Früher Pferdestall, jetzt Foto-Kulisse: Brautpaare und Influencer lieben das Marstallgebäude auf dem Gelände des Auricher Schlosses: Katja Druivenga (links) und Reenste Cornelis nehmen die Besucher mit ins Auricher Mausoleum.
Von Mieke Matthes
Aurich Eiin besonderer Menschenschlag, eine reiche Historie und eine Prise Kleinstadtcharme: Mehr braucht es nicht, um Katja Druivenga zu begeistern. Die Auricherin und ihre Kollegin Reenste Cornelis lassen als „Kulturgesichter“ seit mehr als zehn Jahren Stadtgeschichte lebendig werden. Sie kennen die „heimliche Hauptstadt Ostfrieslands“ wie ihre Westentasche und die steckt voller Geschichte und Geschichten. „Viele Touristen, aber auch viele Einheimische wissen gar nicht, wie reich Aurich an Geschichte ist“, sagt Druivenga.
Und wie lebendig sie ist, das zeigen die Kulturgesichter, wenn sie in stilechten Kostümen vor passender Kulisse etwa aus dem Leben der Auricher Grafen und Fürsten erzählen.
Zu Besuch bei den Cirksenas
So wie in ihrem neuesten Projekt, einer Führung über den Auricher Lambertifriedhof. Dort geht es unter anderem ins Mausoleum, einer „Praline“ Aurichs, wie Reenste Cornelis sagt. Der mächtige zehneckige Bau ist die letzte Ruhestätte der ostfriesischen Fürstenfamilie Cirksena. Auf zwei Etagen ruhen dort im Rund und in teils prächtig geschmückten Särgen die sterblichen Reste von Fürsten und Grafen. Aus Emden, Norden, Greetsiel und Aurich wurden sie 1880 nach Aurich gebracht, um hier gemeinsam ihre letzte Ruhestätte zu finden.
Der Adel halt: Spannend, lustig, dramatisch
Um die ostfriesischen Häupter ranken sich spannende, lustige, aber auch dramatische Geschichten, ganz so, wie es sich für den Adel gehört. So setzte Fürstin Eberhardine Sophie im 17. Jahrhundert ihre vierjährige Hochzeitsreise mit ihrem toten Erstgeborenen Leopold Ignaz in einem Kindersarg fort, um ihn anschließend in der ostfriesischen Heimat beizusetzen. Während der Reise gebar sie weitere Kinder.
Für Katja Druivenga muss es aber nicht immer ein Prachtbau wie das Mausoleum sein. „Ich mag die kleinen Schätze, die wir in unserer Stadt haben“, sagt sie und meint damit das sonnige Plätzchen im Hinterhof des Café Twardokus, den malerischen Lambertshof oder auch den Ausblick am Ems-Jade-Kanal. Und sie meint auch das ganz besondere Augenmerk, das die Auricher für das Erscheinungsbild ihrer Stadt haben.
Kleine Kostbarkeiten
Hier ein liebevoll bepflanzter Blumenkübel, dort ein ordentlich angelegtes Beet. Touristen würden sie häufig fragen, ob es aktuell einen Wettbewerb gäbe, weil sich die Stadt so herausgeputzt habe, erzählt Druivenga. „Das gehört hier aber eben einfach zur Lebensart dazu.“ Genauso wie diese ganz besondere Art der Menschen – offen, spontan und immer mit einem freundlichen „Moin“ auf den Lippen.
Der Heimatcheck Ostfriesland ist ein Gemeinschaftsprojekt ostfriesischer Verlage mit freundlicher Unterstützung der EWE AG und der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse. Bis zum 27. April kann man unter www.heimatcheck-ostfriesland.de an der Umfrage teilnehmen.