Gamechanger: Die Nacht der Razzien in Ostfriesland
Bis zum frühen Morgen unternahmen mehr als 400 Einsatzkräfte von Polizei, Zoll und Steuerfahndung einen Schlag gegen die Clan-Kriminalität in Ostfriesland. Der Fokus lag dabei auf illegalem Glücksspiel
Ein Spieltisch sowie Spielautomaten, die in einem Hinterzimmer gefunden wurden.
Ein gigantischer Polizeieinsatz überraschte die Region: Über 400 Einsatzkräfte durchsuchten in der Nacht von Freitag auf Samstag 22 verschiedene Objekte in den Landkreisen Aurich, Wittmund, Leer und Friesland sowie in der kreisfreien Stadt Emden. Ziel der Razzien war das illegale Glücksspiel in kriminellen Clan-Strukturen, das zunehmend in Ostfriesland und den umliegenden Landkreisen Fuß gefasst hat.
Der Großeinsatz begann am späten Freitagabend, 8. November, gegen 22 Uhr. Zeitgleich stürmten Teams von Polizei, Zoll und Steuerfahndung an verschiedenen Orten Wohnungen, Geschäftsräumen, Barber Shops und Shisha-Bars. Die Koordination des Einsatzes lag beim Führungsstab der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund am Fischteichweg in Aurich.
Besonders im Fokus: das hochprofitabele illegale Glücksspiel, das Ermittlern zufolge im Clan-Milieu floriert. Neben der Sicherstellung von Beweismaterial in Form von manipulierten Spielautomaten, Poker- und Spieltischen konzentrierten sich die Beamten darauf, Vermögenswerte wie Bargeld und Fahrzeuge zu beschlagnahmen. Die Bilanz dieser Nacht ist eindrucksvoll: Etwa 30 illegal betriebene Spielautomaten, zahlreiche Spieltische und ein luxuriöser 7er BMW sind nun in polizeilichem Besitz. Der Wert der sichergestellten Vermögenswerte dürfte insgesamt im sechsstelligen Bereich liegen.
Der vielsagende Name der Aktion lautete „Gamechanger“ - also Wendepunkt. Diese koordinierten Durchsuchungen setzten ein klares Zeichen, dass das illegale Glücksspiel im Nordwesten keinen Platz habe, heißt es in einer Stellungnahme der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund. Die Polizei zeigte sich überzeugt, einen empfindlichen Schlag gegen die organisierte Clan-Kriminalität geführt zu haben. Nun steht die Auswertung der umfangreichen Beweismittel an, die über den genauen Umfang der Clan-Aktivitäten Aufschluss geben könnte.
Die Osnabrücker Staatsanwaltschaft, die auf Clan-Kriminalität spezialisiert ist, war mit sieben Staatsanwälten vor Ort, um bei Bedarf sofort Entscheidungen treffen zu können. Zwar wurde in der Nacht niemand festgenommen, doch leitete die Polizei diverse Verfahren ein, darunter 14 wegen mutmaßlicher Mindestlohnverstöße, zwei wegen mutmaßlich illegaler Beschäftigung, zwei aufgrund des Verdachts des illegalen Aufenthalts, zwei wegen Vorenthaltens von Arbeitsentgelt und eines wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Eine Shisha-Bar in Aurich wurde aufgrund von Brandschutzverstößen geräumt und geschlossen.
Die Durchsuchungen dauerten an vielen Orten bis in die frühen Morgenstunden. Die Behörden sind sich sicher, dass dieser Schlag das kriminelle Netzwerk nachhaltig stören wird und die Region einen wichtigen Schritt zur Eindämmung der Clan-Kriminalität gemacht hat
Es ist nicht der erste Schlag der von Polizei, Zoll und Steuer gegen die Clan-Kriminalität. Bereits vor gut einem Jahr hatte es eine ähnliche, erfolgreiche Aktion gegeben.