aus Frust bereits umgestellt haben und von der Milchwirtschaft abgerückt sind oder sich als letzte Konsequenz überlegen, gar nichts mehr zu säen.

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