Der Ostfriesische Kunstkalender macht jetzt in Künstlicher Intelligenz

Von Werner Jürgens

„Eine kleine Papierausstellung“: Die Verantwortlichen von Landschaft und Brandkasse und des Landesmuseums freuen sich mit den Kunstschaffenden über den neuen Kalender für 2025. Foto: WernerJürgens

Aurich Der Ostfriesische Kunstkalender für das Jahr 2025 ist da, und er präsentiert sich wie „eine kleine Papierausstellung“, so die Kurzbeschreibung von Dr. Annette Kanzenbach. Die Kunsthistorikerin vom Ostfriesischen Landesmuseum in Emden hat gemeinsam mit Vertretern von der Ostfriesischen Landschaft und der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse die Motive für die Kalenderblätter ausgewählt. Ähnlich wie im vergangenen Jahr hat man sich für zwölf Kunstschaffende mit einem Bezug zur Region entschieden.

Nicht nur Bilder, sondern auch ein Gedicht

Erstmals ist hinten auf dem Kalender ein Gedicht abgedruckt. Es stammt von dem in Leer aufgewachsenen, vielfach preisgekrönten Schriftsteller Jochen Schimmang und trägt den Titel „Alte Heimat, alte Bekannte“. Eine Zeile daraus, nämlich „weit hinten der Horizont“, lieferte das Motto für den Kunstkalender 2025. Diese Vorgabe spiegelt sich in den auf die zwölf Monate verteilten Motiven auf unterschiedliche Weise wider.

„Landschaft vor Timmel“

Der älteste im neuen Kalender vertretene Künstler ist Carl Jörres, der 1870 in Bremen geboren wurde und 1947 in Lilienthal verstarb. Er gehörte zu den deutschen Impressionisten, die ein Faible für die Freilichtmalerei hatten, und war regelmäßig auf den Ostfriesischen Inseln zu Besuch. Sein Kalenderblatt zeigt eine „Brandung bei Sturm vor Langeoog“. Auch Ulfert Lüken ist schon lange tot. Der gebürtige Remelser widmete sich nach dem Ersten Weltkrieg dem Expressionismus. Seine „Landschaft vor Timmel“ zählt dennoch zu den eher realitätsnahen Darstellungen im Ostfriesischen Kunstkalender 2025.

Auch die Windkraft wird thematisiert

Die meisten Originale der ausgewählten Bilder sind ganz „klassisch“ in Öl gemalt. Das gilt zum Beispiel für Hermann Buß und sein von schnittig-dunklen Linien durchzogenes „Schwarzes Eis“ und die von dynamischen Pinselstrichen getragene „Landschaft mit Windkraft“ von Hartmut Bleß sowie Herbert Müllers idyllisch-leuchtende Ansicht von „Marienchor“ im Rheiderland. Ebenfalls gern mit Öl gearbeitet hat die 2022 verstorbene Elisabeth Tatenberg. Aus ihrem Nachlass stammt die vor einem schlichten blauen Hintergrund effektvoll platzierte „Letzte Mondsichel“.

Der ostfriesische Klassiker: Bodo Olthoff

In Kontrast dazu steht ein farbenprächtig gestaltetes Werk des Auricher Malers Bodo Olthoff, der einen offensichtlich ziemlich wuseligen „Sommermorgen“ an einem nicht näher lokalisierten Ufer oder Hafen auf Leinwand gebannt hat. Noch eine Spur abstrakter wirkt das Bild der inzwischen in Norden sesshaft gewordenen gebürtigen Taiwanesin Wan-Yen Hsieh, die die mythische griechische Sagengestalt „Orpheus“ baden gehen lässt. Bei Marikke Heinz-Hoek hat sich kein Geringerer als Caspar David Friedrich ins Wattenmeer verirrt. Dieses Motiv, das auch das Deckblatt des Kalenders ziert, ist eine digitale Schöpfung auf Basis einer Beschreibung, die dann von einem Programm mit Künstlicher Intelligenz umgesetzt wurde. Ein weiteres digitales Bild, in dem Fall aus einer Kamera, kommt von Edith Pundt. „Vor Jemgum“ hat sie auf den Auslöser gedrückt und einen geradezu magischen wolkenverhangenen Himmel erwischt. Ulrich Schnelle war an einem „Winterabend am Dollart“ auch mit seinem Fotoapparat unterwegs und hat einen etwas düsteren, aber nicht minder faszinierenden Moment für die Ewigkeit festgehalten.

Erhältlich im Buchhandel

Einen bunter Mix aus Pasten und Fäden, aufgetragen auf Leinen und Holzplatte, kennzeichnen das „Meeresgrün“ von Renate Fäth. Die raue Struktur des Originals ist auf dem Abzug des Kalenderblatts durchaus noch gut zu erkennen, was einmal mehr die gewohnt exzellente Druckqualität des Ostfriesischen Kunstkalenders unterstreicht.

Der Kunstkalender ist im regionalen Buchhandel, über die Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse oder bei der Ostfriesischen Landschaft erhältlich. Die Auflage beträgt 1000 Stück. Der Kalender kostet 18,95 Euro.