Ben Iken fiebert Heimrennen entgegen

Von Bernhard Uphoff

Sportspezialisten 17-Jähriger fährt Speedway für den MC Norden – Pfingstsonntag Störtebeker-Cup im Motodrom

Das Talent und sein Coach. Ben Iken genießt den Heimvorteil, bei Meik Lüders im Motodrom trainieren zu können. Foto: Privat

Halbemond Sein Rennmotorrad wiegt 85 Kilogramm und bringt 73 wilde Pferdestärken auf die Piste. Die hat der 17-jährige Speedwayfahrer Ben Iken ohne Bremse zu bändigen, wenn sie sich querstellen, es Lenker an Lenker zu packenden Zweikämpfen im Drift in die Kurven geht oder auf einer Geraden bis zu 130 km/h erreicht werden. „Ich liebe den Motorsport. Das Adrenalin ist das Besondere durch die schnelle Beschleunigung und die immer wieder spannenden Läufe“, schwärmt der junge Marienhafer von seiner großen Leidenschaft. Dazu macht es den KURIER-Sportspezialisten des Monats Mai zusätzlich besonders speziell, dass er ein ganz außergewöhnliches Heimspiel genießen darf: Nach drei Jahren feiert sein Verein MC Norden mit dem internationalen Rennen um den Störtebeker-Superpokal am Pfingstsonntag im Motodrom die lang ersehnte Rückkehr in den Bahnsport.

„Seit Anfang des Jahres fiebere ich darauf hin. Einmal in der Saison vor den eigenen Leuten fahren zu können, ist etwas ganz Besonderes“, sagt Ben Iken. Gemeinsam mit seinen Eltern hat auch er bei den Vorbereitungen angepackt: „Nach einer so langen Pause war es schwer, die Helfer zu reaktivieren. Wir sind aber auf einem guten Weg.“

Die imposante Betonschüssel in Halbemond mit ihren mehr als 30000 Plätzen fasziniert seine Familie bereits in der dritten Generation. Bei seinem Opa Lübbo Janssen sah Ben Iken sich als Steppke alte Aufnahmen vom großem WM-Finale 1983 mit Weltmeister Egon Müller an. Sein Großvater half damals beim absoluten Höhepunkt im Motodrom mit. Besuche von Renntagen in Halbemond mit seinem Enkel folgten. Der gehört inzwischen zu den Hoffnungsträgern des deutschen Speedwaysports. Dank seines Ehrgeizes, Könnens und Trainingsfleißes. Aber auch dank breiter Rückendeckung: „Meine gesamte Familie steht dahinter. Nur so funktioniert es.“ Von März bis Oktober stehen 30 Rennen auf dem Saisonplan und am Ende gut 30000 Kilometer mehr auf dem Tacho des Transporters. Seine sportlichen Lorbeeren hat Ben Iken sich als Nachwuchsass schnell verdient als WM-Teilnehmer in der 125-ccm-Klasse und zweifacher Deutscher Vizemeister sowie WM-Teilnehmer in der 250-ccm-Klasse in Cloppenburg. Dem Jugendalter ist er inzwischen entwachsen. In dieser Saison sitzt er im Sattel der großen 500-ccm-Maschine. Das wilde Biest will gebändigt werden.

Der 1,73 m große und 64 Kilogramm schwere MCN-Youngster stellt sich den 73 Pferdestärken (vorher 43), die mit ihm auf und davon gehen. „Es ist eine sehr harte Umstellung. Ich arbeite daran und es wird von Rennen zu Rennen besser“, braucht es Zeit, die neue Herausforderung zu meistern. Vater Bernhard gibt volle Rückendeckung und begleitet ihn. Platz vier in Neuenknick, Platz vier beim ADAC-Cup in Dohren, Platz eins mit seinem Team Dohren in der Speedway-Liga Nord bei zehn Punkten, Platz fünf bei der Norddeutschen Bahnmeisterschaft in Cloppenburg und Platz fünf in der U-21-Wertung bei den Junioren-Masters of Speedway in Moorwinkelsdamm sind die ersten Ergebnisse seiner Saison, deren Höhepunkte in der Liga-Teamwertung und der Deutschen U-21-Meisterschaft liegen. Ein emotionales Glanzlicht ist dazu Pfingsten im Motodrom.

Auf seiner Heimbahn in Halbemond trainiert der junge MCN-Pilot, der sich im zweiten Lehrjahr zum Anlagenmechaniker befindet, unter der Regie von Aktivposten Meik Lüders. Der Talentförderer hat bundesweit einen guten Namen: „Meik ist eine riesige Hilfe und wichtige Unterstützung für mich. Als wertvoller Ratgeber profitiere ich von seinen Erfahrungen“, sagt Ben Iken. Des Risikos, das er bei Rennen eingeht, ist er sich bewusst: „70 Prozent des Rennens ist der Start, die restlichen 30 das Motorrad und das Können des Fahrers. In Zweikämpfen heißt es, cool zu bleiben und sich auf seinen Nebenmann zu verlassen, dass er sein Motorrad beherrscht.“ Bis auf einen Schlüsselbeinbruch lief alles glatt.

Im Hause Iken gilt die Devise, sich bewusst Zeit zu lassen für die sportliche Entwicklung. Ein Angebot eines dänischen Zweitligisten stellten die Marienhafer daher auch erst einmal hintenan. Beim Störtebeker-Superpokal des MCN am Pfingstsonntag wird der Lokalmatador sein erstes 500-ccm-Heimrennen im U-21-Feld und noch nicht im Startaufgebot der internationalen Profis bestreiten. „Ich will mich in dieser Saison auf der neuen Maschine zurechtfinden und so gut wie möglich präsentieren“, sagt Ben Iken. „Dann geht es nächstes Jahr ins Ausland.“ In gut zwei Wochen steht erst einmal Halbemond obenan. bup