Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
20. April 2023, 21:24 Uhr

Umweltminister Meyer will Zahl der Wölfe in Ostfriesland begrenzen

Nach einer harten Diskussion zwischen Wolfsgegnern und einem -Befürworter zeigte Grünen-Umweltminister Meyer einen Weg auf: Er will ein „regionsspezifisches Wolfsmanagement“ für Ostfriesland.

Lesedauer: ca. 2min 43sec
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer will einen ostfriesischen Sonderweg beim Wolfsmanagement - und dann zur Not auch einzelne Rudel „entnehmen“. © picture alliance/dpa

Aurich Zu Beginn schienen die Positionen unversöhnlich, doch nach eineinhalb Stunden Diskussion über die Wölfe in Ostfriesland zeichnete sich ein gemeinsamer Weg ab: Umweltminister Christian Meyer will mit Unterstützung der übrigen Landesumweltminister beim Bund erreichen, dass künftig ein „regional differenziertes Wolfsmanagement“ ermöglicht werde. Diesen Vorstoß will er schon bei der Ministerkonferenz im nächsten Monat machen.

„Ein Rudel entnehmen“

Für Ostfriesland würde das heißen: „In einer Region wie hier in Ostfriesland muss es härtere Regeln geben. Man sollte den Wolf nur so sehr schützen, wie es praktikabel ist“, so Meyer. Ihm gehe es darum, dass wissenschaftlich festgestellt werde, dass der Wolf in Deutschland inzwischen in einem „guten Erhaltungszustand“ ist. Denn dann stehe er nicht mehr unter strengem Schutz und könne geschossen werden. Meyer: „Dann kann auch mal ein Rudel entnommen werden“ - was bürokratisch formuliert soviel heißt wie: geschossen werden.

Axel Bürgener, Wolfsbeauftragter des Naturschutzbundes (NABU) schäumte vor Wut. „Den Vorschlag, ganze Rudel zu entnehmen, trage ich nicht mit. Einzelenscheidungen schon“, sagt er.

Tier des Anstoßes: Der Wolf gehörte früher zu Ostfriesland. Heute auch noch?

Tier des Anstoßes: Der Wolf gehörte früher zu Ostfriesland. Heute auch noch? © Boris Roessler/dpa

Eine Zeitlang sah es aus, als ob Bürgener auf einsamen Posten steht bei der Wolfsdiskussion, die der Sender Oldenburg1 am Donnerstag gemeinsam mit einem Medienpartner in Aurich organisiert hatte. Anlass waren die mehrfachen Wolfsrisse in Ostfriesland in den vergangenen Wochen.

Gegenwind von Jägern und Oberdeichrichter

Gernold Lengert, Chef der Auricher Jägerschaft, und Gerd-Udo Heikens, Oberdeichrichter der Krummhörn, hatten zuvor deutlich formuliert, wie sie die Wolfs-Politik in Hannover und auch die Pro-Wolf-Haltung des NABU einschätzen. Vor allem Lengert teilte kräftig aus und bekam dafür viel Applaus vom Publikum: „Ich verstehe nicht, wie man den Wolf über alles stellen kann! Die Gesellschaft will ihn hier nicht!“ Und auch Oberdeichrichter Heikens sprach Klartext: „Wir können den Herdenschutz (für die Schafe) auf unseren Deichen nicht umsetzen. Wir können nicht ganze Deiche einzäunen, inklusive Pilsumer Leuchtturm, Deichübergängen und dem Ort Greetsiel.“

„Wir wollen nicht ganz Ostfriesland einzäunen“

Mit diesem Statement reagierte Heikens auf die Forderung Bürgeners, Nutztiere durch 1,20 Meter hohe Elektrozäune vor Wolfsangriffen zu schützen. Er setze auf den Lerneffekt des Wolfes, vor allem zu Beginn einer neuen Population in einem neuen Gebiet. Bürgener: „Wenn der Wolf sich einmal die Nase verbrannt hat an einem Elektrozaun, dann meidet er auch andere Zäune.“ Nutztierrisse seien besonders häufig, wenn der Wolf sich neu ansiedele und auf ungeschützte Weidetiere stoße.

Was den Jäger Lengert wiederum zum Ausruf motivierte: „Wir wollen aber nicht ganz Ostfriesland einzäunen!“ Lengert forderte Meyer auf, die Probleme nicht auf Bund und EU zu schieben, sondern selbst tätig zu werden. „Sie sind unsere Speerspitze, tun Sie was!“, rief er dem Minister zu.

Herdenschutzhunde sind keine Lösung

Selbst die Forderung von Umweltschützer Bürgener, Herdenschutzhunde zu beschaffen, lehnten Lengert und Heikens ab. Diese seien nicht nur gegenüber Wölfen aggressiv, so Lengert, sondern auch gegenüber Menschen, die sich der Herde näherten, beispielsweise auch gegenüber Kindern. Bürgener: „Das stimmt nicht, die Hunde sind innerhalb der Umzäunung und Teil der Herde. Allein durch ihre Anwesenheit halten sie Wölfe ab.“

Die eineinhalbstündige Diskussion wurde hart geführt und zum Schluss schien es, als hätten sich Meyer, Lengert und Heikens auf einen Weg geeinigt. Einig war man sich auch darin, dass es schlichtweg unmöglich sein dürfte, aus Ostfiriesland eine wolfsfreie Zone zu machen, so wie es Bürgener formulierte.

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen