Kleine Stacheln, große Sorgen: Igel in Gefahr
Rasenmäher und Nahrungsmangel setzen den Tieren zu. Eine Fachfrau aus Großheide erklärt, wie man ihnen helfen kann.
Mit einfachen Mitteln lässt sich eine sichere Futterstation für die Tiere bauen, die auch lange genutzt werden kann.
Großheide Klein, wackelig und ein Symbol für den Herbst in Ostfriesland – der Igel. Nur wird er immer seltener und bei der letzten Aktualisierung der „roten Liste“ der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist der westeuropäische Igel erstmals als potenziell gefährdet eingestuft worden. Woran ein krankes Tier erkannt wird und wie der Mensch den Tieren helfen kann, erklärt die Vorsitzende des Vereins Ostfriesen Igel, Heidemarie Otten.
„Sieht der Igel aus wie eine Birne und kann mit dem Hintern wackeln, ist alles in Ordnung“, beschreibt Otten ein gesundes Tier.
Sollte er jedoch eher „wurstförmig“ aussehen, sieht die Sache anders aus. Denn im Herbst sollten die Tiere bereits Masse zum Überwintern aufgenommen haben. Auch wenn man die kleinen Stachler tagsüber sieht, stimme mit Sicherheit etwas nicht.
Igel lieben Katzenfutter
Damit die Tiere gut versorgt sind, sollte das ganze Jahr über Futter zur Verfügung stehen – nicht nur im Herbst. Gut geeignet ist hierfür Nass- und Trockenfutter (mit einer Schüssel Wasser in der Nähe) für Katzen. Es gehe nur darum, wie das Ganze aufgestellt wird. Denn nicht nur Igel mögen das Futter. „Ein einfacher, wetterfester Kasten mit zwei geknickten Rohrstücken reichen aus“, so die Vorsitzende. Letztere verhindern, dass Nager an das Futter gehen und der zweite Ausgang bietet den Tieren eine Fluchtmöglichkeit.
Früher mussten die Tiere nicht zugefüttert werden, beklagt Otten. Da hatten die Tiere auch noch eine deutlich höhere Lebenserwartung. Diese ist von rund zehn, auf durchschnittlich drei Jahre gesunken. „Es fehlen die Insekten als Nahrungsquelle und zur Zahnpflege“, so Otten.
Igel hassen Mähroboter
Allgemein ist die Menge an Insekten weniger geworden, aber die für die Igel wichtigen Bodeninsekten, werden besonders aus den sterilen Gärten vertrieben. Um genau zu sein: Von Rasenmährobotern. Denn diese nehmen in der Regel mit einer Saugfunktion das geschnittene Gras auf und dabei auch alle Insekten, die sich auf dem Boden befinden könnten. Sodass es selbst in Waldnähe für Igel schwierig wird, die benötigte Menge Futter zu finden.
Aber auch der Igel selbst wird von den Robotern gefährdet. Entweder geraten seine Beine in das Schneidwerk oder er wird durch den Sog festgehalten und angefahren. Unbehandelt enden solchen Begegnungen in der Regel tödlich für die stacheligen Fleischfresser.
Igel müssen zum Profi
Wer ein verletztes oder krankes Tier findet, soll unbedingt eine Igelstation oder einen Tierarzt informieren. „Die Tiere können viele verschiedene Parasiten haben, die individuell behandelt werden müssen“, so Otten. Allgemeinwirkendes Wurmmittel sei kontraproduktiv und schadet den Tieren im schlimmsten Fall. Und auch wenn Wärme normalerweise den Tieren beim Erholen hilft, kann dies bei Parasitenbefall zu Problemen führen.
Experten untersuchen die Stuhlproben der Tiere, um herauszufinden, welche Medizin den Tieren helfen kann. Bei offenen Wunden oder Brüchen kann nur ein Tierarzt helfen.
Die Pflege und Behandlung der Tiere ist jedoch nicht gerade günstig, weiß Otten, die einen großen Teil der Eingriffe aus eigener Tasche bezahlt. Denn sie kann die Tiere nicht leiden sehen. Daher habe sie auch, zusammen mit anderen Mitgliedern, den Verein Ostfriesen Igel ins Leben gerufen, welcher die Igelstation Arle unterstützt, in der über 80 Igel voraussichtlich überwintern.
Wer den Verein und die Tiere unterstützen möchte, kann dies über den QR-Code per PayPal oder über die Bankverbindung Ostfriesen Igel Volksbank Fresena IBAN: DE78283615922700229200.