Das ostfriesische Handwerk kämpft

Von Stefan Bergmann

Ab mittags geschlossen wegen Personalmangel: Diese Bäckerei zieht Konsequenzen. Foto: Stefan Bergmann

Ostfriesland Das Handwerk in Ostfriesland ist im schwierigen Fahrwasser. Überbordende Bürokratie, unsichere Gesetzgebungen, die Bau-Konjunktur-Delle und der Fachkräftemangel setzen den Betrieben zwischen Norden, Emden und Leer zu.

In Norden verkürzen bereits erste Geschäfte ihre Öffnungszeiten, weil Mitarbeiter fehlen. „Noch bis letzte Woche hatte ich zwei Kolleginnen, doch die sind jetzt weg“, berichtet eine Angestellte dem KURIER. Es habe ein paar Probleme auf der Arbeit gegeben, und „dann hatten sie keine Lust mehr“, so die Frau.

Das Handwerk – hier war es eine Bäckerei –hat aber noch anderen Problemen zu bekämpfen. Viele Jugendliche wollen nach der Schule lieber ins Studium, als ins Handwerk. Das sagt Wolfgang Janhsen, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Aurich/Emden/Norden. Hinzu komme: Es gebe immer weniger Schulabgänger. Somit bleiben immer wieder Azubi-Stellen frei.

Um das Handwerk attraktiver zu machen, probieren einige Betriebe die Vier-Tage-Woche aus und machen durchaus gute Erfahrungen, so Janhsen. Doch dieses Modell setze eine größere Mitarbeiterzahl voraus, denn oft erwarten Kunden von Handwerksbetrieben einen Sechs-Tage-Service, beispielsweise bei Bäckereien oder Friseuren.

Die größten Probleme bereiten den ostfriesischen Betrieben jedoch die gesamtwirtschaftlichen Probleme. Die Bau-Delle aufgrund hoher Zinsen und teurer Baustoffen schlage voll durch. „Wir merken einen Einbruch der Aufträge im Bereich Neubau“, sagt Janhsen und spricht von einem Minus von 35 Prozent. Maurer, Fliesenleger, Hochbau, Bauunternehmen allgemein oder Bau-Tischler arbeiten zurzeit nur Alt-Aufträge ab.

Trotz einem „katastrophalen Hin und Her bei der Gebäude-Energie-Gesetzgebung“ (Janhsen) profitieren derzeit alle Betriebe aus diesem Bereich: Sanitär- und Heizungsbauer (Wärmepumpen), Elektriker (Wallboxen), zum Teil auch Dachdecker (Photovoltaik). Gut sei jedoch, dass in Berlin das Tempo herausgenommen wurde. „Wir brauchen bei Heizungen Technologieoffenheit.“