Leer/Ostfriesland Die Metal-Band „Circuit Breach“ aus Hannover hat den diesjährigen „Plattsounds“-Wettbewerb gewonnen. Das Live-Finale ging am vergangenen Sonnabendabend im Leeraner Zollhaus über die Bühne. Auch die Weeneraner Lokalmatadoren „Dirty Dip“ hatten Grund zur Freude und das sogar doppelt. Sie sicherten sich den Publikumspreis, der im Vorfeld per Online-Voting ermittelt worden war. Darüber hinaus belegten die Rheiderländer in der Jury-Wertung den dritten Rang. Auf Platz zwei landeten „Terraform“ aus Celle. Insgesamt waren am Sonnabend zwölf Bands aus ganz Niedersachsen am Start. Ursprünglich hatten sich 13 Bands qualifiziert. Die Punk-Formation „Das Bildungsbürgertum“ aus Westerstede musste krankheitsbedingt kurzfristig absagen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Annie Heger, bekannt als Sängerin des Duos „Deichgranaten“.
Die Jury, in der unter anderem NDR-Reporter Frank Jakobs und die zweite „Deichgranate“ Insina Lüschen saßen, hat sich die Entscheidung nach eigenem Bekunden wieder nicht leicht gemacht. Demnach lagen auf den diversen Wertungsbögen mehrere Bands dicht beieinander. „Schafft es der Song es, Platt moderner oder cooler wirken zu lassen?“ lautete eines der Auswahlkriterien. Neben der Qualität der Songtexte spielten das Hit-Potenzial und die Bühnenperformance eine tragende Rolle. Gleichmaßen wichtig waren Komposition, Arrangement und Originalität der Musik. Was Letzteres betraf, hinterließen die Jungs von „Circuit Breach“ tatsächlich den mit Abstand nachhaltigsten Eindruck. Ihr Song mit dem etwas kryptisch anmutenden Titel „Apotheosis III: Duality“, der von einer Flucht aus einer toxischen Beziehung handelt, klang von den ersten Note an kraftvoll und dynamisch. Einmal mehr bewiesen „Circuit Breach“ damit, dass die raue plattdeutsche Sprache und harter Metal-Sound absolut kompatibel sind.
Die Welt mit ihrer Kunst ein bisschen besser zu machen, haben sich „Terraform“ auf die Fahnen geschrieben. Mit dieser Philosophie konnten die Indie-Rocker aus Celle bereits vor ihrem Auftritt einige Sympathiepunkte einheimsen und diese dann noch steigern, als Annie Heger laut vorlas, was die Band im Fragebogen zu ihrer Bewerbung für den „Plattsound“-Contest eingetragen hatte: „Platt klingt nach Zuhause, nach Lebenserfahrung, nach einem Stück Geborgenheit in rauen Zeiten, als würde man im Herbst bei Oma in der Küche stehen und warten, dass die Kartoffelpuffer fertig sind.“ Es sei eine der „schönsten Liebeserklärungen an die plattdeutsche Sprache“ gewesen, die sie je gehört hätte, meinte die Moderatorin. Fast folgerichtig konnten „Terraform“ mit ihrem Song „Tiedenspeel“ sowohl bei der Jury als auch beim Publikum ordentlich punkten.
Das galt genauso für „Dirty Dip“, die allein schon deshalb eine Ausnahmeerscheinung waren, weil sie einen selbst komponierten plattdeutschen Text gesungen haben. Fast alle anderen Beiträge lagen ursprünglich zunächst entweder in einer englischen oder hochdeutschen Version vor und mussten von den jeweiligen Landschaftsbüros erst ins Plattdeutsche übersetzt werden. „Dook up Land“ erzählt von einer unruhigen Heimfahrt nach einer offensichtlich recht feuchtfröhlich verlaufenen Nacht und mündet in der kurzweiligen Refrainzeile: „Dat uns hier keen een sücht. Stay on the road. Fohr neet in’t Schloot. In Düstern sünne Lücht“.
Ungeachtet dessen hatten „Dirty Dip“ die undankbare Aufgabe, als letzte Band anzutreten und darüber hinaus noch mit technischen Problemen zu kämpfen. Nichtsdestotrotz hat die Sound- und Licht-Crew im Zollhaus insgesamt einen exzellenten Job gemacht. Immerhin spielte jede Band nur einen Song, und anschließend war sofort die nächste dran. Für den Umbau blieben daher lediglich wenige Minuten. Und wenn es doch ein bisschen länger dauerte, sprang Moderatorin Annie Heger gekonnt redegewandt in die Bresche.
Die meisten übrigen Teilnehmenden rangierten wie eingangs schon erwähnt punktemäßig knapp hinter den Platzierten. Der zweite Beitrag aus Ostfriesland, „Allerbest“ von der Folk-Pop-Formation „Dropout“, war ebenfalls ein von der Band selbst getexteter Song, dessen Performance mit einem glitzernden Knalleffekt am Schluss sehr gut beim auch ansonsten bestens aufgelegten und stets fairen Zollhaus-Publikum ankam. Und vielleicht machen es ja einige so wie Mateo Fuchs. Der Singer-Songwriter verkündete am Sonnabend jedenfalls, dass er sein „Hüttenlied“ für sein nächsten Album nicht wie er es eigentlich geplant hatte in der hochdeutschen, sondern in der plattdeutschen „Plattsounds“-Version „Dat Leed van mien Kaat“ aufnehmen und veröffentlichen will.
Für ihren Sieg erhalten „Circuit Breach“ ein Preisgeld von 1000 Euro. Die Zweitplatzierten von „Terraform“ durften einen Scheck in Höhe von 600 Euro mit nach Hause nehmen. Die gleiche Summe fließt in die Bandkasse von „Dirty Dip“, da sowohl der Publikumspreis als auch der dritte Platz jeweils mit 300 Euro dotiert waren.