Teilnehmerzahlen sind fast wie vor Corona

Von Irmi Hartmann

Teilnehmerzahlen sind fast wie vor Corona

Heimvorteil genutzt. TTC-Talent Felix Schumann (gelbes Trikot) sicherte sich im Doppel an der Seite des ehemaligen Norders Felix Soerjanta (Mönchengladbach) gegen seinen kleinen Bruder Max (vorn, rechts) und Pascal Ripken (SSV) den Turniersieg.

Norden – Peter Meyer spielt erst seit einem dreiviertel Jahr Tischtennis. Früher war er Handballer, dann kam Corona, da lief sportlich gar nichts. Jetzt also Tischtennis – und warum dann nicht mit den Vereinskollegen vom TV Kuchenheim nach Norden fahren zu diesem Ihno-Ocken Ostfrieslandturnier? Seit über 20 Jahren reist der Club, der unweit von Bonn zu Hause ist, über Himmelfahrt an die Nordseeküste. Und obwohl er Niederlage um Niederlage schlucken musste bei seinen Auftritten in der Wildbahn, ist Peter Meyer am Ende total begeistert von seinem ersten Ausflug zum Turnier: „Genial!“ schwärmt der 53-Jährige und findet damit das Wort, das allen als erstes einfällt, wenn sie etwas zu dem Tischtennis-Großereignis in Norden erzählen sollen.

Denn das ist es. Seit dem Himmelfahrtsdonnerstag um 9 Uhr bis in den späten Sonntagnachmittag wurde quasi ununterbrochen an 24 Tischen gespielt. Entweder, um in einem der zahllosen Wettbewerbe möglichst weit zu kommen, oder aber auch (und das vor allem), um Spaß an der Platte zu haben. Franck Blaauw aus Arnhem kam 2009 das erste Mal, damals noch allein. Inzwischen bringt er Jahr für Jahr mehr Niederländer über die Grenze, bei dieser 56. Ausgabe sind es zwölf. „Die Stimmung ist das Wichtigste“, sagt Blaauw, der – das erklärt Andreas Hesse vom Organisationsteam später – selbst entscheidend dazu beiträgt. Weil Blaauw mit Spaß spielt, ja, auch gewinnen möchte, aber das ist eben am Ende doch nur zweitrangig.

Andreas Hesse, Hauke Müller, Menno Pidun, Sascha Jordan und Malte Ocken – fast ein dreiviertel Jahr haben sie dieses Turnier vorbereitet, der harte Kern des TTC-Orgateams war auch an den Turniertagen extrem gefordert. Da das Teilnehmerfeld mit an die 1000 Starts riesig war, zogen sich die einzelnen Wettbewerbe sehr in die Länge. Siegerehrungen waren da schon mal um 1.30 Uhr in der Nacht, und beim beliebten Brettchenturnier wurde bis nachts um drei geschmettert. „Zwölf Stunden Schlaf sind ja nicht wenig“, sagte Andreas Hesse am späten Sonntagvormittag beim x-ten Kaffee, „aber die verteilt auf drei Nächte, das ist schon happig.“

Die großen Starterfelder sorgten kurioserweise dafür, dass ein wichtiger Turnierbestandteil diesmal fast ein wenig zu kurz kam: das Feiern, das allen Teilnehmern schon deshalb so wichtig ist, weil es die Großfamilie Ihno-Ocken-Ostfrieslandturnier noch mehr zusammenschweißt als ohnehin schon.

„Die Erwartungen sind schon hoch, und trotzdem werden sie noch übertroffen.“ So formulieren die acht Herforder ihr Lob an die TTCler. Dass gerade am ersten Turniertag Schlangen vor dem Anmeldetisch standen, weil sich viele kurzfristig noch für Wettbewerbe an den Folgetagen registrieren lassen wollten – geschenkt. „Die Disziplin ist grandios“, sagen alle, die man fragt. Es falle kein böses Wort, alle Spiele seien fair. Aber das liege vor allem auch an der tollen Organisation und der Leitung der Oberschiedsrichter Menno Pidun und Ralf Uphoff.

Sportlich gesehen setzt vom Ausrichter TTC Inka Aswegen Akzente, die im Damen-Doppel zusammen mit Sabine Oonk (TTG Nord Holtriem) erst im Finale Jennifer Bienert (SC Poppenbüttel)/Nancy Trompelt (TTSG Bramfeld) zum Sieg gratulieren musste. Nachwuchstalent Felix Schumann vom TTC holte mit Felix Soerjanta (Mönchengladbach) den Titel im Doppel in leider nur schwach besetzten Jugendkonkurrenzen. Der Holtriemer Wilhelm Niemand gewann in der Herrenkonkurrenz (QTTR bis 1650) die Trostrunde.

Mit Astrid Manßen vom Hundsmühler TV war auch eine Teilnehmerin am Start, die die Bronzemedaille bei der Deutschen Meisterschaft errungen hat. Manßen sitzt im Rollstuhl, hat nach langer Pause erst vor zwei Jahren wieder begonnen und gehört jetzt zum erweiterten Kreis möglicher Nationalspielerinnen. Auch wenn sie in Norden keinen Titel erringen konnte, war sie ein gutes Beispiel für den Geist der Veranstaltung: Das Miteinander zählt, nicht das Siegen. Manche erzählten, dass sie schon für 2024, aber auch gleich für 2025 schon mal die Ferienwohnung gebucht hätten. Was bedeutet, dass der TTC nicht aufhören darf, denn die Teilnehmer stehen im Grunde schon fest. Einziges „Problem“: Es werden, auch nach der langen Coronapause, immer mehr.