Besondere Funde am Strand

Herzseeigel findet man unterhalb der Brandungszone immer auf der Meeresseite. Fotos: Noun

Norderney In diesen Januartagen, an denen sich der Publikumsverkehr am Strand in Grenzen hält, kann man so manch einen außergewöhnlichen Fund machen. Was auf den ersten Blick Stirnrunzeln aufwerfen kann, ist gar nicht so ungewöhnlich für die südliche Nordsee. Bei der genauen Bestimmung half dabei die Expertin und Leiterin der Watt Welten auf Norderney, Dr. Valeria Bers.

Expertin bestimmt Funde

Unser Titelbild zeigt die Skelette von Herzseeigeln (Echinocardium cordatum). Diese Tiere lassen sich auf Norderney recht häufig im Sandboden entdecken. Sie kommen daher eher auf den Nordseiten der Ostfriesischen Inseln vor, nicht auf der Wattseite. Herzseeigel findet man zumeist unterhalb der Brandungszone im Sand. An den Stränden findet man nach starken Stürmen häufig die sehr zerbrechlichen Skelette. Lebende Herzseeigel sind rundum mit einem feinen Stachelpelz bedeckt.

Herzigel sind grabende Partikelfresser, die im Meeresboden leben und kleinste organische Teilchen zwischen den Sandkörnern heraussortieren. Sie verfügen über lange Saugfüßchen, die die Nahrung suchen, erfassen und zur Mundöffnung weiterreichen. Der Herzseeigel arbeitet sich pro Stunde zehn Zentimeter vorwärts und muss daher etwa stündlich einen neuen Schacht nach oben graben, durch den er frisches Atemwasser bekommt. Er wohnt zehn bis 20 Zentimeter tief im Sandboden ab einer Wassertiefe von ungefähr fünf Metern.

Schlangensterne

Viele glauben, es handelt sich um eine besondere Seesternenart. Aber weit gefehlt. Keine Seesterne, sondern Schlangensterne (Ophiura ophiura) heißen die „armigen“ Meeresbewohner. In den Prielen des Wattenmeeres sind Schlangensterne häufig zu finden, am Strand findet man sie jedoch seltener und sie werden nur bei Stürmen an den Strand gespült.

Die Tiere verbringen den Tag vergraben im Schlick als Schutz vor Fraßfeinden. Erst nachts kommen sie aus ihren Verstecken und kriechen auf der Suche nach Nahrung auf dem Meeresboden umher. Sie fressen abgestorbene Reste von Tieren und Pflanzen, bei Gelegenheit auch Aas und Kleinsttiere. An den Armunterseiten haben Schlangensterne kleine Saugfüße, womit sie Futterpartikel wie am Fließband Richtung Mund „durchreichen“. Die Schlangensterne sind hoch regenerativ: Verlieren sie selbst einen oder mehrere Arme an Fressfeinde, können sie diese innerhalb weniger Wochen vollständig nachbilden. Selbst die Oberfläche der Körperscheibe kann ersetzt werden. In der Nordsee gibt es zehn Arten von Schlangensternen. Wer mehr über die Tiere erfahren will, kann diese in den Aquarien der Watt Welten sehen.

Ordinäre Kammmuschel

Bei dem dritten Individuum handelt es sich um eine ganz „normale“ Kammmuschel (Chlamys varia), deren Schale viele verschiedene Farben haben kann: grau, dunkel, rotgrau bis rot oder braun, aber auch marmoriert und gescheckt. Die bunte Kammmuschel ist im Mittelmeer, Atlantik, Nordsee und Ärmelkanal verbreitet, wo sie im Flachwasser (jenseits der Brandungszone) bis in Tiefen von bis zu 80 Meter vorkommt. Gern lebt sie auf Sandböden und Schill. An ihrem Mantelrand findet man Augen mit Cornea und Linse, und sie können durch schnelles, rhythmisches Öffnen und Schließen der Schale einen Wasserstrom erzeugen und wegschwimmen. jva