Das schmeckt Pennälern
Monika Törnert, José Relvado, Ina Franke und Silvia Meyer-Bartsch (v.l.) servieren kostenlose Mahlzeiten.
Norden Es klingelt zur ersten großen Pause des Tages. Kaum endet das Läuten, steht das Mädchen schon strahlend an der Tür. Sie ist zum Multifunktionsraum gelaufen, vielleicht sollte man besser schreiben: Sie ist gerannt. Hier gibt es Frühstück.
Seit einigen Wochen bietet die Norder Außenstelle der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Hage ein kostenloses Schulfrühstück an. Initiiert hat es Beratungslehrerin Silvia Meyer-Bartsch: „Mir ist in den vergangenen Jahren immer wieder aufgefallen, dass zahlreiche Kinder unversorgt, ohne Essen, ohne Trinken, durch den Schulalltag gehen. Sie bekommen nichts von zu Hause mit.“ Dem wollte sie mit dem Frühstück etwas entgegensetzen. Die Idee begeistert. An diesem Tag kommen fast 15 Mädchen und Jungen, aller Altersklassen, die in der ersten großen Pause ihren Appetit mit Müsli stillen. Mancher und manche nehmen sogar ein zweites Müsli. Manche kommen häufig, manche selten.
Gut 600 Mädchen und Jungen gehen täglich zur Norder Außenstelle der KGS Hage. Die meisten von ihnen haben ein Pausenbrot dabei, eine Brotdose, etwas zu trinken – aber ganz viele Mitschüler eben auch nichts. Manche von ihnen haben die Brotdose einfach nur zu Hause stehen gelassen, manche bekommen aber auch erst gar nichts mit, haben dazu gar nichts gefrühstückt. „Manchem Schüler wird dann schlecht oder schwindelig, mancher bekommt Kopfschmerzen“, hat auch die stellvertretende Schulleiterin Ina Franke festgestellt. Die Lehrerinnen und Lehrer haben in solchen Fällen geholfen, Müsliriegel verteilt und Ähnliches. Doch eine Lösung war das nicht.
Schule soll schön sein
Die kam mit einer besonderen AG vor den Sommerferien. Jedes Jahr läuft dann eine Kulturwoche an der Schule. Das Thema lautete dieses Mal: „Die Schule soll verschönert werden“. Silvia Meyer-Bartsch: „Da habe ich mir als Thema ausgedacht, dass eine Verschönerung doch auch bedeutet, dass man sich noch mehr um die Schüler kümmert.“ Die Idee dahinter: Schülerinnen und Schüler malen eigene Bilder, die sogenannten „Kleinen frechen Ostfriesen“, die dann zum Abschluss der Kulturwoche verkauft werden. So sollte der erste finanzielle Grundstock für das kostenlose Schulfrühstück gebildet werden. Es klappte: Die fröhlichen kleinen Bilder kamen an, die meisten wurden verkauft.
Beratungslehrerin Silvia Meyer-Bartsch freut sich, dass sich nicht nur die Schulleitung sehr erfreut über die Idee für dieses Schulfrühstück zeigte – sie hat mit den Schulsozialarbeitern Monika Törner und José Relvado tolle Unterstützer an ihrer Seite: „Allein wäre das nicht zu wuppen.“ Monika Törner und José Relvado kaufen ein, sind beim Frühstück dabei, achten auf die Regeln: Gibt es eine Schlange beim Anstehen, wird nicht geschubst, das Handy bleibt aus, jeder nimmt sich nur so viel auf, wie er oder sie auch aufisst, nach dem Essen spült jeder seine Müslischale aus. „Hier bei uns können sie das lernen“, sagt Monika Törner. „So haben wir einen guten Nebeneffekt: Die Kinder und Jugendlichen bekommen nicht nur ein Frühstück, sondern sie lernen dabei auch gleich noch etwas.“
Mit Unterstützung
Silvia Meyer-Bartsch ist begeistert, dass sich die Sparkasse Aurich-Norden bei einer Anfrage sofort bereit erklärt hatte, Geld für dieses Frühstück an der KGS zu geben. Sie dankt ausdrücklich Ute Meinert von der Sparkasse. Auch die Firma Combi spendete Geld, sodass die Schule für ein Frühstück einkaufen konnte. Weiterhin werden sie Obst kostenlos geben. „Wir würden gern das Ganze nun noch erweitern“, blickt Silvia Meyer-Bartsch in die Zukunft: „Wir würden gern den Kindern auch Käse, Wurst, Gurke, Tomate oder Marmelade zum Frühstück anbieten“, sagt sie. Spender sind daher gesucht, die dieses Frühstück finanziell unterstützen.
Ganz wichtig sei bei dieser Aktion: „Jeder Schüler darf kommen, wir wollen nicht, dass Berührungsängste entstehen.“ Manchmal könne es ja wirklich sein, dass die Schüler ihr Frühstück einfach zu Hause stehen gelassen haben und dann in der Unterrichtstunde Hunger verspüren. „Auch diese können selbstverständlich kommen“, betont Silvia Meyer-Bartsch. In vielen Fällen sei es aber leider so, dass sie erst gar nichts zu Hause bekommen.
Ein Angebot für alle
Um die Kinder und Jugendlichen auf dieses neue Angebot an der Schule hinzuweisen, ist Silvia Meyer-Bartsch in alle Klassenräume gegangen und hat den Mädchen und Jungen erklärt: „Ähnlich wie ein Auto nicht ohne Benzin fahren kann, kann auch ein Mensch nichts leisten, wenn er nichts gegessen hat.“
Die Beratungslehrerin ist auf der einen Seite erfreut, dass ihre Idee so gut ankam – „für mich ist aber auch bewegend, wie viele Jugendliche kommen“. Sie merke, dass dieses Schulfrühstück wichtig ist.
Wer Geld spenden möchte, damit für das Frühstück eingekauft werden kann: Unter Angabe des Namens und der Adresse an das Konto des Fördervereins der KGS Hage: IBAN DE16 2835 0000 0005 0007 08 mit dem Verwendungszweck „Schulfrühstück“. Der Verein stellt Spendenbescheinigungen aus.