Schulen schließen oder nicht? Der Ton in der Krummhörn wird rauer

Von Till Oliver Becker

Schulen schließen oder nicht? Der Ton in der Krummhörn wird rauer

Der Förderverein der Grundschule Jennelt (Foto) kämpft mit harten Bandagen gegen die Initiatorinnen des Bürgerbegehrens.

Krummhörn Etwa zweieinhalb Wochen haben die Initiatoren des Bürgerbegehrens gegen den Ratsbeschluss der Gemeinde Krummhörn noch Zeit, das Quorum von 1028 Unterschriften zu erreichen.

Melanie Remijn ist Elternvertreterin der Grundschule Loquard, einer der zwei von der Schließung bedrohten Einrichtungen und eine Initiatorin des Begehrens. Jetzt reagiert sie auf die jüngsten Äußerungen von Krummhörns Bürgermeisterin Hilke Looden (parteilos). Die hatte sich demonstrativ vor Rat und Verwaltung gestellt und einen scharfen und unsachlichen Umgangston in der Debatte kritisiert.

Remijn findet es „bedauerlich, wenn die Verwaltung und die Bürgermeisterin ihre Gefühle in den Vordergrund stellen, anstatt auf sachliche Informationen einzugehen“. Sie hätte sich gewünscht, dass die Gemeinde auf die Fragen und Sorgen der Bürger eingeht und dabei die finanziellen Aspekte sowie die Entscheidungsgrundlagen erklärt. „Außerdem hätte man die Elternvertretungen von Greetsiel und Loquard zu einem klärenden Gespräch einladen können, um die Situation zu beschwichtigen“, führt Remijn aus. Dafür, dass sich die Bürgermeisterin verärgert zeigte, hat sie wenig Verständnis. Schließlich seien es die Bürger der Krummhörn, die verärgert seien, da man ihnen versprochen habe, keine Schulen und Kindergärten zu schließen.

Der Loquarderin fordert, dass die Politik und die Bürgermeisterin für ihre nicht gehaltenen Versprechen und ihr Handeln verantwortlich gemacht werden sollten.

Abschließend betont Remijn, dass Kinder nicht als Instrumente und Werkzeuge in politischen Prozessen benutzt werden sollten. Und: „Die Verantwortung für unsere Kinder liegt nicht allein bei der Politik sondern bei uns allen.“

Zeitgleich meldet sich auch Jutta Lerche-Schaudinn, Sprecherin der Bürgerinitiative zum Erhalt der Grundschule Jennelt, zu Wort und kritisiert ihrerseits die Initiatoren des Bürgerbegehrens. Wenn hier von „Stoppt den Irrsinn“ oder „Verrat an der jungen Generation“ die Rede sei, so handle es sich um haltlose Unterstellungen – zumindest, wenn man sich intensiv mit den Bildungseinrichtungen der Krummhörn und der Bedarfsanalyse auseinandergesetzt habe. „Nach langem Ringen wurde eine Entscheidung im Rat getroffen, um die Betreuungs- und Bildungslandschaft in der Gemeinde zukunftsfähig aufzustellen. Es sei fraglich, ob jeder, der das Bürgerbegehren unterschreibe, sich der komplexen Situation und der Konsequenzen bewusst sei oder eher emotional im Sinne der Schule oder des Kindergartens seines eigenen Wohnorts abstimme.

Dazu bezweifelt die frühere Leiterin der Grundschule Jennelt, ob jedem klar sei, dass er dann für die Schließung eben dieser Einrichtung stimme. Die Grundschule Jennelt sei stets eine Vorreiterin zum Beispiel in den Bereichen Integration, Inklusion oder Ganztagsbetreuung gewesen und werde als mehrzügige Schule gebraucht, wenn der Rechtsanspruch zur ganztägigen Betreuung von Kindern im Grundschulalter ab dem Schuljahr 2026/2027 bestehe. Die Standorte Greetsiel und Loquard würden auch bei einem anderen Zuschnitt der Einzugsgebiete einzügig bleiben.

Lerche-Schaudinn wirbt für vorausschauendes Handeln. „Die Eltern, die heute darüber entscheiden, werden in den nächsten Jahrzehnten keine Kinder mehr im Kita- oder Grundschulalter haben. Der Bedarf an U3-Plätzen wird ebenso steigen wie der Bedarf an Ganztagsbetreuung in allen Altersgruppen“, führt sie aus. Man werde im Vorfeld des Bürgerbegehrens also weiter für die Umsetzung des Ratsbeschlusses eintreten und entsprechend informieren.