Deiche sind sicher: Ostfriesland ist für die Sturmflutsaison gewappnet
Ostfrieslands Deiche zwischen Norden und Emden sind für die kommende Winter- und Sturmflutsaison gerüstet. Doch im Bereich des Rysumer Nackens muss eine Grundsatzentscheidung getroffen werden: Gibt man Land dauerhaft auf?
Die Deicherhöhung bei Groothusen ist abgeschlossen. Nur einige Restarbeiten sind noch zu machen.
Krummhörn Auch wenn es am Deich keine akuten Baustellen gibt - die größte bei Groothusen ist gerade abgeschlossen worden - zeigte die Deichschau: Nach der Baustelle ist vor der Baustelle.
So wurde der Deich bei Groothusen/Hamswehrum auf 600 Meter Länge um einen Meter erhöht. Doch noch in diesem Herbst starten die Vorarbeiten für die nächste Erhöhung. Beim Pilsumer Leuchtturm wird die Binnenberme - also landseitige Fläche vor dem Deich - erhöht. Rund eine halbe Millionen Euro kosten die Erdarbeiten. Sie sind notwendig, um dem Deich die Standfestigkeit zu verschaffen, die er demnächst braucht. Denn auch dieses Teilstück wird erhöht.
Im Bereich des Rysumer Nackens zwischen Emden und Rysum muss ebenfalls der Deich erhöht werden. Doch dort herrscht eine besondere Situation. Denn der eigentlich Deich liegt weit landeinwärts. Das Gelände bis dort ist potenzielles Überschwemmungsgebiet. Dies hinderte seinerzeit das Energieunternehmen Gassco allerdings nicht daran, seine dortige Empfangsstation für norwegisches Gas zu modernisieren. „Laut der Gutachten ist die Fläche für die nächsten 40 Jahre sicher“, sagt Oberdeichrichter Gerd-Uwe Heikens. Es sei von Vorteil, dass sie insgesamt etwa vier Meter über dem Meeresspiegel liege.
Gleichwohl müsse bald eine grundlegende Entscheidung getroffen werden: Setzt die Deichacht weiterhin auf den Binnendeich, oder wird die Deichlinie nach vorne ans Wasser verlegt? Das Land bereitet diese Entscheidung gerade vor. Die Stadt Emden würde die Flächen gerne für die Ansiedlung von Industriebetrieben nutzen. „Aber wenn dort jetzt neue Unternehmen angesiedelt werden, dann müsse man weiter in die Zukunft schauen als nur 40 Jahre, wie Gassco es tut“, so Heikens. Welches Unternehmen siedelt für viel Geld Anlagen direkt am Meer an - ohne entsprechenden Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel?