Die Feierstunde in der Emder Johannes a Lasco Bibliothek war sehr gut besucht. Fotos: Werner Jürgens
Fast jeder fängt bekanntlich einmal klein an. Das gilt auch für die Hochschule Emden-Leer, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiert. Der zentrale Festakt ging am Donnerstag in der Emder Johannes a Lasco Bibliothek über die Bühne.
Genau betrachtet ist die Hochschule Emden-Leer deutlich jünger als diese 50 Jahre. Denn unter diesem Namen existiert die Einrichtung erst seit 2010. Vorher firmierte sie als Fachhochschule und war zwischenzeitlich mit den Fachhochschulen in Oldenburg und Wilhelmshaven fusioniert. Der Standort in Leer hingegen hat eigentlich eine wesentlich längere Tradition, die bis zur Gründung der Seefahrtschule im Jahr 1854 zurückreicht. Die Idee eine Hochschule für ganz Ostfriesland aus der Taufe zu heben, ist aber tatsächlich erst 1973 auf Initiative eines Förderkreises realisiert worden. Die damalige Fachhochschule Ostfriesland (FHO) mit den Bereichen Seefahrt (Leer) sowie Sozialwesen und Wirtschaft (Emden) startete mit 131 Studenten, deren Zahl sich bis 1980 auf 450 steigerte. Im Verlaufe der 1980er-Jahre entstand am Emder Constantiaplatz ein Neubau, der seitdem stetig erweitert worden ist. Ähnliches passierte in Leer, wo zuletzt 2021 ein hochmodernes maritimes Technikum eingeweiht wurde. Aktuell bewegt sich die Zahl der Studenten an beiden Standorten bei etwa 4500. Hinzu kommen rund 450 Mitarbeitende, darunter 120 Professoren. Während in Leer Seefahrt und maritime Wissenschaften unterrichtet werden, deckt Emden Studiengänge in den Fachrichtungen Technik, Wirtschaft sowie Soziale Arbeit und Gesundheit ab.
Eine wesentliche Motivation für die Gründung der Hochschule war und ist, „dieser Region Impulse zu geben“, meinte der seit 2011 als Hochschulpräsident amtierende Leiter der Einrichtung, Prof. Dr. Gerhard Kreutz, in seiner Festrede am Donnerstag. Dabei wies er auf das inzwischen breit gefächerte Studienangebot und die gute Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen hin. „Wir haben in den 50 Jahren einige Tausende Absolventen und Absolventinnen ausgebildet. Viele davon sind in Ostfriesland geblieben oder irgendwann zurückgekommen. Das hat die Region gestärkt.“
Die Glückwünsche der Landesregierung aus Hannover überbrachte am Donnerstag die Ministerin für regionale Entwicklung, Wiebke Osigus (SPD). „50 Jahre Hochschulstandort Emden-Leer bedeutet produktive Zusammenarbeit und einen Blick auf die Herausforderungen, die die jeweilige Zeit mit sich gebracht hat“, meinte die gebürtige Auricherin in ihrer Ansprache. „Ich möchte im Namen der Landesregierung meinen Dank aussprechen. Denn die Hochschule ist ein wichtiger Partner in unserem täglichen Wirken. Wir profitieren sehr stark davon. Und dieser Standort ist ein ganz besonderer Glücksfall für Hannover.“
Geradezu ein Paradebeispiel für die Karriere einer regionalen Impulsgeberin liefert Prof. Dr. Kathrin Ottink, die wohl auch deshalb am Donnerstag einen der beiden Fachvorträge abhalten durfte. Obendrein feiert die gebürtige Leeranerin in diesem Jahr ebenfalls ein persönliches rundes Hochschuljubiläum. 2003 startete sie an der damaligen Fachhochschule Oldenburg, Ostfriesland, Wilhelmshaven ein duales Studium in Maschinenbau. Nach der Promotion 2014 an der Leibniz-Universität in Hannover war sie dann zunächst dort einige Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäftigt. Im Februar 2017 erhielt sie schließlich eine Professur im Fachbereich Technik an der Hochschule Emden. 2021 wurde sie für ihre Arbeit in der Kategorie „Lehre“ mit dem Niedersächsischen Wissenschaftspreis ausgezeichnet.