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13. Januar 2024, 08:30 Uhr

Bestseller-Autorin Sylvia Lott: „Manchmal heule ich beim Schreiben“

Der vierte Teil ihrer Norderney-Saga erscheint am 20. März

Lesedauer: ca. 3min 01sec
Vierter und letzter Band.

Vierter und letzter Band. ©

Pünktlich zum Jahresbeginn erscheint der neue Roman von Sylvia Lott und die Fangemeinde scharrt bereits ungeduldig mit den Hufen. Auch im vierten und letzten Teil der großen Norderney-Saga rund um den Inselsalon geht es wieder um Liebe, Freundschaft und Zeitgeschichte in Ostfriesland. Er heißt „Neue Träume im Inselsalon“ und schildert die Zeit von 1935 bis 1955.

Endlich erfährt der Leser, wie es weitergeht mit Frieda, Grete und ihren Familien auf Norderney. Noch zu Kaisers Zeiten hatten sie sich 1904 am Damenstrand kennengelernt – Frieda, die lebenstüchtige, stets optimistische Tochter eines trunksüchtigen Fischers und einer Badedienerin und die kränkelnde Grete aus einer Berliner Industriellenfamilie. Trotz der gesellschaftlichen Unterschiede werden sie Freundinnen fürs Leben. Frieda heiratet in den Inselsalon Fisser ein und geht ganz auf in ihrem Beruf als Friseurin, während Grete mit dem Inselarzt eine Familie gründet und sich ehrenamtlich um erholungsbedürftige Kinder im Seehospiz kümmert.

Lotts erster Band „Die Frauen vom Inselsalon“ endet mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, Band zwei „Sturm über dem Inselsalon“ schildert die Zeit danach bis 1920 und im dritten Buch der Saga „Goldene Zeiten im Inselsalon“ zieht es die Tochter einer Protagonistin nach Berlin, um in den wilden 20ern ihre erste Liebe zu erleben, aber auch den Schwarzen Freitag.

Auch im vierten Teil der Insel-Saga tritt die Stärke der Autorin zutage, intensiv zu recherchieren und nur auf diese Weise lassen sich die dramatischen Ereignisse gerade dieser Zeit mit den Leben der Romanheldinnen glaubhaft verknüpfen. Zum historischen Hintergrund des Romans gehören etwa die „Norderney judenfrei“-Kampagne gleich zu Beginn der NS-Zeit, die Reichsprogromnacht auf der einst bei jüdischen Kurgästen überaus beliebten Urlaubsinsel, der Ausbau Norderneys zur Seefestung, das Ausbleiben von Besuchern, weil die Insel zum militärischen Sperrgebiet erklärt wurde, Bombenabwürfe auf Norderney mit Toten und Verletzten, als Folge dessen die monatelange Verschickung der Inselkinder 1941 ins Salzburger Land, die Übervölkerung nach dem Krieg durch Ausgebombte, Flüchtlinge und Heimatvertriebene, zugleich Norderneys neue Bestimmung als „Short Leave Center“ – Kurzzeiterholungszentrum für britische und polnische Soldaten, denen die besten Hotels und die Kureinrichtungen vorbehalten bleiben sowie die Entwicklung der Insel zum berüchtigten „Schmugglerparadies“ und schließlich der Abzug der britischen Besatzer im Jahr 1952, der den Weg freimachte für den erneuten Aufstieg Norderneys zur einer der beliebtesten deutschen Urlaubsinseln. Das alles ist verpackt in anrührende Einzelschicksale.

Auf der Homepage von Sylvia Lott, die seit vielen Jahren in Hamburg lebt, kann man erfahren, welchen Einfluss die aktuelle Weltpolitik auf ihr eigenes Leben, ihre Ansichten, aber auch ihre Spielräume hatte. Band drei war geschrieben. Ihre Heldin Lissy, deren Vater in der Ukraine gefallen war, geht nach Berlin. „Plötzlich fand im wahren Leben eine Zeitenwende statt“, erzählt Sylvia Lott. „Putin begann den Krieg in der Ukraine, ganz echt, ganz gegenwärtig. Und ich war zutiefst geschockt. Dadurch fand ich auch das verändert, was ich vorher geschrieben hatte. Ehrlich gesagt, auf einmal war ich mit meinen Kräften am Ende, obwohl ich es doch noch warm und sicher hatte.“

Aktuelle Einflüsse haben also auch Auswirkungen auf die Charaktere. „Ich gehe immer mit meinen Heldinnen mit, manchmal heule ich beim Schreiben, ihre Hochs und Tiefs verfolgen mich bis in den Schlaf. Die Prägungen durch unsere Umgebung halte ich heute für viel tiefgehender als ich früher annahm. Ein Krieg, der Verlust eines Nahestehenden, die Angst, die Liebe – jede extreme Erfahrung reicht bis in unsere kleinsten Kapillaren hinein. Das sind keine mitteltiefen Prägungen wie das Krokodesign auf einem Stück Glattleder – das verändert dich bis ins Innerste. Und deshalb wäre ich zu jeder anderen Zeit doch ein anderer Mensch geworden.“

Erscheinungstermin des vierten Bandes der Norderney-Saga von Sylvia Lott „Neue Träume im Inselsalon“ ist der 20. März. Nach Norderney kommt die Autorin dann zu einer Lesung am 27. Juni in der Thalia-Buchhandlung.

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