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2. Mai 2023, 06:00 Uhr

„Too Good To Go“: Mit einer App gegen Lebensmittelverschwendung

Große Ausbeute für kleines Geld: Mit „Too Good To Go“ können Produkte vor der Mülltonne bewahrt werden

Lesedauer: ca. 2min 45sec
In der Überraschungstüte der Redaktion konnten wir vier Brötchen, ein halbes Brot und zwei Stücke Kuchen finden.

In der Überraschungstüte der Redaktion konnten wir vier Brötchen, ein halbes Brot und zwei Stücke Kuchen finden. © Insa Pölking

Norden Der 2. Mai ist Tag der Lebensmittelverschwendung. In Deutschland werden jährlich rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle weggeworfen. Statistisch gesehen landen alle Nahrungsmittel, die von Anfang des Jahres bis zum 2. Mai produziert werden im Müll – und das weltweit. Doch es geht auch anders. Mit der App „Too Good To Go“ können Verbraucher dem Verschwenden von Lebensmitteln gegensteuern. Das gelingt indem unverkaufte Waren von Restaurants, Bäckereien, Cafés, Hotels und Supermärkte am Ende des Tages von Konsumenten gerettet werden.

Das Ganze funktioniert so: Interessierte laden sich die Mobile App „Too Good To Go“ herunter, tragen ihren Standort ein und bekommen Partnerläden in einem bestimmten Umkreis angezeigt. Die Kunden suchen danach eine für sie ansprechende Überraschungstüte aus, zahlen online und holen die Waren anschließend im Laden ab. Der Vorteil: Nahrungsmittel, die im Müll gelandet wären, wird eine zweite Chance gegeben. Gleichzeitig wird der Geldbeutel des Käufers geschont. Denn wer sich für eine Tüte der Lebensmittel-Retter entscheidet, zahlt für seine Ausbeute gerade einmal ein Drittel des eigentlichen Werts. Der Nachteil: Der Kunde weiß nicht, was er bekommt.

Nach und nach kommt der Trend auch in Norden an. Obwohl das Angebot in der Umgebung bisher noch recht überschaubar bleibt. Zu den Partnerläden in Norden und Umgebung gehören bisher verschiedene Edeka Märkte, Norddeich Pier, Aral Tankstellen mit ihren Rewe To Go Märkten, das Bahlsen Outlet und die Filialen der Bäckerei Grünhoff.

„Wir wollten unsere Retouren reduzieren“, begründet Inhaber der gleichnamigen Bäckerei, Lars Grünhoff, die Entscheidung mit „Too Good To Go“ zu kooperieren. Und der Plan scheint aufzugehen. Denn statt der sonst monatlich zehn Tonnen, die Grünhoff entsorgen musste, sind es seit der Partnerschaft knapp acht Tonnen. Etwa 80 bis 90 Überraschungstüten mit Backwaren bietet Grünhoff in seinen Läden täglich an. Im Schnitt werden 60 davon jeden Tag verkauft. Für eine Überraschungstüte zahlen Kunden 4,50 Euro und bekommen dafür beispielsweise eine Tüte gepackt mit vier Brötchen, einem halben Brot und zwei Stücken Kuchen. „Die Kunden können aber auch mal Pech haben und wir haben nur noch Brötchen“, erklärt Grünhoff. „Es wird das eingepackt, was noch da ist. Aber die Mitarbeiter haben auch die Anweisung die teureren Brötchen, wie Käse- oder Rosinenbrötchen zuerst zu retten.“ Die Tüte soll am Ende einen Warenwert von 13,50 Euro haben.

„Wir verdienen dadurch aber nichts. Im Endeffekt legen wir noch drauf“, sagt der Inhaber. Denn unter anderem der Arbeitsaufwand und das Verpackungsmaterial seien teurer als das Geld, das Grünhoff durch den Verkauf einnimmt. Zudem wird online über die App abgerechnet und 1,20 Euro an das dänische Unternehmen abgetreten. Anfangs hätte Grünhoff auch mit dem Gedanken gehadert, ob durch das Angebot nicht Kunden verloren gingen. „Klar, gibt es auch Kunden, die dann so nicht mehr kommen“, sagt er. „Aber wir gewinnen auch Kunden, die wir sonst gar nicht gehabt hätten.“

Hierzulande werden jährlich rund 12 Millionen Tonnen Nahrungsmittelabfälle weggeworfen. Auch in anderen Ländern sieht die Situation nicht besser aus. Viele dieser Abfälle entstehen schon während der Produktion oder des Transports der Lebensmittel. Und gut die Hälfte fällt in privaten Haushalten an, wie die Verbraucherzentrale berichtet. Gut ein Drittel der weltweiten Jahresproduktion landen im Müll. Besonders häufig entsorgt werden Obst und Gemüse, Brot und Backwaren, Getränke sowie Milchprodukte und bereits zubereitete Lebensmittel.

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