Auch in Ostfriesland: Tabuthema Gewalt an Frauen
Der Arbeitskreis gegen häusliche Gewalt präsentiert die auffälligen Taschen. Foto: privat
Im Jahr 2022 wies die Polizei im Landkreis Aurich in 438 Fällen häuslicher Gewalt Betroffene an die entsprechende Beratungs- und Interventionsstelle. In diesem Jahr stieg diese Zahl bereits auf 527 Fälle. Die zunehmende Tendenz steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Arbeitskreises gegen häusliche Gewalt im Landkreis Aurich am „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“. Gleichzeitig betont der Arbeitskreis, dass die Zahlen der Polizei nur die Spitze des Eisbergs repräsentieren.
Orangefarbene Taschen
sollen ins Auge fallen
Um das Thema ins Bewusstsein zu rücken und den Zugang zu Hilfsangeboten für Betroffene zu erleichtern, werden in diesem Jahr vom Arbeitskreis orangefarbene Einkaufstaschen als Geschenk verteilt. Diese enthalten unter anderem die wichtigsten Telefonnummern und Anlaufstellen. Zusätzlich werden vor vielen Rathäusern im Landkreis Aurich vom 25. November bis zum 10. Dezember die Fahnen von Terre des femmes mit dem Motto „Gewaltfrei leben“ gehisst.
Gewalt gegen Frauen bleibt ein Tabuthema und dennoch ein alltägliches Problem in Deutschland. Die Fakten unterstreichen dies eindrücklich: Statistisch betrachtet versucht jeden Tag ein Mann in Deutschland, seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten. Alle drei Tage stirbt eine Frau tatsächlich an Partnerschaftsgewalt, und jede vierte Frau in Deutschland war bereits Opfer häuslicher Gewalt. Diese Gewalt ist, entgegen vieler Vorurteile, in allen gesellschaftlichen Schichten verbreitet und unabhängig von Einkommen oder Bildung. Im häuslichen Umfeld erfährt sie eine besondere Schwere, da Betroffene ihre eigenen vier Wände nach einem Übergriff nicht mehr als Schutzraum erleben.
Der Arbeitskreis legt bei seinen Aktionen Wert darauf, dass die Menschen etwas Lebenspraktisches erhalten, das sie immer wieder in die Hand nehmen und sie daran erinnern, nicht wegzusehen. Zum Arbeitskreis gehören Vertreterinnen des Frauenhauses, der Frauenberatungsstelle, der BISS, des Weißen Rings, der Opferhilfe, der AWO-Beratungsstelle, der Polizei und der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten. Sie hoffen, dass die auffälligen Taschen auch lange nach dem Aktionstag dazu beitragen, die Informationen weiterzutragen und ein Zeichen zu setzen.