In der Katzenstation der aktiven Tierfreunde gibt es viele Dauergäste. Warum will keiner diese Katzen haben?
Aufgrund seiner Krankheit verbringt Max die meiste Zeit des Tages auf einer Heizdecke.
Großheide Die Tür zur Katzenstation öffnet sich und aus dem Augenwinkel sieht man nur noch, wie die Katzen verschwinden und sich verstecken. Im nächsten Gehege schaut ein Kater müde und maunzend hoch und bettelt um Aufmerksamkeit. Diese Katzen haben eines gemeinsam: Sie sind schwer vermittelbar. Ein hohes Alter, chronische Krankheiten, Scheu, kein Interesse am Schmusen oder Angst schreckt viele Interessenten ab, diese Tiere zu adoptieren.
37 Katzen in der Obhut der Tierfreunde
In der Katzenstation der Aktiven Tierfreunde in Westerende, die 1997 gegründet wurde, werden diese Katzen ehrenamtlich von der ersten Vorsitzenden Sonja Lindemann, 42 Mitgliedern, Helfern und Helferinnen trotzdem liebevoll gepflegt und haben dort ein vorübergehendes Heim. Zurzeit befinden sich 25 Katzen in der Station. 15 davon gelten als schwer vermittelbar. Außerdem sind zwölf weitere Katzen in privaten Pflegestellen untergebracht. Diese werden von den Tierfreunden unterstützt.
Eine Katze zu adoptieren, ist eine große Verantwortung. Vor allem die sensiblen, ängstlichen und pflegebedürftigen Katzen brauchen einen Besitzer, der nicht zu große Erwartungen hat und viel Geduld mitbringt. Diese speziellen Katzen haben oft schlechte Erfahrungen gemacht und brauchen deshalb oft lange, um sich einzuleben. Man muss aber auch damit rechnen, dass sie gar nicht kontaktbereit sind und auch scheu bleiben. Sonja Lindemann sagt, dass diese Katzen als „Mitbewohner“ angesehen werden sollten, die mit unter dem Dach leben.
Taub und voller Liebe
Einer dieser Spezialfälle ist Sancho. Sancho wurde im Mai 2016 verwahrlost aufgefunden und in der Katzenstation aufgenommen. Schnell wurde festgestellt, dass der langhaarige, weiße Kater nicht hören kann. Eine Haltung als Freigänger ist nicht möglich, da er durch seine Taubheit vielen Gefahren ausgesetzt wäre. Lindemann erzählt, dass er schon einmal vermittelt wurde, in eine Wohnung ohne Ausgang, aber mit anderen Katzen. Das hat ihm jedoch nicht gepasst, er hat seine Artgenossen angegriffen und es war bemerkbar, dass es ihm nicht gefällt. Er wurde zurück in die Station gegeben und lebt dort seitdem allein in seinem Abschnitt der Station mit eigenem Garten. Mit Menschen verträgt er sich sehr gut und freut sich über Zuneigung.
Auf Heizdecke angewiesen
Ein weiterer Pflegefall ist Max. Bei ihm handelt es sich um einen orangen Kater, der mit starker Arthrose und einer Schilddrüsenüberfunktion zu kämpfen hat. Dementsprechend benötigt er jeden Tag Pflege und Medikamente. Außerdem muss er einmal im Monat zum Tierarzt, um eine Spritze gegen Arthrose zu bekommen. Auch dieser Kater bemüht sich stets um Aufmerksamkeit. Er liegt laut Lindemann täglich stundenlang auf seiner kleinen Heizdecke, die seine Schmerzen lindert. Immer wenn jemand an ihm vorbeikommt, macht er mit Maunzen auf sich aufmerksam und will Streicheleinheiten. Wenn eine der chronisch kranken Katzen adoptiert wird, übernimmt der Verein die Tierarztkosten für chronische Krankheiten. „Es soll niemanden abhalten, eine Katze aufzunehmen, wenn sonst alles passt und die Katze ein schönes Heim und liebevolle Besitzer bekommen könnte“, erklärt Lindemann.
Viele Katzen scheuen aber den Kontakt. Sie machen sich klein, verstecken sich hinter Häusern, schauen jeden Menschen misstrauisch an und rennen so schnell wie möglich weg, wenn ihnen jemand zu nahe kommt. Einige lassen sich für kurze Zeit vorsichtig anfassen und streicheln, aber wenn es ihnen zu viel wird, schlagen sie als Warnung zu. Diese müssen sich erst an ihre Bezugsperson gewöhnen. Jede dieser Katzen möchte ein neues Zuhause finden, aber es muss auch passen.
Verein ist auf Spenden angewiesen
Auch ohne die Verantwortung, eine Katze aufzunehmen, kann geholfen werden. Es gibt die Möglichkeit, eine Patenschaft für eine Katze zu übernehmen, die schon lange in der Katzenstation lebt, wie zum Beispiel Sancho oder Max. Mit fünf Euro im Monat unterstützt man das Tierwohl. Jeder Pate bekommt mehrmals im Jahr Patenpost, zu Anfang eine Patenurkunde und immer die Möglichkeit, das Patentier zu besuchen. Außerdem freut sich der Verein über Helferinnen und Helfer, die bereit sind zu helfen, sei es durch das Streicheln der Katzen oder das Putzen der Räumlichkeiten, damit die Katzen gut leben können.
Auch Spenden werden gerne gesehen, Geld oder alte Kratzbäume, Körbchen oder anderes Zubehör, das nicht mehr gebraucht wird, ebenso wie Futter, das durch den Verein bei der Norder Tiertafel auch für die Tiere von Bedürftigen bereitgestellt wird. Informationen zur Tiertafel, Spenden und Hilfeaufrufen findet man auf der Internetseite der Aktiven Tierfreunde.
Die Katzenstation in Westerende ist in verschiedene Räume aufgeteilt, in denen Katzen mit verschiedenen Bedürfnissen in einem passend eingerichteten Raum leben. Allerdings wird der Platz langsam knapp, da die Zahl der unvermittelbaren Katzen in den vergangenen Jahren gestiegen ist und viele Katzen länger in der Station bleiben und nicht adoptiert werden. Der Verein sucht schon seit längerer Zeit nach einem neuen Gebäude in Norden. Es soll ein Haus mit Garten sein, in dem die Katzen unterkommen können, die fit, kontaktfreudig und gesund sind und schnell vermittelt werden können. Das Gebäude in Großheide würde dann zur Krankenstation für die alten, kranken und unvermittelbaren Katzen umfunktioniert werden, um den Bedürfnissen dieser Katzen noch gerechter werden und ihnen ein besseres Leben ermöglichen zu können. Lindemann geht davon aus, dass einige der Katzen bis zu ihrem Ende in der Station bleiben werden. Ohne an eine Familie vermittelt werden zu können.
Spenden nimmt der Verein über Aktive Tierfreunde e.V.
IBAN: DE0228361592 2801 6980 00 oder Paypal@aktive-tierfreunde.net entgegen. Kontakt zum Verein ist über die E-Mail-Adresse Vorstand@aktive-tierfreunde.net möglich.