Die Intrigen von Mieke und Fieke werden die Auricher begeistern
Bauer Jochen (Michael Niendieker) ist umgeben von Frauen, die alle nur sein Bestes wollen (von rechts): Töverske (Edda Dedekind), Tante Fieke (Elke Gronewold), Tante Mieke (Uta Folkerts) und Großmagd Meta (Hilke Peters-Eilers).
Aurich Das Niederdeutsche Theater Aurich feiert 2023 seinen 100. Geburtstag. Anlässlich des runden Jubiläums hat sich das Ensemble nach der erfolgreichen Frühjahrs-Aufführung des Zuckowski-Musicals „De lüttje Dag“ für seine Herbstinszenierung noch einmal ein ganz besonderes Stück ausgesucht: „De Verschriewung“ von Heinrich Behnke stand schon im Gründungsjahr 1923 auf dem Programm und sorgte seinerzeit für große Begeisterung.
Ein Bauer und seine unnützigen Tanten
Protagonist der Komödie ist der gutmütige Bauer Jochen Harms, der glaubt an einer unerklärlichen Krankheit zu leiden und aus diesem Grund nie das Haus verlässt. Dass er seinen Hof bewirtschaften kann, verdankt er der tatkräftigen Unterstützung der Großmagd Meta, die ohne Eltern aufgewachsen ist und deshalb bereits früh bei fremden Leuten in Dienst gehen musste. Kaum hilfreich sind hingegen Jochens Tanten, die ihre eigenen Pläne verfolgen. Während Mieke den Bauern in seinem Glauben, er sei krank, bestärkt und ihn drängt, den Hof an ihren Sohn Jakob zu überschreiben, mag Fieke diese Ansicht über Jochens Gesundheitszustand gar nicht teilen. Sie würde ihn am liebsten mit ihrer Tochter Adele verheiraten.
Der Autor schrieb auch für Ohnsorg
Heinrich Behnken wurde 1880 in Ahlerstedt bei Stade als Sohn eines Lehrers geboren. Wie sein Vater schlug er eine pädagogische Laufbahn ein und brachte es bis zum Schulleiter in Hamburg, wo er 1960 verstarb. Er ist der Autor zahlreicher vorwiegend niederdeutscher Erzählungen, Romane, Hörspiele und Bühnenstücke, von denen einige für den Rundfunk produziert und von renommierten Ensembles wie zum Beispiel dem Ohnsorg-Theater gespielt wurden. „De Verschriewung“ stammt aus dem Jahr 1921. Die Reaktionen des Publikums auf das Stück waren laut den damaligen Presseberichten durchweg positiv.
Die Geschichte ist zeitlos, dass Plattdeutsch nicht
Doch funktioniert das, was vor 100 Jahren lustig war, heutzutage immer noch? „Natürlich haben wir uns sehr eindringlich mit dieser Frage beschäftigt“, sagt Heike Tunder, die gemeinsam mit Christine Brückner bei der Auricher Neuinszenierung von „De Verschriewung“ Regie führt. Beide kamen während der Lektüre des alten Textheftes schnell zu dem Schluss, dass die Handlung an sich absolut zeitlos ist. „Hier geht es um uralte menschliche Beweggründe wie Neid, Intrigen oder Missgunst“, betont Christine Brückner. „Und daran hat sich wenig geändert.“ Ordentlich gefeilt werden musste lediglich am Plattdeutsch. Manche Worte und Formulierungen, die inzwischen nicht mehr gebräuchlich sind, wurden in der überarbeiteten Textversion entsprechend ersetzt. Vieles ist aber auch bewusst beim Alten belassen worden, weil es das Verständnis nicht sonderlich beeinträchtigt. Dass beispielsweise der Titel „De Verschriewung“ eine „Überschreibung“ meint und was genau dahintersteckte, kann man relativ schnell und einfach aus dem Kontext der Handlung erschließen.
Viele liebevolle Details
Insofern ist die Neuinszenierung nicht bloß eine rein historische Reminiszenz an das Gründungsjahr der Bühne, wenngleich nostalgische Aspekte keineswegs komplett außen vor bleiben. Die stecken vor allem in den Kostümen und im mit jeder Menge liebevoller Details ausgestatteten Bühnenbild, das die Zuschauerinnen und Zuschauer umgehend in die Zeit der frühen 1920er-Jahre zurückversetzen dürfte, sobald der Vorhang aufgeht.
Zum ersten Mal geschieht das zur Premiere im Haxtumer Speicher am heutigen Samstag ab 20 Uhr. Anschließend finden bis zum 4. November neun weitere Aufführungen statt. Karten sind erhältlich an allen bekannten Vorverkaufsstellen oder online über www.reservix.de