Aktionsbündnis lehnt Statamed ab
Das Aktionsbündnis Norden unterstellt der Trägergesellschaft, mit dem neuen Modellprojekt lediglich eine „Mogelpackung“ zu liefern.
Norden Die Antwort des Aktionsbündnisses auf die Ankündigung des Statamed-Programms am Regionalen Gesundheitszentrum in Norden ließ nicht lange auf sich warten. Als „Mogelpackung“ bezeichnet Sprecherin Anke Lohmann in einer Pressemitteilung jetzt das Programm, mit dem Landkreis und Krankenkasse eine Lücke zwischen ambulanter und stationärer Versorgung schließen wollen.
Landkreis und Klinikträger hätten mit dem Statamed-Projekt in Verbindung mit dem angestrebten Regionalen Gesundheitszentrum (RGZ) in Norden Hoffnungen auf eine bessere stationäre Gesundheitsversorgung geweckt. Beides könne eine Notfallversorgung, wie es sie bis 2023 gegeben habe, nicht ersetzen, so Lohmann. „Wie so oft in den vergangenen Jahren wird viel versprochen und das Gegenteil betrieben. Viele Patienten und Angehörige mit Erfahrung in den Kliniken Aurich-Emden-Norden werden das leidvoll bestätigen.“ Das Regionale Gesundheitszentrum mit seinen eingeschränkten Öffnungszeiten nehme an der Notfallversorgung im Sinne des Niedersächsischen Krankenhausgesetzes nicht teil. „Das ist Fakt.“
Das hatten der Tranformationsbeauftragte der UEK Norden, Dr. Hans-Joachim Winterling, und die Leitende Statamed-Ärztin Dr. Nicole Gerlach bei der Vorstellung des Programms allerdings auch nicht behauptet. Sie sehen in dem Projekt Vorteile für Hausärzte, Alten- und Pflegeheime, die entlastet würden, sowie für chronisch kranke und ältere Menschen, die kurzstationär versorgt werden müssen.
„Abwrackprämie für Notfallversorgung“
Noch härter geht der Co-Sprecher des Aktionsbündnisses, Knut Richter, in der Mitteilung mit dem geplanten Modellprojekt ins Gericht: „Statamed wirkt faktisch als Abwrackprämie der bisherigen Notfallversorgung im Krankenhaus Norden.“ Die Umstrukturierung der UEK Norden in ein RGZ seit Juli vergangenen Jahres bedeute ein weiteres Runterfahren der medizinischen Versorgung. Das sei an den Öffnungszeiten ersichtlich, die inzwischen um rund zwei Drittel gekürzt worden seien. „Ein Ende des Leistungsabbaus ist nicht absehbar“, so Richter. Unterdessen häuften sich die Patientenbeschwerden wegen Nicht- oder Unterversorgung im Klinikverbund Aurich-Emden-Norden.
Tatsächlich hatte das RGZ in Norden anfangs werktäglich bis 20 Uhr geöffnet, später bis 19 Uhr und seit 1. Februar ist die Notfallambulanz im Gesundheitszentrum montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und sonnabends von 10 bis 17.30 Uhr geöffnet. Die Anpassung der Öffnungszeiten sei nach den Erfahrungen der ersten Monate erfolgt, so Gerlach. Die meisten Patienten besuchen demnach die Ambulanz am Vormittag oder am Nachmittag, gegen Abend nehme die Zahl der Patienten deutlich ab. Auch an Sonn- und Feiertagen ist geschlossen. Ausnahmen bilden in diesem Jahr versuchsweise die Osterfeiertage, Christi Himmelfahrt sowie das Pfingstwochenende. An diesen Tagen sei ein hohes Touristenaufkommen zu erwarten, darauf wolle man reagieren.
Bündnis bleibt bei seinen Forderungen
Dem Aktionsbündnis reicht das bei Weitem nicht und fordert weiter die Wiederherstellung der Notfallversorgung in Norden. Ein Statamed-Projekt, das ein zeitlich und finanziell begrenztes Projekt sei, könne eine Notfallversorgung an sieben Tagen rund um die Uhr nicht ersetzen. „Erst recht keine intensivmedizinische“. Zumal setze es die vertragliche Bindungsbereitschaft der niedergelassenen Ärzte mit der AOK voraus, wobei die Vertragsbedingungen noch nicht einmal der Klinikträgergesellschaft bekannt seien, so Richter. Er wirft den Verantwortlichen Versagen vor. Landkreis- und Klinikführung hätten eine funktionierende Notfallstation geschlossen, ohne dass ein Konzept vorliege, wie es weitergehen soll. Und nun solle bis zum Sommer für den Aufbau eines Regionalen Versorgungszentrums (RVZ) der Versorgungsbedarf untersucht werden. Knut Richter: „Mehr Durcheinander geht nicht.“