BiCK-Projekt in Rechtsupweg: „Biodiversität in die Köpfe pflanzen“
Kirchengemeinde setzt Pflanzprojekt mit über 20 Freiwilligen in die Tat um
Der Kies an der Leichenhalle wurde durch Stauden ersetzt. Foto: Andrea Janssen-Zimmermann
Rechtsupweg Bei nur sechs Grad Celsius und mit Schal und Mütze bekleidet standen sie da: 22 motivierte Helfer inklusive acht Konfirmanden hatten sich am Sonnabendmorgen auf dem Friedhof in Rechtsupweg versammelt, um das geplante BiCK-Projekt rund um die Kirche in die Tat umzusetzen (der KURIER berichtete).
Um 9 Uhr war bereits alles vorbereitet: Ein Traktor hatte einen Bagger zum Ort des Geschehens gebracht, um die geplanten Maßnahmen an verschiedenen Stellen des Friedhofs möglich zu machen. Anhänger brachten Mengen an Kompost und standen zum späteren Transport von Abfällen bereit. Astrid Lahmann vom Haus kirchlicher Dienste der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover leitete durch das Vorhaben, welches die biologische Vielfalt auf Friedhöfen fördern soll. Sie gab als Expertin wichtige Hinweise und nützliche Tipps an die Helfer weiter. Bepflanzt wurde ausschließlich mit heimischen Pflanzen wie der Haselnuss, dem Weißdorn oder dem Faulbaum. Wie wichtig das ist, betonte Lahmann am Beispiel des Zitronenfalters: „Dieser ist einer der wenigen Falter, die überwintern. Er legt seine Eier ausschließlich an Faulbaum oder Kreuzdorn, die zudem als Futterpflanze für die Raupen von 28 weiteren Schmetterlingsarten dienen.“. Auch alle anderen Insekten bräuchten heimische Pflanzen: „Nur diese sind für sie nahrungstechnisch interessant“, erklärt Lahmann.
Mindestens zwölf Projekte standen an diesem Tag auf der Agenda der Kirchengemeinde – den meisten davon widmeten sich die Freiwilligen am Sonnabend direkt: darunter die Bepflanzung der neuen Urnengrabanlage für insgesamt 96 Urnengräber. Der Platz musste von Grassoden befreit und vorbereitet werden, um sie anschließend mit Stauden und Blumenzwiebeln zu bepflanzen.
Des Weiteren ziert jetzt eine Rose die Kirchenwand und der Zaun zwischen Pfarrgrundstück und Friedhof wurde mit Rankpflanzen begrünt: Clematis und „Jelängerjelieber“ waren hier die Gewächse der Wahl.
Um die Birke auf der Rasenfläche des Friedhofs wurden großzügig Zwiebeln von Narzissen, Hyazinthen, Iris oder auch Tulpen verteilt und an der Eingangspforte des Friedhofs warten in Zukunft Clematis und offen blühende Rosen auf Bienen und andere Insekten. Am Zaun zur Straße wichen alte Sträucher heimischen Wildsträuchern, während die Rasenfläche um einen neuen Baum ergänzt wurde und ringsherum ein circa 50 Quadratmeter großes Karree mit regionalem Saatgut für die spätere „Blumeninsel“ entstand. „Die Nachhaltigkeit liegt in der extensiven Bewirtschaftung – im Jahr muss so viel weniger gemäht werden“, so Lahmann.
Die Sträucher in den Beeten um die Kirche wurden ebenso wie das Rosenbeet um bodendeckende Stauden ergänzt, diese ersetzten auch den Kiesstreifen an der Leichenhalle. „Dies soll auch als positives Vorbild zu Kiesgräbern dienen“, so Astrid Lahmann. Hinter dem Mahnmal auf dem Friedhof wurde das wuchernde Unkraut entfernt. Durch das stimmige Gesamtbild sei auch die Freude am Pflegen wiederhergestellt, so tönte es aus der Gruppe der Helfer. Ein paar der geplanten Vorhaben müssen jedoch noch warten, wie Pastorin Andrea Janssen-Zimmermann erzählt: Das Abbaggern des Walls um den Friedhof nebst Bepflanzung mit Sträuchern sowie die Umlegung des verkleideten Mülltonnenbereichs, der durch Parkplätze für Kirchen- und Friedhofsbesucher ersetzt werden soll. „Bei der Behindertenhilfe Norden wurden noch fünf Fledermaushangbretter und zwölf Meisen- und Halbhöhlenkästen als Bausatz bestellt, die in einer weiteren Aktion mit den Kindern der Gemeinde zusammengebaut und aufgehängt werden“, so Janssen-Zimmermann.
Dass das BiCK Projekt nicht ausschließlich der Förderung der biologischen Vielfalt dient, davon ist Astrid Lahmann überzeugt: Es gehe auch um die Förderung der Gemeinschaft und den Menschen den Sinn für Biodiversität wieder „einzupflanzen“, sodass diese vielleicht auch in den heimischen Gärten gedeihen kann. Zur Stärkung der fleißigen Truppe gab es vormittags im Karkhuus ein gemeinsames Frühstück sowie selbst gemachte Kürbis- und Erbsensuppe als Mittagessen und gegen 17 Uhr nach getaner Arbeit einen heißen Punsch zur Stärkung.