„Der Wolf wird nicht lange auf der Insel bleiben“

Norderney Die Insel hat eine neue Attraktion: Den Wolf. Seitdem bekannt geworden ist, dass auf Norderney ein Wolf von einer Wildtierkamera fotografiert worden ist, rumort es auf dem Eiland. Sichtbares Zeichen: Viele Touristen – und wohl auch Einheimische – die mit Ferngläsern versuchen, den Wolf zu entdecken.

Doch warum ist er überhaupt auf die Insel gelaufen?

„Bestimmt nicht, weil er sich dort an den Strand legen will“, sagt Raul Reding, Wolfsbeauftragter der Landesjägerschaft Niedersachsen, dem KURIER.

Es gebe nur einen Grund: Der Wolf sei einem Beutetier hinterhergelaufen. Dass Rehe oder anderes Wild immer wieder einmal durchs Watt vom Festland auf die Inseln wechseln, sei bekannt. Dieser Überzeugung ist auch die Nationalparkverwaltung. Dass er dabei über weite freie Flächen laufen muss und durch kniehohes Wasser – selbst bei Ebbe – sei für ihn unproblematisch. Reding: „Der Wolf macht alles, was seine Beute auch macht“. Er habe keine natürlichen Feinde in Niedersachsen. Ergo: Er muss sich vor nichts und niemanden fürchten. Da läuft man auch schon mal ungedeckt durchs Watt.

Lange bleibt er nicht

Reding geht davon aus, dass das Tier nicht lange auf der Insel bleiben werde. Die vielen Menschen in der Hochsaison seien für ihn unbequem; irgendwann wird er wieder den Weg durchs Watt zum Festland finden: „Die Insel ist zu klein für einen Wolf.“

Touristen sollten bei Begegnungen mit dem Tier „Respekt zeigen“: Nicht weglaufen, sich groß machen, Lärm machen.

Schießen dürfe man einen Wolf aber erst, wenn er Schäden verursacht hat. „Dieses Gesetz gilt auch auf der Insel Norderney“, so Reding.

Eine Rangerin des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer hatte Aufnahmen einer Wildtierkamera überprüft und dabei Ungewöhnliches entdeckt. Experten des landeseigenen Wolfsbüros nahmen sich der Aufnahmen an und kamen zu dem Ergebnis: Fotos vom 6. und 20. Juni zeigten einen Wolf, laut den Experten wahrscheinlich ein Rüde.