Der Rettungsdienst der Meere

Zur nachträglichen Indienststellung des Seenotrettungsbootes „Courage“ auf der Station Neuharlingersiel der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben die Seenotretter den hochmodernen Neubau der Öffentlichkeit präsentiert. Zeitgleich blickte die DGzRS auf 50 Jahre Ausstellung im Rettungsschuppen zurück. Besondere Ehrungen erhielten die beiden ehrenamtlichen Mitarbeiter Hinrich Klattenberg und Karl-Herbert Neitzert für ihre langjährigen Verdienste. Die DGzRS stellt die traditionsreiche Station nun in einem neuen gut 40-minütigen Film vor.

Die Taufe des neuen Seenotrettungsbootes „Courage“ war im Mai an der Zentrale der Seenotretter in Bremen erfolgt. Nun freute sich die Freiwilligen-Besatzung um Vormann Heinz Steffens darüber, das moderne Spezialschiff in Neuharlingersiel öffentlich vorzustellen.

Das 10,1 Meter lange und 380 PS starke Seenotrettungsboot „Courage“ für den ostfriesischen Fischerei- und Fährhafen wurde, wie die gesamte Arbeit der DGzRS, ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert. Freunde der DGzRS aus Niedersachsen hatten den Neubau ermöglicht. Die von ihnen gewünschte Namensgebung ist eine Hommage an die freiwilligen Seenotretter, die couragiert und selbstlos im Einsatz sind, um auf See in Not geratene Menschen zu retten – und das seit mehr als 150 Jahren.

Weiterer Anlass zur Freude ist das Jubiläum der Ausstellung im Rettungsschuppen Neuharlingersiel mit dem historischen Motorrettungsboot „Ulrich Steffens“. Seit 50 Jahren wird dort die Geschichte der Seenotretter lebendig. 1973 richtete die DGzRS die Ausstellung ein. Die Schau gibt anhand vieler Originalexponate und Dokumente Einblick in die bewegte – und bewegende – Geschichte der Seenotretter insbesondere in Ostfriesland.

„Der Mensch im Mittelpunkt“

Gäste hatten Gelegenheit, das Seenotrettungsboot „Courage“ sowie den Seenotrettungskreuzer „Bernhard Gruben“/Station Hooksiel zu besichtigen und mit den Mannschaften zu sprechen. Am Nachmittag wurde die „Courage“ im Beisein des ehrenamtlichen DGzRS-Vorsitzers Ingo Kramer nachträglich offiziell in Dienst gestellt.

Das hochmoderne Boot reiht sich nahtlos ein in die lange Geschichte der Seenotretter von Neuharlingersiel. „Trotz aller technischen Weiterentwicklungen: Eines ist gleichgeblieben – im Mittelpunkt unserer Arbeit steht nach wie vor der Mensch“, sagte Ingo Kramer. „Wie schon 1865 so gilt auch heute: Die Arbeit der DGzRS ist nur möglich mit engagierten und erfahrenen Seenotrettern, die bereit sind, ungeachtet der Gefahr für das eigene Leben hinauszufahren, wenn Menschen auf See in Not geraten.“

Besondere Ehrung

Kramer würdigte nicht nur die Einsatzbereitschaft der ausschließlich freiwilligen Seenotretter des kleinen Küstenortes, sondern insbesondere auch das Engagement der beiden ehrenamtlichen Mitarbeiter Hinrich Klattenberg und Karl-Herbert Neitzert an Land. Klattenberg betreut seit drei Jahrzehnten die Ausstellung im Rettungsschuppen und begeistert Menschen für die spendenfinanzierte Arbeit der Seenotretter. Neitzert unterstützt und vertritt ihn dabei seit vielen Jahren. Die DGzRS verlieh Hinrich Klattenberg für sein großes Engagement ihre höchste Auszeichnung ehrenamtlichen Engagements, die Ehrennadel in Gold. Karl-Herbert Neitzert erhielt die silberne Ehrennadel der DGzRS.

Am frühen Abend zeigten die Seenotretter im Kurverein Neuharlingersiel erstmals den neuen DGzRS-Film „Courage und Tradition – die Seenotretter von Neuharlingersiel“. Über knapp 40 Minuten Laufzeit begleitet die Kamera eine Übung auf See, berichtet über Historie und Familientraditionen, freiwilliges Engagement und Schicksalsschläge sowie über eine glückliche Rettung von fünf Mädchen aus Lebensgefahr.

Wer die Premiere vor Ort versäumt hat, findet den Film in Kürze auch online. Auf der Webseite der DGzRS (seenotretter.de) sowie dem YouTube-Kanal der Seenotretter (youtube.com/dieseenotretter) wird er dauerhaft zu sehen sein.

Tradition der Seenotretter in Neuharlingersiel

Neuharlingersiel zählt zu den ältesten und traditionsreichsten Stationen der Seenotretter. Bereits 1869, vier Jahre nach Gründung der DGzRS, war dort das erste Ruderrettungsboot stationiert. Heute engagieren sich in dem kleinen Sielort rund 20 freiwillige Seenotretter ehrenamtlich für das Rettungswerk. Aus dem Fischereihafen an der ostfriesischen Küste sind sie nicht wegzudenken.

Das Revier der Neuharlingersieler Seenotretter ist das Wattenmeer bis zu den Inseln Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge. Zahlreiche Fischkutter sind in dem kleinen Sielhafen zu Hause. Traditionen werden in Neuharlingersiel gelebt, doch der Hafen ist kein Museum, sondern lebendiger Mittelpunkt des Ortes. Einsätze für die Küstenfischerei gehören zum Alltag der freiwilligen Seenotretter. Ebenso laufen die Ehrenamtlichen bei Unfällen im Inselverkehr und der Sportschifffahrt zur Rettung aus.